Champions-Week statt Champions League! Wir stellen Ihnen Woche für Woche einen Schweizer Champion nach dem anderen vor. Diese Woche ist Alessio Strollo an der Reihe, Schweizer Kart-Meister 2023 in der Kategorie X30 Challenge Switzerland.
Nach zwei Rennen 2023 hatte Alessio Strollo 40 Punkte Rückstand auf Leader Samuel Ifrid. Sein Vater Rocco, der gleichzeitig Mechaniker ist, sagt deshalb rückblickend: «Ich hatte zu diesem Zeitpunkt meine Zweifel. Nicht wegen Alessio. Vielmehr wegen Ifrid. Der fuhr die ersten Rennen wie entfesselt. Ich dachte schon: ‹Den holen wir nicht mehr ein!›»
Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Vor dem letzten Rennen in Wohlen hatte Strollo seinen Rückstand auf sieben Zähler eingedampft. Fünf waren es noch vor dem allerletzten Finallauf. Hätte Strollo vor Ifrid gewonnen, hätten womöglich die drei Zusatzpunkte für die schnellste Rennrunde den Ausschlag gegeben. Doch soweit kam es erst gar nicht. Ifrid war schon nach hundert Metern draussen. Eine Kollision hatte die Meisterschaft entschieden. Der Vorfall ereignete sich im Rücken von Strollo. Denn der lag zu dem Zeitpunkt bereits in Führung und gab diese bis ins Ziel nicht mehr ab. «Der Druck war gross», meinte Alessio nach der Triumphfahrt. «Aber ich wusste, dass wir es schaffen können.»
Alessio und sein Vater verbindet mehr als nur der Kartsport. Die beiden sind ein eingespieltes Team. Und das schon seit langem. Zum Kartfahren sind sie 2012 gekommen. «Damals habe ich im Expodrom in Muntellier meine ersten Runden auf einem Mietkart gedreht. 2016 sind wir dann auf ein Rennkart umgestiegen. Meine Mutter ist bei den Rennen nicht dabei. Sie hat mal fünf Runden zugeschaut. Mehr geht nicht. Sie macht sich Sorgen um mich.»
2019 ist Alessio in seinem ersten OK-Junior-Rennen auf Anhieb aufs Podium gefahren. 2020 wurde er Meisterschaftssiebter. Und seit damals fährt er auch für MH Racing, dem Team von Martin Hubler. Dort fühlen sich die Strollos wohl. Und die Ergebnisse geben ihnen recht. 2021 wird Strollo in der X30 Challenge Switzerland Sechster. Im Jahr darauf verpasst er das Podium als Vierter knapp. In Mirecourt steht er als Zweiter im Finallauf auf dem Treppchen. In Wohlen sichert er sich den ersten Vorlauf. Im Meisterjahr 2023 läuft nicht alles nach Plan. Im ersten Rennen in 7 Laghi scheint er überlegen, zieht dann aber im Finale gegen Ifrid den Kürzeren. Danach kommt das Rennen in Franciacorta. Der Speed stimmt, aber ein Platzregen spült ihn im Finale von der Strecke, während Ifrid abermals gewinnt. Die 40-Punkte-Hypothek lässt ihn aber nicht vom Weg abbringen. Strollo arbeitet konzentriert weiter und biegt am Schluss doch noch auf die Siegerstrasse ein.
Beruflich hat der Fribourger mehr als die Hälfte seiner vierjährigen Lehre als Polymechaniker bei der Comet AG in Flamatt hinter sich. Mechanik und Motoren haben den 18-Jährigen schon immer interessiert. «Solange ich etwas mit Motoren zu tun habe, ist alles gut», lacht Strollo.
Für einen Wechsel in den Automobilrennsport fehlen (noch) die nötigen finanziellen Mittel. «Ich habe die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. Ohne Sponsor kann ich mir den nächsten Schritt aber leider nicht leisten», meint der X30er-Champion. Dass er im Auto eine gute Figur abgeben würde, ist unbestritten. 2021 testete er bei Jenzer Motorsport Formel 4 und bei Sportec sass er im Porsche GT3. Vorerst geht es 2024 mit Kartsport weiter. Strollo wird versuchen, den Titel in der X30 zu verteidigen, was sicher kein leichtes Unterfangen wird. Umgekehrt ist aber auch die Konkurrenz gewarnt: Der Mann mit dem auffallend gelb-grünen Helm gibt nicht so schnell auf. Seinen 40-Punkte-Rückstand hat er in einen 25-Zähler-Vorsprung umgewandelt. Das soll ihm einer zuerst nachmachen.