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30.06.2025 Bergrennen Reitnau: 2-Liter-Piloten verlangen Faustini alles ab
Faustini Eichenberger Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Robin Faustini setzte sich in Reitnau in Rekordzeit durch © Eichenberger

Robin Faustini hat am Wochenende den dritten Lauf zur Schweizer Berg-Meisterschaft 2025 in Reitnau gewonnen. Die grösste Gegenwehr verspürte der amtierende Meister von den 2-Liter-Piloten. Der Sieg bei den Tourenwagen ging haarscharf an Danny Krieg.

Es war heiss und es war spannend. Der dritte Lauf zur Schweizer Berg-Meisterschaft 2025 im aargauischen Reitnau hat alles geboten, was sich Rennfans wünschen: knappe Entscheidungen, dramatische Wendungen und zwei Underdogs die dem Establishment gehörig einheizen. Und das bei Temperaturen – gefühlt weit über dem Siedepunkt.

Einer, der sich von der Hitze nicht aus dem Konzept bringen liess, war Vorjahresmeister Robin Faustini auf seinem Nova NP01 Emap. Der Lokalmatador hatte bei der Eintagesveranstaltung in Reitnau schon vom ersten Training an die Rolle des Platzhirsches übernommen. Allerdings verspürte er von Anfang an den heissen Atem der Konkurrenz im Nacken. Im ersten Training rückte ihm Markenkollege Thomas Amweg bis auf acht Hundertstelsekunden auf die Pelle. Im zweiten Probelauf war es Michel Zemp, der auf seinem 2-Liter-Norma-Helftec, bis auf 14 Hundertstelsekunden an Faustinis Bestzeit herangefahren war.

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Die Top 3 im SCRATCH: Zemp, Faustini und Darbellay © Eichenberger

Zu diesem Zeitpunkt war einer der «Grossen» schon nicht mehr im Rennen: Marcel Steiner musste schon früh am Morgen die Segel streichen, weil sein Nova NP01 Helftec sich erst gar nicht starten liess. «Ein Stecker von der Benzinpumpe ist verschmort», meinte Steiner zähneknirschend. Und als es nach dem Mittag um die Wurst ging, fehlte auch Amweg. Ein Kupplungsschaden, der zur Folge hatte, dass Öl ausgelaufen war, verhinderte die Teilnahme an beiden Rennläufen. «Ich hatte im zweiten Trainingslauf schon starke Vibrationen gespürt», meinte Amweg. «Auf der Rückführung wurde es noch schlimmer.» Bis zum nächsten Rennen in Anzère sollten (beide) das Problem beheben können.

Wer glaubt, dass der Weg für Faustini danach frei war, sieht sich getäuscht. Mit zwei starken Läufen in 47,20 (neuer Streckenrekord!) und 47,30 sec war Faustini zwar zwei Mal Schnellster. Doch die Konkurrenz machte es ihm nicht leicht. Vor allem die beiden 2-Liter-Sportwagen von Zemp und Victor Darbellay. «Am Ende sieht es mit 1,54 sec Vorsprung in der Addition der beiden Läufe wie ein klarer Sieg aus», meinte Faustini. «Aber ich habe zwei Mal wirklich alles geben müssen. Diese Strecke ist für die rund 70 Kilogramm leichteren 2-Liter-Autos prädestiniert. Michel und Victor haben es mir nicht leicht gemacht.» Für Zemp war es (nach Hemberg) bereits der zweite zweite Platz in dieser Saison. Das interne Duell gegen Darbellay gewann er mit 14 Hundertstelsekunden Vorsprung. «Ich bin sehr zufrieden», meinte Zemp. «Von mir aus kann es so weitergehen, obwohl wir natürlich alle wissen, dass Reitnau punkto Streckenlänge und -charakteristik schon eine Gasse ist, die perfekt zu unseren Autos und den hubraumschwächeren Motoren passt.» Auch Darbellay konnte mit Rang 3 (wie schon in La Roche) gut leben. «Ich bin hier noch nie gefahren. Insofern nehme ich dieses Ergebnis gerne mit.»

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Marcel Steiner packte schon vor dem ersten Training zusammen © Eichenberger

Unter Wert geschlagen war für einmal Joël Volluz. Der Walliser, der dieses Jahr auf einen Norma M20FC gewechselt hatte und der in La Roche noch als Sieger vom Platz ging, kam nicht auf Touren. «Verglichen mit den anderen bin ich hier nur spazieren gefahren», meinte der Viertplatzierte. Hinter den Top 4 sicherte sich Lionel Ryter auf seinem Formel Renault 2.0 Platz 5 im SCRATCH. «Vielleicht hätte ich noch ein wenig schneller fahren können, aber wofür?», meinte der Führende im Juniorklassement. «Nach vorne fehlen mir fünf Sekunden, nach hinten habe ich mehr als sechs Sekunden Luft.» Hinter Ryter belegte Christian Balmer (im Formel Master) Platz 2 bei den Formelrennwagen. Dritter wurde in dieser Klasse der erst 19-jährige Ursanne Salomon (Formel Renault 2.0) bei seinem allerersten Bergrennen – direkt hinter «Nino» Scolaro, der Dritter bei den 2-Liter-Sportwagen wurde.

Noch spannender als bei den Renn- und Formelwagen verlief das Bergrennen in Reitnau bei den Tourenwagen. Nach dem ersten Rennlauf hiess die Reihenfolge: 1. Reto Steiner (Ford Escort Egmo/56,39 sec/E1 bis 3500 cm3), 2. Simon Wüthrich (VW Golf Turbiene/56,58 sec/E1 bis 3500 cm3), 3. Stephan Burri (VW Scirocco/56,94/IS bis 2000 cm3), 4. Danny Krieg (VW Golf Rally/57,00/E1 bis 2000 cm3). Weil Steiner im zweiten Durchgang vor der Schikane plötzlich quer stand und die Fahrt abbrechen musste, wurde das Klassement durcheinandergewirbelt. Wüthrich, der direkt hinter Steiner losgefahren war, wurde angehalten und musste zu einer Laufwiederholung antreten. «Das ist für die Reifen bei diesen Temperaturen natürlich Gift», schüttelte Wüthrich den Kopf. In 57,50 sec war er eine Sekunde langsamer als im ersten Lauf. Das nutzte Markenkollege Krieg eiskalt aus. In 57,05 sec fuhr er im zweiten Lauf beinahe gleich schnell wie im ersten und sicherte sich so den Sieg bei den Tourenwagen – läppische drei Hundertstelsekunden vor Wüthrich. Platz 3 ging an Burri, dem schnellsten Interswiss-Piloten. Ihm fehlten 21 Hundertstelsekunden auf Krieg… Viel Luft nach hinten hat das Trio nicht. Mit Sébastien Coquoz (Opel Kadett), Hermann Bollhalder (Opel Speedster), Arnaud Donzé (VW Golf) und Marco Geering (Opel Kadett) lauern (auch für die nächsten Rennen) weitere schnelle Fahrer mit Dach überm Kopf auf eine Gelegenheit, um aufs Podest zu fahren.

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Danny Krieg drehte die Rangfolge im zweiten Rennlauf um © Eichenberger

Der Sieg im Renault Classic Cup (bis 2 Liter) ging in Reitnau an Thomas Zürcher vor Philip Krebs und Silas Reuter. Schnellster REG-Pilot im Aargau war Roger Hürzeler (Opel Kadett) vor Patrick Jakober und Roger Bürki (beide VW Golf).

Die Klassensieger von Reitnau im Überblick: Patric Kuster (Toyota Yaris Gr, SuperSérie Compétiton bis 3000 cm3), Alexandre Comby (Porsche Cayman GT4, Super Série Compétition über 3000 cm3), Alessandro Grispino (Renault Clio 3, A/ISA/R2/R3), Jürg Brunner (RCC, Renault Clio 2), Thomas Zürcher (RCC, Renault Clio 3), Armin Buschor (BMW 320, Gr. H bis 2000 cm3), Alain Pfefferlé (Porsche 911 RSR, Gr. H über 2000 cm3), Markus Brander (March 742, Gr. H Rennwagen bis 1600 cm3), Andreas Helm (VW Polo, IS bis 1400 cm3), Werner Rohr (Toyota Corolla AE86, IS bis 1600 cm3), Stephan Burri (VW Scirocco, IS bis 2000 cm3), Roman Marty (Opel Kadett C GT/E, IS bis 2500 cm3), Marco Marte (BMW M3, IS bis 3000 cm3), Dominic von Rotz (Audi A4 Quattro, IS bis 3500 cm3), Jean-Paul Chiquita (Porsche GT3 RPM, IS über 3500 cm3), Michael Widmer (Hyundai i30, TCR), Daniel Musch (Mini Cooper S, E1 bis 1400 cm3), Hans-Peter Eller (D/Opel Kadett C, E1 bis 1600 cm3), Danny Krieg (VW Golf Rally, E1 bis 2000 cm3), Benjamin Nicole (BMW 2002ti, E1 bis 2500 cm3), Hermann Bollhalder (Opel Speedster, E1 bis 3000 cm3), Simon Wüthrich (VW Golf Turbiene, E1 bis 3500 cm3), Willi Jenni (Porsche 997 GT3 Cup, E1 über 3500 cm3), Christian Müller (Formel BMW, ES-SS bis 1600 cm3), Lionel Ryter (Formel Renault 2.0, ES-SS bis 2000 cm3), Markus Bosshard (GP3 Dallara, ES-SS bis 3000 cm3), Michel Zemp (Norma M20FC, ES-SC bis 2000 cm3), Robin Faustini (Nova NP01, ES-SC bis 3000 cm3).

Und so geht es weiter:
12./13. Juli, Ayent – Anzère*
16./17. August, St-Ursanne – Les Rangiers
30./31. August Oberhallau
6./7. September, Massongex
13./14. September, Gurnigel*
20./21. September, Châtel-St-Denis – Les Paccots*

* zählen zur Schweizer Junior-Meisterschaft

Widmer Eichenberger Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Der beste TCR (Michael Widmer) vor der imposanten Fankulisse © Eichenberger

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