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23.10.2019 Ballinari: «Als Beifahrer fehlte mir das Lenkrad!»
Ballinari ivan 2019 Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Ivan Ballinari: Schweizer Rallye-Meister 2019

Teil 5 unserer Serie «Die Schweizer Meister im Porträt»:

Ivan Ballinari hat zum zweiten Mal nach 2018 die Schweizer Rallye-Meisterschaft gewonnen. Das Image der ewigen Nummer 2 hat der Tessiner damit endgültig abgelegt.

Ivan Ballinari hat 2018 als erster Tessiner die Schweizer Rallye-Meisterschaft gewonnen. Die Freude darüber war überschwänglich. Ein Traum sei in Erfüllung gegangen, sagte er damals. Und heute? Ein Jahr später steht der 42-jährige aus Vernate bei Lugano zum zweiten Mal als Schweizer Rallye-Meister fest. Diesmal hat er schon vor Ablauf der Saison den Titel im Sack. Gefeiert wurde deshalb schon ausgiebig bei der Rally del Ticino, der Heimrallye Ballinaris. «Das Gefühl ist nicht dasselbe», sagt der grossgewachsene Ivan. «Der erste Titel war mit mehr Emotionen verbunden. Dieses Jahr sind wir mit weniger Druck in die Saison gestartet. Dennoch freut es mich natürlich, dass wir den Titel nicht nur ins Tessin geholt, sondern ihn auch erfolgreich verteidigt haben.»

Rückblickend kann «Bally» kaum fassen, dass das mit dem Titel geklappt hat. «Als ich 2004 mit einem Peugeot 206 die Cup-Wertung gewonnen habe, war das unglaublich. Nie im Leben hätte ich damals gedacht, dass ich je ganz oben auf einer Ergebnisliste stehen würde.»

Ballinari hat Jahre gebraucht, um es dorthin zu schaffen. Immer wieder gab es Jahre, in denen er nur eine Rallye bestritt. 2006 zum Beispiel. Oder 2008, 2010, 2013 oder 2015. Genauso oft war Ballinari auch Vizemeister – fünf Mal. 2009 stand ihm Florian Gonon vor der Sonne. 2011 Laurent Reuche, 2012 Nicolas Althaus. Und als es 2016 mit dem Ford Fiesta so richtig losging, wies ihn Sébastien Carron zwei Jahre lang in die Schranken. Beinahe wäre der Tessiner zur ewigen Nummer 2 abgestempelt worden, als der Weg 2018 nach Carrons Rücktritt endlich frei war.

Das Motorsport-Gen hat Ballinari schon in jungen Jahren geerbt. Vater Giorgio bestritt Bergrennen und Slaloms auf einem Simca Rallye 3. «Auch ich habe bei Slaloms und lokalen Bergrennen meine ersten Sporen abverdient», erinnert sich Ballinari, der zu Beginn seiner Rallyekarriere auch als Co-Pilot im Einsatz stand. «Das war aber nicht mein Ding. Ich navigierte meinen Vater in einem selber präparierten Peugeot 106 N2 und merkte sehr bald, dass mir was fehlte: nämlich das Lenkrad! Also haben wir unseren Vater behutsam zum Rücktritt bewogen, sodass ich ans Steuer durfte.»

Als der 106er ausgedient hatte, lachte sich Ballinari ein 206-Cup-Auto an. Schon damals sass ein gewisser Giusva Pagani an seiner Seite. Er hat ihn in diesem Jahr bei den Rallyes im Jura und im Tessin navigiert. Bei den restlichen Rallyes sassen entweder Marco Menchini oder Paolo Pianca auf dem Sozius. «Ich glaube, ich bin der erste Schweizer Meister, der in einem Jahr mit drei verschiedenen Co-Piloten gefahren ist. Das zeigt aber auch, dass wir eine eingespielte Truppe sind und der Erfolg nicht nur von einer Person abhängig ist.»

Wenn «Bally» von seiner Mannschaft redet, dann meint er aber nicht nur seine Beifahrer. «Ohne die Scuderia Lugano, Roger Tuning, meine Fans und natürlich meine Frau Laura und meinen Sohn Jules wären all diese Erfolge gar nicht möglich.» Ein Dankeschön geht auch an Signore Dellacasa, der Ballinari vor Jahren die Türen zu den «gröberen» Rallye-Autos aufstiess. Und natürlich auch an Andrea Togni, Chef des Fanclubs, Hauptsponsor und Freund.

Ballinari sonnt sich nicht im Erfolg. Er denkt auch an die Zukunft des Schweizer Rallyesports. Und um den macht er sich Sorgen. «Beim Saisonauftakt waren acht R5-Autos am Start. Beim vierten Lauf waren es noch zwei. Das war keine Werbung für den Sport und wir sollten dringend über die Bücher gehen.» Einen Vorschlag hat Ballinari schon Mitte des Jahres in einem Interview mit ASS gemacht. «Warum nicht zurück zu R2-Autos? Die sind zwar nicht ganz so spektakulär, aber wir hätten vollere Felder, weil sie günstiger in der Anschaffung und im Unterhalt sind.»

Abseits der Rennstrecke führt Ballinari ein ganz gewöhnliches Familienleben. Dass sein Sohnemann schon jetzt Anzeichen eines zukünftigen Rennfahrers zeigt, nimmt «Bally» (noch) mit einem Lächeln hin. «Wenn er spielt, ist oft ein Lenkrad oder etwas, was einem Lenkrad nahe kommt, dabei», sagt der stolze Papa. «Vielleicht hat er ja die Gene von mir. Aber ich werde ihn zu nichts drängen. Er darf selber entscheiden, was er später machen will.» Ballinari ist seit seiner Lehre im Dienste der AMAG. Deshalb ist er auch besonders stolz, dass er seine beiden Titel mit Skoda geholt hat. Und wer weiss: Vielleicht schafft er 2020 ja sogar den Hattrick!

Ivan Ballinari
Titel: Schweizer Rallye-Meister
Alter: 42
Herkunft: Vernate (TI)
Fahrzeug: Skoda Fabia R5

2001 1. Rallye als Co-Pilot seines Vaters auf Peugeot 106 N2
2002 4. Im Peugeot 206 Cup mit Giusva Pagani
2003 14. Gesamtrang auf Peugeot 206 Cup (2. Im Cup mit Pagani)
2004 4. Gesamtrang auf Peugeot 206 Cup (Meister im Cup mit Pagani)
2005 7. Gesamtrang auf Renault Clio + Peugeot 306 Gr.A
2006 17. Gesamtrang auf Renault Clio S1600 (erste Rallyes mit Paolo Pianca)
2007 4. Gesamtrang auf Renault Clio S1600 (mit Pianca)
2008 20. Gesamtrang auf Renault Clio S1600 (mit Pianca)
2009 2. Gesamtrang auf Renault Clio S1600 + Peugeot 207 (mit Pianca)
2010 31. Gesamtrang auf Skoda Fabia S2000 (mit Pianca)
2011 2. Gesamtrang auf Peugeot 207 S2000 (mit Pianca)
2012 2. Gesamtrang auf Peugeot 207 S2000 (mit Pianca)
2013 26. Gesamtrang auf Skoda Fabia S2000 (mit Pianca)
2014 4. Gesamtrang auf Peugeot 207 S2000 (mit Pianca)
2015 20. Gesamtrang auf Ford Fiesta (mit Pianca)
2016 2. Gesamtrang auf Ford Fiesta (mit Pianca/Pagani)
2017 2. Gesamtrang auf Ford Fiesta (mit Pianca/Pagani)
2018 Meister auf Skoda Fabia (mit Pianca/Pagani)
2019 Meister auf Skoda Fabia (mit Pianca/Pagani/Menchini)

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