Sitzung DK vom 29.11. 2018 (Erläuterung zum Urteil)
Vorgeschichte:
Stein des Anstosses waren die Vorkommnisse beim Finallauf der Kategorie X30 Challenge anlässlich der Rennen zur Schweizer Kartmeisterschaft in Levier (F) vom 20. August 2017. Der Sieger Steven Planchamp wurde zuerst auf den letzten Platz zurückversetzt, anschliessend machte die Jury diesen Entscheid jedoch wieder rückgängig.
Als Bewerber der Exprit Kart GmbH legte Alfred Weibel in der folgenden Woche gegen dieses Ergebnis ein Revisionsgesuch ein, die Jury lehnte jedoch ab, weil aus ihrer Sicht keine neuen Tatsachen vorlagen. Alfred Weibel ging anschliessend in Berufung, wobei das NBG am 31.10. aus formellen Gründen folgenden Entscheid fällte: Da weder im Revisionsgesuch noch in der Berufungsbegründung neue Tatsachen (im juristischen Sinn) vorgelegt wurden, wird die Berufung abgewiesen. Dieser Entscheid wurde im ASS Magazin 4 2017 publiziert.
Alfred Weibel zeigte sich unbefriedigt, dass die Handlungen der Jury nicht beurteilt worden waren, und so leitete er am 16. Januar 2018 bei der DK ein Disziplinarverfahren gegen die Mitglieder der Jury ein. Nach längeren Verhandlungen verzichtete Weibel auf die gleichzeitig angekündigte Zivilklage gegen ASS und war schliesslich sogar bereit für einen Vergleich. Nachdem die drei Jurymitglieder die Offerte zuerst akzeptiert hatten, widerrief eines von ihnen später seine Unterschrift, wodurch die einstimmige Vereinbarung hinfällig wurde.
So kam es schliesslich am 29.11. zur Hauptverhandlung vor der nationalen Disziplinarkommission von ASS. Nach einer ausführlichen Rekapitulation der Vorfälle beim Kartrennen von August 2017 kam die NDK zum Schluss, dass die Zusammenarbeit zwischen der angeschuldigten Jury und der Rennleitung nicht geklappt habe und auch die Kommunikation ungenügend gewesen sei. Die Jury habe ihre Pflichten, für die Einhaltung der Reglemente und die ordnungsgemässe Durchführung der Veranstaltung besorgt zu sein, nicht wahrgenommen. Als Konsequenz sei der X30-Finallauf ohne rechtsgültige Rangliste abgeschlossen worden.
Die NDK beurteilt das Verschulden der drei Angeschuldigten als «mittelschweren Verstoss» gegen die Reglemente, womit sie den Interessen Sports geschadet haben. Pierre Schenk habe die Führungsfunktion als Jury-Präsident ungenügend wahrgenommen und zudem auch breit kommuniziert, die Fehler seien nicht von der Jury, sondern an anderer Stelle begangen worden. Alain Tissot als amtsältester Sportkommissar, insbesondere im Kartsport-Bereich, habe wenig Einsicht zu begangenen Fehlern gezeigt, jedoch zugestanden, künftig Lehren aus diesem Fall zu ziehen. Maurizio Galli als versierter Kenner der Kart-Szene habe eingestanden, dass auch die Jury in Levier Fehler gemacht habe. Strafmildernd berücksichtigt wurde die lange Dauer des Verfahrens bis zum Urteil.
Pierre Schenk wird in Anwendung der Art. 12.2.1 sowie 12.3.1a und b ISG verurteilt zu einer Verwarnung und einer Busse von CHF 200.-, Alain Tissot zu einer Verwarnung und einer Busse von CHF 100, und Maurizio Galli zu einer Verwarnung ohne Ausfällung einer Geldstrafe. Die Verfahrenskosten von CHF 1200.- werden zu gleichen Teilen auf die drei Verurteilten verteilt.