Die Favoriten haben sich beim dritten Lauf zur Schweizer Berg-Meisterschaft 2022 von Ayent nach Anzère durchgesetzt. Allen voran Tagessieger Eric Berguerand – mit einem neuen Streckenrekord.
Eric Berguerand hat schon 2019 – in der letzten Berg-Saison vor Corona – neue Massstäbe gesetzt. In diesem Jahr legt der 43-Jährige aus Charrat bei Martigny (VS) nochmals nach. Bei seinem Heimrennen hat Berguerand schon im Training am Samstag in 1:25,668 min eine neue, inoffizielle Bestzeit in den Asphalt gestanzt. Doch das reichte dem Mann im schwarzen Lola FA99 offenbar nicht. Im ersten Lauf am Sonntagmorgen nutzte Berguerand die guten Bedingungen und verbesserte den bisher bestehenden Streckenrekord um mehr als zweieinhalb Sekunden auf 1:24,240 min, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 149,57 km/h entspricht.
Auch im zweiten und dritten Lauf fuhr Berguerand jeweils Bestzeit. Allerdings liess er es da für seine Verhältnisse gemütlich angehen. In der Addition der beiden schnellsten Läufe hatte der Fahrer aus dem Team «Atelier de la Tzoumaz» am Ende 5,8 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten Marcel Steiner. Der Berner kam Berguerand nach zwei dritten Plätzen in den ersten beiden Rennen am nächsten, war aber gegen den sechsmaligen Schweizer Meister chancenlos. «Ich habe nach der Bestzeit von Eric im Training vermutet, dass da noch mehr kommt», sagt Steiner. «Ehrlich gesagt bin ich nicht gerade langsam den Berg hochgefahren. Aber ich hätte nicht gewusst, wie ich ihn schlagen kann. Wir sind mit unserem LobArt-Honda-Turbo immer noch in einer Lernphase. Immerhin hat es diesmal zu Platz 2 gereicht.»
Hinter Berguerand und Steiner sicherte sich Robin Faustini auf seinem Osella FA30 den dritten Platz. Knapp 1,4 Sekunden fehlten dem jungen Aargauer in der Addition der beiden schnellsten Rennläufe auf Steiner. Platz 4 ging an Rückkehrer Joël Volluz (ebenfalls auf Osella FA30). Der Walliser, der beim zweiten Bergrennen der Saison in La Roche noch mit Kupplungsproblemen aufgeben musste, deutete mit drei konstanten Läufen unter 1:30 min an, dass er auf dem Weg zur alten Form ist. «Ich habe das Vertrauen und die Freude zurückgewonnen», sagt Volluz. «Auch wenn die Zeiten noch nicht wirklich herausragend sind. Aber das wird alles noch kommen.»
Platz 5 in der Endabrechnung sicherte sich ein weiterer Walliser: Joël Grand. Der 35-Jährige verbesserte den Streckenrekord in seiner Klasse um zehn Sekunden und liess in seinem 1000 cm3 starken Osella PA21 JRB erneut Michel Zemp im Norma M20 FC hinter sich. «Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung», meint Grand. «Ich war in allen drei Läufen schneller als Michel – und das mit einem hubraumschwächeren Motor.»
Bei den Formelautos bis 2000 cm3 hiess der Sieger Philip Egli. Der Slalom-Spezialist fuhr mit seinem Dallara-F3 drei konstante Läufe und war in der Endabrechnung 2,6 Sekunden schneller als Joël Burgermeister. Platz 3 ging an Rückkehrer Roland Bossy. Der Jurassier kam Burgermeister nach einem durchzogenen ersten Lauf mit zwei beachtlichen Zeiten im zweiten und dritten Durchgang bedrohlich nahe. Am Ende fehlte Bossy nur knapp eine halbe Sekunde!
Reto Meisel als schnellster Tourenwagenfahrer belegte im SCRATCH Rang 7 und lag damit noch vor Egli. Nach dem ersten Durchgang sah es für Meisel nicht sehr gut aus. Ein zu knapp bemessener Seilzug am Mercedes SLK 340 verursachte einen Kupplungsschaden. «Wir mussten die Kupplung tauschen und hatten dafür nur eineinhalb Stunden Zeit», sagt Meisel. Mit neuer Kupplung kam Meisel im zweiten Lauf dann deutlich flotter vorwärts. In 1:34,865 min liess sich der Leader in der Tourenwagenwertung ebenfalls eine neue Rekordmarke gutschreiben. Nach drei Durchgängen hatte er zwei Sekunden Vorsprung auf Roger Schnellmann (Mitsubishi Evo 8) und elf Sekunden auf IS-Gewinner Frédéric Neff (Porsche 996 GT2 R), der nach zwei Nullern in Hemberg und La Roche zum ersten Mal in diesem Jahr die Zielflagge sah und sich als bester Porsche-Fahrer um 0,2 Sekunden gegen Markenkollege Bruno Sawatzki durchsetzte.
Einen dreifachen Opel-Kadett-Sieg gab es in der mit 20 Fahrern besetzten Interswiss-Klasse bis 2000 cm3. Es gewann Jürg Ochsner ganz knapp vor Marco Geering und Philip Niederberger. Auch in der Klasse bis 2500 cm3 lag mit Armin Banz ein Opel-Kadett-Fahrer ganz vorne. In der IS bis 3500 cm3 setzte sich in Anzère Dominic von Rotz (Audi A4) gegen die schnellste Dame, Vanessa Zenklusen, durch.
Die E1 bis 1600 cm3 wurde einmal mehr von Martin Bürki dominiert. Der Sieg im teilnehmerstarken Feld, der E1 bis 2000 cm3, ging wie schon in La Roche an Sébastien Coquoz (Opel Kadett C) vor Reto Steiner (Ford Escort) und Christian Darani (Fiat X1/9). In der hubraumstärkeren Klasse bis 2500 cm3 setzte sich Benoît Farine (Honda CRX) durch. Einen tollen Zweikampf lieferten sich auch Hermann Bollhalder (Opel Speedster) und Martin Oliver Bürki (BMW E33) in der E1 bis 3000 cm3, wobei Bollhalder diesmal das bessere Ende für sich behielt.
Im Renault Classic Cup triumphierte diesmal Philip Krebs. Der Berner Ex-Champion verwies den bisher zweifachen Saisonsieger Denis Wolf um etwas mehr als eine halbe Sekunde auf Platz 2. Dritter wurde Michael Schläpfer. Durch den Sieg von Krebs ist bei Halbzeit der Schweizer Berg-Meisterschaft Martin Bürki alleiniger Führender im Bergpokal.
Mehr über das Bergrennen von Ayent – Anzère erfahren Sie unter www.ayent-anzere.ch
Und so geht es weiter:
19.-21. August, St.Ursanne – Les Rangiers
27./28. August, Oberhallau
10./11. September, Gurnigel