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20.09.2019 Andreas Jenzer: «Formel 2 wäre ein zu schwerer Rucksack»
Jenzer andreas 2019 Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Seit mehr als 25 Jahren im Geschäft: Andreas Jenzer

Seit mehr als 25 Jahren ist Jenzer Motorsport die Adresse für den Nachwuchsrennsport in der Schweiz. Erst kürzlich hat das Team um Rennstallbesitzer Andreas Jenzer in Monza sein erstes Rennen in der neuen FIA Formel 3 gewonnen. Grund genug, um dem Lysser Nachwuchsförderer einen Besuch abzustatten.

Ihr habt in Monza dank dem Japaner Yuki Tsunoda euer erstes Rennen in der neuen Formel 3 gewonnen. Ein spezieller Sieg?
Es hat eine spezielle Bedeutung, weil die Serie nun Formel 3 heisst. Aber die Siege in der Vorgängerserie GP3 sind deswegen nicht weniger bedeutungsvoll gewesen. Schliesslich hatte die GP3, als sie 2010 mit uns aus der Taufe gehoben wurde, auch 30 Autos am Start. Was den Sieg speziell macht, ist die Tatsache, dass es dieses Jahr nicht vielen Teams gelungen ist, in der F3 zu gewinnen. Und das obendrauf noch mit einem Rookie. Das ist eine schöne Geschichte.

Acht von zehn F3-Teams halten sich ein F2-Team. Oder haben zumindest eine enge Partnerschaft. Jenzer ist eines von zwei Teams, welches diesem Trend nicht folgt. Warum?
Das ist eine Kostenfrage. Jenzer Motorsport ist in der Formel 3 das kleinste Team. Wir haben keinen grossen Investor oder Milliardär im Rücken. Trotzdem ist unsere Basis stabil. Ich betrachte es nicht als Nachteil, kein F2-Team zu haben. Es wäre für uns nur ein zusätzlicher Rucksack, den wir als Firma im Moment nicht tragen könnte. Es sei denn, man würde ein anderes Team übernehmen. Aber in der Regel sind oft nur die schlechten Teams bereit, ihre Infrastruktur zu verkaufen.

Du hast in diesem Jahr zwei red-Bull-Junioren in deinen Teams: Tsunoda in der Formel 3, der Brite Jonny Edgar in der italienischen Formel 4. Wie ist Red Bull auf dich zugekommen?
Das passiert bei Helmut Marko in der Regel von einem Tag auf den anderen. Bei Tsunoda hat er mich 14 Tage vor dem Rennen in Suzuka angerufen. Ich kannte Yuki nicht einmal. Aber alles ging sehr rasch und reibungslos über die Bühne. Bei Edgar war es ganz ähnlich.

Wirst du auch nächstes Jahr auf die Zusammenarbeit mit Red Bull zählen können?
Das weiss ich noch nicht. Marko ändert seine Strategie immer wieder.

Ist es für dich ein Zeichen von Wertschätzung, wenn Red Bull zu dir kommt und dir ihre Fahrer anvertraut?
Ja, wir sind sehr zufrieden mit dieser Konstellation. Und ich glaube, wir haben diese beiden Fahrer bisher auch ganz gut auf Kurs gebracht. Für mich ist Yuki das grösste Talent im Red-Bull-Kader. Obschon er am wenigsten Erfahrung hat. Ich würde behaupten, dass es eine Spezialität von Jenzer Motorsport ist, Fahrer, die noch keine grossen Erfolge ausweisen können, mit einer intensiven Betreuung zu unterstützen.

Jenzer Motorsport ist in der Formel 3 das Team, das sich während der Saison am meisten gesteigert hat. Wie erklärst du dir das?
Wir waren zu Beginn der Saison offenbar nicht in der Lage, gleich viele und gleich gute Daten zu sammeln, wie es anderen Teams gelungen ist. Das mag an den finanziellen Möglichkeiten und oder an den Werkzeugen, die man zur Verfügung hat, liegen. Uns war dies erst möglich, nachdem das Auto im Windkanal von Sauber getestet wurde. Dieser Test wurde von allen Teams finanziert. Und jeder hat danach dieselben Daten erhalten. Wir haben, wie es scheint, daraus die richtigen Rückschlüsse gezogen. Seither zeigt unsere Kurve nach oben.

Es gab eine Zeit, da hatte die Schweiz mit Leimer, Müller, Niederhauser, Tuscher, Fontana und Zanella eine Vielzahl von Fahrern gestellt. Ist im Moment im Nachwuchsbereich ein Vakuum vorhanden?
Auf F3-Ebene gibt es zurzeit nur einen, mit dem man vernünftig planen kann: Das ist Fabio Scherer. Unterhalb tummeln sich noch ein paar in der Formel 4 oder der Formel Renault. Wie etwa Axel Gnos, der bei uns fährt. Oder Grégoire Saucy und Patrick Schott. Aber die sind allesamt noch nicht reif für höhere Aufgaben.

Was spricht dafür, was dagegen, dass man ein Förderprogramm, wie es zwischen 2013 und 2015 schon einmal gegeben hat, wiederaufleben lässt?
Dagegen spricht gar nichts. Ich wünschte mir, dass wir das wieder aufleben lassen könnten. Fahrer, die als Kommunikatoren auftreten könnten, gibt es in der Schweiz genug. Stell dir vor, wie das für 14- oder 15-Jährige ist, wenn sie von einem Nico Müller, Patric Niederhauser oder Neel Jani gecoacht werden würden. Ja, ich hoffe wirklich sehr, dass wir da in naher Zukunft wieder etwas auf die Beine stellen können.

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