Die Saison 2024 ist Geschichte, die Trophäen sind überreicht – höchste Zeit also für die Meisterporträts. Teil 5: Philip Egli, Schweizer Slalom-Meister.
Am 13. Oktober 2013 sicherte sich Philip Egli in Ambri seinen ersten Tagessieg im Rahmen der Schweizer Slalom-Meisterschaft. Seit diesem Triumph sind 53 weitere Tagessiege dazugekommen! Damit ist Egli der erfolgreichste Schweizer Slalom-Pilot. Aber nur gemessen an Siegen. In Sachen Titeln hatte Egli bisher immer das Nachsehen. Und das hatte einen reglementarischen Hintergrund: Weil der Formel-3-Pilot in seiner Fahrzeugkategorie E2-SS für einsitzige Rennwagen stets weniger Konkurrenten hatte, konnte er noch so viele Tagessiege erringen. In der Endabrechnung machte er Zweiter (2016) oder noch öfters Dritter (2014, 2015, 2018, 2021-2023).
In diesem Jahr ist dem inzwischen 40-jährigen Slalom-Spezialisten dank einer Regeländerung endlich der grosse Traum in Erfüllung gegangen. Egli sicherte sich zum ersten Mal in seiner Karriere den Slalom-Titel. Allerdings fiel ihm dieser alles andere als in den Schoss. Schon beim Doppellauf in Ambri wurde es sehr, sehr eng. Am Samstag setzte sich Egli gegen Dauerrivale Lukas Eugster mit einem Vorsprung von 0,26, am Sonntag um 0,07 Sekunden durch. Und in Chamblon beim Finale musste er im zweiten Lauf alles aus sich und seinem Dallara F393 pressen, um das Blatt noch zu seinen Gunsten zu wenden. «Ich musste gegenüber der Bestzeit von Ryter im ersten Lauf 2,2 Sekunden finden», sagt Egli. «Als ich zur Startlinie gerollt bin, habe ich mich schon gefragt, wie soll das nur gut gehen?»
Es ging gut. Und Egli sicherte sich auch den Tagessieg im sechsten Rennen. Auf die Frage, wo er denn noch Zeit gefunden hatte, meinte er: «Überall ein Bisschen…» Die Freude über den Titelgewinn war jedenfalls gross. Tränen der Erleichterung flossen. Und das Schöne daran: Im Fahrerlager gab es wohl niemand, der Egli den Titel nicht gönnte. Der seit Jahren in Zürich wohnhafte Glarner ist ein Sympathieträger. Und das ist nicht ganz selbstverständlich. In vielen Sportarten machen sich Seriensieger irgendwann unbeliebt. Bei Egli ist das anders. Vielleicht, weil es ihm so viele Jahre eben nie zum Titel reichte; vielleicht aber auch, weil er einfach bodenständig ist.
Zum Rennsport kam Egli 2011. Damals fuhr er noch einen VW Scirocco in der LOC-Meisterschaft bis 2000 cm3. Auch 2012 trat der heutige Bauführer bei der Klotener Specogna AG mit dem VW an. Erst 2013 wechselte er seinen fahrbaren Untersatz. «Der Scirocco war von der Technik am Limit. Also bin ich 2012 wegen eines Inserates in den Jura gefahren und fand einen Formel 3, der einst Jo Zeller gehörte, vor. Ich war auf der Suche nach etwas, das zu meinem Budget passte und mit dem ich Spass haben konnte.» 2015 kam dann ein zweiter Formel 3 dazu. Der Rest ist Geschichte.
In der kommenden Saison tritt Egli zum ersten Mal als Meister und Neo-Papa an. Das Ziel ist klar: Er will seinen Titel verteidigen. Aber in erster Linie will er Spass haben. «Ich liebe diesen Sport und ich geniesse jedes Rennen.» Das nächste Etappenziel könnte Egli bereits vor dem Saisonende erreichen: der 60. Tagessieg!
Schweizer Rennfahrer haben 2024 auf internationalem Niveau manch einen Titel geholt. Einen ganz speziellen Triumph feierte Ranko Mijatovic (38). Als erster Schweizer gewann er die NLS.
Die Langstreckenmeisterschaft Nürburgring ist eine der erfolgreichsten Breitensportserien in Europas Motorsportszene. Seit 1977 wird sie ausgetragen. Lange kannte man sie unter dem Namen VLN (Veranstaltergemeinschaft Langstreckenmeisterschaft Nürburgring). Seit 2020 heisst sie NLS (Nürburgring Langstrecken-Serie). Einem Schweizer oder einer Schweizerin ist es bisher nicht gelungen, die Meisterschaft zu gewinnen. Bisher! Am vergangenen 16. November hat sich das geändert. Mit Ranko Mijatovic hat sich der erste Eidgenosse in die NLS-Champions-Liste eingetragen. Zusammen mit seinen Teamkollegen, dem Deutschen Sven Markert und dem Briten Toby Goodman, gewann der 38-Jährige aus Egerkingen (SO) sechs der acht Rennen (bei zwei Streichresultaten).
«Ich wusste lange Zeit gar nicht, dass es noch nie einem Schweizer gelungen war, die NLS respektive die VLN zu gewinnen», sagt Mijatovic, dessen Eltern vor mehr als 35 Jahren aus dem ehemaligen Jugoslawien in die Schweiz einwanderten. «Umso stolzer macht es mich, dass ich der erste Schweizer bin, der die Meisterschaft gewinnen konnte.»
Mijatovic ist ein motorsportlicher Spätzünder, sieht man einmal davon ab, dass er in seiner Jugend «Gran Turismo» spielte. Seine ersten Schritte im Rennsport unternahm der zweimalige Schweizer Kickbox-Meister vor rund sechs Jahren. «Ich hatte mir damals ein Rennkart gekauft und habe dann sogar zwei Tage auf einem Formel Renault getestet. Aber aufgrund des Budgets habe ich mich dann für die DMV-BMW-Challenge entschieden.»
Schon früh lernte Mijatovic die Schattenseite des Rennsports kennen. In seinem zweiten Rennen crashte er in Oschersleben, «sodass ich ein halbes Jahr aussetzen musste». Doch er kam zurück und wollte unbedingt auf der Nordschleife fahren. Die berüchtigte «Grüne Hölle» kannte er von Touristenfahrten mit seinem um 300 Kilogramm abgespeckten BMW E92. Und nach dem Erlangen des Permit B fuhr er 2020 seine ersten beiden Rennen. Bis einschliesslich 2023 hatte er auf seinem BMW 330i gegenüber dem Klassenprimus (Adrenalin Motorsport) oft das Nachsehen. Auf diese Saison wechselte Mijatovic zur Konkurrenz und gewann auf Anhieb die ersten vier Rennen. Danach fehlte der Inhaber der Carrosserie Ponticelli aus Kappel (SO) für zwei Rennen – u.a. wegen einer Hochzeit. Erst bei der 55. Adenauer ADAC Rundstrecken-Trophy griff Ranko wieder ins Lenkrad. Und wieder gewannen er und seine Teamkollegen.
Hoffnungen, dass es diesmal vielleicht mit dem Titel klappen würde, hatte Mijatovic zu dieser Zeit aber keine. «Ich hatte mich innerlich bereits mit einem zweiten oder dritten Schlussrang zufrieden gegeben. Ich wusste, dass die #962 vom Team W&S Motorsport beim Finale ihre Klasse zwar wie wir auch gewinnen muss, doch angesichts des bisherigen Saisonverlaufs bin ich davon ausgegangen, dass ihr das problemlos gelingt.» Doch wie sagt man so schön: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Doch bevor Mijatovic jubeln durfte, sah er seine Felle gleich nochmals davonschwimmen. «In unserem Auto leuchtete das ganze Jahr über immer wieder das ESP. Als ich meine Trainingsrunden absolvierte, kam noch das ABS dazu. Allerdings hatte ich das übersehen.» So kam der BMW 240i am Haken zurück an die Box. Und auch im Qualifying lief es nicht besser. Wieder ABS, wieder Reifenstapel. «Ich hatte das Vertrauen komplett verloren», sagt Ranko, der im Rennen den ersten Stint übernahm. Diesmal leuchtete nichts, doch der Fahrer war verunsichert. «Ich spürte vorne rechts Vibrationen und kam nach zwei Runden zum Fahrerwechsel an die Box.» Weil Mijatovic einen Doppelstart machte, stieg er später auf den Porsche Cayman GT4 seines Teams um. Als er mit diesem aus dem berühmten «Karussell» beschleunigen wollte, gab es gelbe Flaggen – und wer stand da? Die Nummer 962…
«Ich konnte es nicht glauben», sagt Mijatovic – ohne Schadenfreude. «Ich sass in diesem Porsche, hatte das ganze Wochenende über Probleme mit dem BMW und doch lagen wir plötzlich auf Meisterkurs.» Die letzten Minuten verbrachte Mijatovic an der Box. Banges Warten war angesagt. Doch am Ende durfte er als erster Schweizer über den Titel in der NLS jubeln.
Wie es mit Ranko 2025 weitergeht, steht noch in den Sternen. Klar würde ihn auch mal eine andere Serie reizen, aber die Nordschleife ist sein Zuhause. Und weil BMW angekündigt hat, 2026 ein neues Auto auf Basis des M2 zu bringen, ist man geneigt zu sagen, dass Mijatovic wohl noch ein paar Jährchen in der «Grünen Hölle» fährt. Na ja, wieso eigentlich nicht? Es gab ja auch noch nie einen Schweizer, der an der Nordschleife seinen Titel erfolgreich verteidigt hat.
Die Saison 2024 ist Geschichte, die Trophäen sind überreicht – höchste Zeit also für die Meisterporträts. Teil 3: Bruno Sawatzki, Schweizer Berg-Meister bei den Tourenwagen.
Bruno Sawatzki ist der einzige Schweizer Automobilsport-Meister 2024, der seinen Titel erfolgreich verteidigen konnte. Wie im Vorjahr hat sich der in Balzers (FL) wohnhafte 54-Jährige das Leben aber selber schwer gemacht. 2023 hatte er am Gurnigel – den siebten Klassensieg im siebten Rennen vor Augen – einen Fehler gemacht. Zum Glück für Sawatzki war damals an seinem Porsche 991.1 Cup nur der Auspuff krumm. «Hätte es die Ölleitungen erwischt», meinte Sawatzki damals, «hätte ich im dritten Durchgang zuschauen müssen.»
In dieser Saison kam Sawatzki beim dritten SM-Lauf in Reitnau vom richtigen Weg ab. Wie am Gurnigel leistete sich der Vorjahres-Tourenwagenmeister im ersten Durchgang einen Fahrfehler. Ähnlich wie sein Mentor Christoph Zwahlen in La Roche kam Sawatzki mit seinem Porsche 991.1 Cup hinten rechts auf eine Grasnarbe. «Weil auf den hinteren Rädern so viel Grip herrscht, bin ich abgeflogen», sagt Sawatzki. Diesmal hatte der Fehler Konsequenzen. Zwar wurde Sawatzkis Porsche auch diesmal wieder flott gemacht, doch weil in Reitnau aus Zeitgründen nur zwei Läufe ausgetragen werden konnten, kassierte der bis dato mit Roger Schnellmann gleich auf liegende Rheintaler einen Nuller.
Die Flinte warf Sawatzki deshalb aber noch lange nichts ins Korn. «Wenn ich die restlichen Rennen gewinne – eines davon in neuer Rekordzeit – könnte der Plan von der Titelverteidigung doch noch aufgehen.» Bis und mit Gurnigel ging der Plan auf. Und als Schnellmann für das Finale in Les Paccots «Forfait» geben musste, war klar: Um Meister zu werden, müsste Sawatzki im letzten Rennen «lediglich» schnellster IS-Pilot sein. Ein neuer Rekord war gar nicht nötig. Dass es anders kam und Sawatzki trotzdem Meister wurde, ist eine Geschichte für sich, die wir an dieser Stelle nicht mehr neu aufkochen… (siehe News vom 19.9.2024)
In der kommenden Saison will Sawatzki seinen Titel abermals verteidigen. Schon jetzt weiss er, wo neue Rekorde möglich sind: «Bei den Rennen in Hemberg, Reitnau, Anzère, Les Rangiers und am Gurnigel liegt sicher etwas drin», sagt Sawatzki. Fast noch wichtiger als die Rekorde wäre für Sawatzki 2025 allerdings eine fehlerfreie Saison. Leicht werde das allerdings nicht, meint er. «Eigentlich kann ich sehr gut mit Druck umgehen, aber die Konkurrenz schläft nicht und ist mir dicht auf den Fersen. Einer wie Stephan Burri ist mit seinem Scirocco stets eine Gefahr. Und wenn die Winigers mit ihren GT3-Porsches kommen, kann ich mich auch nicht ausruhen. Aber ich werde wie immer versuchen, mein Bestes zu geben.»
Auch beruflich hat Sawatzki inzwischen mehr mit Autos zu tun als bisher. Der Gründer der Maschinenbaufirma Sawatec in Sax (SG) ist zwar immer noch Anteilseigner, arbeitet aber inzwischen bei der Sportgarage in Nendeln (FL).
Die Schweizer Rallye-Meisterschaft war 2024 bis zum Finale im Wallis eine sehr spannende Angelegenheit. sport-auto.ch blickt mit seinem Jahrbuch zurück und lässt die Saison mit tollen Bildern Revue passieren.
Zum dritten Mal hintereinander haben die Kollegen von sport-auto.ch ein Jahrbuch zur Schweizer Rallye-Meisterschaft herausgegeben. Vorgestellt wurde dieses am vergangenen Freitag in Nyon von einem fünfköpfigen Autoren/Fotografen-Team bestehend aus Sébastien Moulin, Baptiste Aebi, Nuno Ferreira, Lise Gaudin sowie Sarah Baudat.
Auf 208 Seiten (mit 290 Fotos) wird die Schweizer Rallye-Meisterschaft 2024 Lauf für Lauf nochmals in Wort und Bild zusammengefasst. Weitere Themen wie «Die Entwicklung der Schweizer Rallyes angesichts der Umweltherausforderungen», «VHRS und VMRS – die Gleichmässigkeit im Mittelpunkt» sowie Interviews mit den Champions von 2024, Michaël Burri und Eddy Bérard, und eine Rückblende auf die Rallyes in den Jahren 1984, 1994, 2004 und 2014 runden das Werk ab. Das Vorwort stammt in diesem Jahr vom ehemaligen Star der Rallye-Weltmeisterschaft, François Delecour.
RALLYE 2024 von Sébastien Moulin, Baptiste Aebi, Nuno Ferreira, Lise Gaudin und Sarah Baudat, 208 Seiten im Format 29,7 x 21 cm mit 290 Fotos, Hardcover. Preis Fr. 68.– plus Porto und Verpackung. Erhältlich beim Herausgeber unter www.sport-auto.ch/livre oder im Buchhandel (ISBN 978-2-8399-4439-7).
Die Schweizer Berg-Meisterschaft 2024 ist in den Büchern. Auf die neue darf man sich jetzt schon freuen. Denn mit Marcel Steiner kommt der Meister von 2023 zurück und fährt wie Faustini und Amweg einen Nova Proto!
Viele Möglichkeiten hatte Marcel Steiner nicht. Nach der Trennung mit LobArt (siehe Link), standen für den Berg-Champion von 2023 eigentlich nur drei Optionen offen: Aufhören oder Weitermachen – entweder mit einem Revolte- oder einem Nova-Chassis. Steiner entschied sich für Letzteres. Damit gehen 2025 mit Robin Faustini, Thomas Amweg und eben Steiner drei Fahrer mit einem 3l-Sportwagen des französischen Herstellers an den Start. Ein vierter (Joël Volluz) steht mit einem kürzlich erstandenen Norma ebenfalls in den Startlöchern. Dazu aber zu einem späteren Zeitpunkt mehr.
Obwohl es sich bei Steiner, Faustini und Amweg allesamt um Novas handelt, sind die Autos nicht identisch. Steiner wird die neuste Ausbaustufe erhalten. In dieser sitzt der Fahrer in der Mitte. Das hat Vorteile, wenngleich Steiner bezüglich Schwerpunkt und Lastenverteilung abwinkt. «Wir haben schon im LobArt, in dem ich tendenziell weiter links sass, die Gewichtsverteilung gut hingekriegt», sagt Steiner. «Aber ein Vorteil ist es trotzdem. Wenn du in der Mitte sitzt, ist das Gefühl in einer Linkskurve dasselbe wie in einer Rechtskurve. Ausserdem bietet dir die mittige Position etwas mehr Sicherheit. Du hast links und rechts gleich viel Knautschzone. Beim LobArt wäre ein Einschlag auf der linken Seite unangenehmer gewesen als einer von rechts.»
Auch in Sachen Motor gibt es Unterschiede. Zumindest zwischen Steiner und Faustini, wenngleich beide einen 1,75-Liter-Turbo verwenden. Während in Steiners Nova der Helftec-Turbo, den er schon im LobArt eingesetzt hatte, zum Einsatz kommt, schnurrt in Faustinis Heck weiterhin ein Turbo-Motor – auf Basis des Honda-K20-Triebwerks – der französischen Motorenschmiede Emap Motors.
Bis Steiner zum ersten Mal in seinem neuen Fahrzeug sitzt, wird es noch ein Weilchen dauern. «Wir werden den Nova voraussichtlich erst Ende Februar kriegen», meinte Steiner am Montagnachmittag auf der 1000 Kilometer langen Rückfahrt vom Nova-Werk am Fusse der Pyrenäen. Bis alle Innereien verbaut sind, wird es sicher bis Mitte April dauern. «Nova muss die Getriebeanbindung machen, Helftec die Halterung für den Motor. Im Moment kann ich es noch nicht abschätzen, bis wann wir fertig sind.»
Ein Fernziel hat sich Steiner und sein Team dennoch gesetzt: das Bergrennen am Rechberg in Österreich am 26./27. April 2025. Richtig los geht es für ihn dann am 14./15. Juni. Noch ist nicht klar, welchen der beiden SM-Läufe Steiner absolvieren wird: «Ich weiss noch nicht, ob ich in Hemberg oder in La Roche fahren werde», sagt Steiner. «In La Roche käme ich aufgrund der längeren Strecke mehr zum Fahren. Am Hemberg hätte ich kürzere Läufe und könnte daher verschiedene Sachen testen. Grundsätzlich geht es mir wohl so, wie den meisten: Am liebsten würde ich an beiden Orten fahren!»