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02.10.2019 Feigenwinter: «Rennsport hat mich von Kindesbeinen fasziniert!»
Feigenwinter andy 2019 Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Andy Feigenwinter: Tourenwagen-Meister am Berg 2019

Teil 2 unserer Serie «Die Schweizer Meister im Porträt»

Nach Platz 2 im Vorjahr hat Andy Feigenwinter mit einer blitzsauberen Saison den Berg-Titel bei den Tourenwagen gewonnen. Mit Sohn Raphael als Dritter ist der Triumph der Feigenwinters komplett.

Er bezeichnet sich selber als Paradiesvogel. Und er ist tatsächlich einer. Einer der schnellen Sorte. Andy Feigenwinter ist das, was man in einer Meisterschaft als Farbtupfer bezeichnet. Sein Auftritt ist nicht selten etwas schrill. Und mit seinem «Baseldytsch» eckt er hin und wieder an. Doch Feigenwinter ist ein Racer. Durch und durch. Er liebt Autos. Von Ferrari über Porsche bis hin zu Cobras. «Rennsport hat mich von Kindesbeinen fasziniert», sagt Feigenwinter und wer ihn kennt, weiss: Es ist schlichtweg unmöglich, dies anzuzweifeln.

Feigenwinter hat den Rennbazillus schon in den 70er-Jahren aufgelesen. Sein Onkel René Eugster, ein ehemaliger Renault-5-Pokal-Fahrer, hatte in Schaffhausen einen Go-Kart-Shop. Von dem wurde Klein-Andy magisch angezogen. Im ausgeleierten Rennanzug seines Onkels setzte er sich hinters Lenkrad. Im Alter von 11, 12 Jahren sollte er sogar von Zipp, einem damaligen Chassishersteller, unterstützt werden. «Doch der, der hinter dieser Förderung stand, verstarb leider», erinnert sich Feigenwinter und fragt sich: «Was wäre wohl aus mir geworden?»

Den Weg in den Motorsport fand Feigenwinter trotzdem. Mit Umwegen und einem eisernen Willen. Beim Besuch eines Ferrari-Raid in Modena 1987 schwor sich der damals 20-jährige Feigenwinter, dass er noch vor der 50. Ausgabe dieser Veranstaltung selber einen Ferrari besitzt. Gesagt, getan. Feigenwinter legte sich einen gelben 308er zu – «mit allem, was ich gespart hatte». Und er trat dem «Club Suisse» bei, um mit der gelben Flunder auf der Rennstrecke Gas zu geben. Nicht selten lag er dabei vor den «schweren» Jungs mit ihren V12ern. «Ich glaube, da erkannte ich, dass ich über ein gewisses Talent verfügte.»

Dem 308er folgte ein 355 Challenge. Danach der «Zebra-Ferrari», wie ihn Feigenwinter nennt. Ein Auto, zu dessen Vorbesitzern der ehemalige GP-Pilot Arturo Merzario zählte. «Ich liebte diese Ferraris. Aber je moderner sie wurden, desto grösser wurde die Anzahl der Kohlefaserteile. Und das ging ins Geld.» Um seine Motorsportambitionen zu stillen, fuhr Feigenwinter 2009 einen Lotus Exige und wurde damit British Sportscar Champion. Im Jahr darauf wechselte er zu den Prototypen und gewann mit Pedrazza Motorsport zwei Mal hintereinander die Sports Car Challenge. «Das war eine geile Zeit», sagt Feigenwinter, «mit einem richtigen Team.»

Bevor Feigenwinter in der Schweizer Meisterschaft für Schlagzeilen sorgte, gewann er 2012 und 2013 den Crosslé-Cup, eine Meisterschaft mit Autos aus den späten Sechzigerjahren. Doch wie entdeckte Feigenwinter seine Leidenschaft für die Schweizer Bergmeisterschaft? «Ich habe 2016 ein paar Rennen besucht. Doch das allein war nicht der ausschlagegebende Punkt. Als ich hörte, dass Yves Meyer und sein Event-Team Seelisberg eine Nachwuchssichtung für 2017 planten, sagte ich das meinem Sohn Raphael. Er war sofort Feuer und Flamme und meldete sich an. So war ich 2017 nah am Geschehen – und plötzlich machte es auch bei mir klick!»

Es stellte sich die Frage nach dem passenden fahrbaren Untersatz. «Leicht und schnell musste er sein», sagt Feigenwinter. «Ein Ferrari wäre mir am liebsten gewesen.» Aber die Wahl fiel auf einen Lotus Exige. Feigenwinter fuhr damit 2018 in der Klasse der SuperSerie. Hätte er überall die zur vollen Punktzahl nötigen Konkurrenten gehabt, Feigenwinter wäre schön 2018 Meister geworden. So schaute am Ende Platz 3 heraus. «Ein schöner Erfolg. Aber ich wollte mehr.»

In der abgelaufenen Saison haben Teilnehmerzahl und Leistung gepasst. Feigenwinter wurde überlegen Tourenwagen-Meister. Bis auf Anzère hat er alle Rekorde pulverisiert. «Dass ich in Oberhallau sogar die sechs Jahre alte Bestmarke von Toni Bühler ausradiert habe, hat mich mit Stolz erfüllt», sagt Feigenwinter. Noch stolzer auf die eigene Leistung ist er auf die von Sohn Raphael. Dem gelang im letzten Rennen noch der Sprung als Dritter aufs Gesamtpodest. «Vater und Sohn unter den Top 3», sagt Feigenwinter sr., «das hat es noch nie in der Schweizer Meisterschaft gegeben.»

Ans Aufhören denkt der 52-Jährige noch lange nicht. «Rennsport ist mein Leben. Solange ich Spass habe und vorne mitfahren kann, werde ich weitermachen.» Den Titel in der Schweizer Meisterschaft verteidigen – das reizt ihn. Eins steht fest: Paradiesvogel Feigenwinter ist eine Bereicherung für jede Meisterschaft.

Andy Feigenwinter
Titel: Schweizer Berg-Meister bei den Tourenwagen
Alter: 52
Herkunft: Reinach (BL)
Fahrzeug: Lotus Exige 430

1990-2008 Diverse Clubmeisterschaften
2009 British Sportscar Champion auf Lotus Exige
2010 Meister Sports Car Challenge mit Pedrazza
2011 Meister Sports Car Challenge mit Pedrazza
2012 Meister Crosslé Cup
2013 Meister Crosslé Cup
2017 3. Gesamtrang Endurance Champions Cup auf Radical V8 Proto
2018 3. Gesamtrang Schweizer Bergmeisterschaft bei den Tourenwagen auf Lotus Exige
2018 Zweiter beim Historic 12h Sebring auf Lola T165
2019 Meister Schweizer Bergmeisterschaft bei den Tourenwagen auf Lotus Exige

Foto: Jürg Kaufmann/Peter Wyss, AutoSprintCH

Zur Galerie: www.motorsport.ch/de/automobil/galerie

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