Die «Jungen» Robin Faustini, Michel Zemp und Joël Burgermeister standen beim Auftakt zur Schweizer Berg-Meisterschaft in Hemberg im Mittelpunkt. Routiniers wie Marcel Steiner und Reto Meisel mussten schon am Samstagabend zusammenpacken.
Der vierte Trainingslauf am Samstag war noch im Gange, als Marcel Steiner und sein Team Hemberg verliess. Der amtierende Schweizer Meister bei den Rennwagen hatte nach zwei Trainingsläufen zusammengepackt. «Der Motor hat nicht die Leistung entfaltet wie üblich», sagte Steiner. «Wir wissen nicht genau, was nicht funktioniert. Aber so macht es keinen Sinn.» Ob und wann Steiner dieses Jahr zurückkehrt, ist noch offen. Der Frust über das Aero-Update von LobArt, das nicht funktionierte, und der am Ende nicht belohnte Einsatz für das Zurückbauen auf die 2023er-Konfiguration sitzt bei Steiner tief. «Ich muss jetzt zuerst einmal alles verarbeiten, danach schauen wir weiter.» In Reitnau Ende Juni hätte Steiner eh gefehlt, weil es eine Terminkollision mit LobArt gibt.
Steiner war nicht der einzige Routinier, dem Enttäuschung anzusehen war. Auch Rückkehrer Reto Meisel traf es knüppelhart. Der Tourenwagen-Meister von 2022 schlug im dritten Trainingslauf am Samstagnachmittag vorne rechts ein, beschädigte die Aufhängung, den Radkasten und den Unterboden an seinem Mercedes 340 SLK. «Wir hatten schon am Rechberg technische Probleme. In Hemberg streikte dann erneut der Anlasser. Und jetzt noch das. Ich glaube, es war in den vergangenen Monaten einfach zu viel. Ich muss jetzt bei mir den Reset-Button drücken und dann schauen, wie es weitergeht.»
Ohne Steiner und Meisel war der Weg für die «Jungen» in Hemberg frei – der Generationenwechsel eingeläutet. Kronprinz Robin Faustini wurde seiner Favoritenrolle auf seinem neuen Nova-Emap-Turbo gerecht. Der 26-jährige Suhrer war in allen fünf Sessions Trainingsschnellster. Und als es am Sonntag um die Wurst ging, liess er ebenfalls nichts anbrennen. Mit zwei fast identischen 52er-Zeiten machte er den Sack schon nach zwei Rennläufen zu. Schneller ist auf dieser Strecke bisher nur einer gefahren: Marcel Steiner 2023. «Natürlich ist es schade, dass Marcel nicht angetreten ist und Eric (Berguerand) dieses Jahr fehlt», sagt Faustini. «Aber so ist halt der Rennsport. Jetzt ist die nächste Generation an der Reihe. Und ich glaube, es war ein spannendes Auftaktrennen mit einem schönen Podium. Was Michel Zemp und Joël Burgermeister mit ihren 2-Liter-Autos abgeliefert haben, verdient Respekt!»
Zemp legte die 1,758 Kilometer kurze Strecke mit seinem Norma-Helftec-Turbo im ersten Durchgang in einer neuen Klassenrekordzeit von 53,19 sec zurück. Damit war der Langnauer 87 Hundertstelsekunden langsamer als Faustini. Im zweiten Heat fuhr Zemp erneut eine 53er-Zeit. Damit war der zweite Platz, die beste Platzierung für ihn bisher, in trockenen Tüchern. Auch Burgermeister fuhr in seiner Klasse einen neuen Streckenrekord: 54,34 sec. Nach dem zweiten Durchgang und einem Fahrfehler fiel der Thurgauer zwischenzeitlich auf den vierten Rang hinter Thomas Amweg zurück. Doch Burgermeister drehte den Spiess nochmals um. «Ich wusste, wenn es für den dritten Lauf trocken bleibt und ich nochmals so fahre, wie im ersten Durchgang, es durchaus eine Chance gibt, Rang 3 nach Hause zu fahren.»
Der undankbare vierte Platz ging an Amweg. 28 Hundertstelsekunden fehlten dem Aargauer in seinem neuen Nova-Helftec-Turbo auf Rang 3. «In schnellen Kurven ist das Auto sehr viel stabiler, als alles, was ich sonst gefahren bin. An die Verzögerung durch den Turbo muss ich mich aber erst noch gewöhnen. Aber ich bin zuversichtlich. Wir sind ja erst am Anfang unserer Entwicklung.»
Platz 5 im SCRATCH ging an Simon Hugentobler, der im Ex-Osella von Faustini etwa mehr als 3,5 Sekunden auf Amweg verlor. Mit drei sehr konstanten Läufen fuhr Lionel Ryter auf Platz 6. Der junge Walliser sicherte sich auf seinem Formel-Renault bei den 2-Liter-Rennwagen hinter Burgermeister, aber vor Roland Bossy, der erstmals im Rahmen der Schweizer Berg-Meisterschaft mit dem neu erworbenen Ex-Formel-Master-Auto von Florian Lachat antrat, den zweiten Klassenrang. Hinter Bossy landete mit Roger Schnellmann der schnellste Tourenwagenfahrer (E1 bis 4000 cm3). Der Schwyzer kam mit seinem Mitsubishi Evo 8 in 57,87 sec nicht ganz an seine Zeit aus dem Vorjahr heran (57,49), verwies die Konkurrenz, allen voran Thomas Kessler (ebenfalls Mitsubishi) und Danny Krieg (VW Golf 3), aber souverän auf die Plätze 2 und 3. Schnellster IS-Fahrer und insgesamt fünfschnellster Fahrer mit einem Dach überm Kopf (hinter Simon Wüthrich in seiner Golf-Turbiene) war der amtierende Tourenwagenmeister Bruno Sawatzki auf seinem Porsche 991.1 Cup.
Zu den weiteren Klassensieger gehörten in Hemberg: Thomas Ruesch (Honda Civic, REG A/ISA etc. bis 2000 cm3), Alessandro Grispino (Renault Clio R3, REG IS bis 2000 cm3), Michel Cerini (VW Polo, REG E1 bis 1400 cm3), Claudio Crespini (Renault Clio Williams, REG E1 bis 1600 cm3), Urs Kuratli (Subaru Impreza, REG L4 bis 6000 cm3), Nicole Benjamin (BMW 2002, E1 bis 2500 cm3), Hermann Bollhalder (Opel Speedster, E1 bis 3000 cm3), Simon Wüthrich (VW Golf, E1 bis 3500 cm3), Frédéric Neff (Porsche 997 GT 2R, E1 über 4000 cm3), Armin Buschor (BMW, Gr. H bis 2000 cm3), Roland Graf (Toyota GR Yaris, Superserie bis 3000 cm3), «Speedmaster» (McLaren 765 LT, Superserie über 3000 cm3), Sylvain Chariatte (Honda Integra, Produktionswagen bis 4000 cm3), Stephan Moser (Toyota Yaris, IS bis 1400 cm3), Jannis Jeremias (VW Polo, IS bis 1600 cm3), Stephan Burri (VW Scirocco, IS bis 2000 cm3), Christian Müller (Formel BMW, E2-SS bis 1600 cm3).
Der Sieg im Renault Classic Cup ging mit zwei Laufbestzeiten an Michael Schläpfer. Das Podest wurde mit Vorjahresmeister Thomas Zürcher (2.) und René Schnidrig (3.) komplettiert. In der TCR setzte sich Geburtstagskind Patrick Flammer deutlich gegen Peter Steck (beide Opel Astra) durch.
Mehr über das Bergrennen in Hemberg erfahren Sie unter https://bergrennen-hemberg.ch/
Zeit zum Ausruhen gibt es für die Schweizer Bergrennfahrer und -fahrerinnen nicht viel. Schon am kommenden Wochenende geht es mit dem Rennen von La Roche nach La Berra weiter. Die Startliste sowie der Zeit- und Lageplan sind dieser News angehängt. Weitere Infos zum Rennen oberhalb des Lac de Gruyère finden Sie im Netz unter https://www.courselaberra.ch/
Und so geht es weiter:
15./16. Juni, La Roche – La Berra
30. Juni, Reitnau
17./18. August, St-Ursanne – Les Rangiers
24./25. August Oberhallau
7./8. September, Gurnigel
14./15. September, Châtel-St-Denis – Les Paccots