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01.07.2022 Grand Prix Bern – Auf Spurensuche im Wald
S1 GP Bern Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Der Bremgartenring war von 1934 bis 1954 Schauplatz diverser Rennen

Wie schon bei den letzten Ausgaben veröffentlichen wir an dieser Stelle den einen oder anderen Artikel aus dem vierteljährlich erscheinenden Magazin von ASS. Teil 1: der Grand Prix der Schweiz auf dem Bremgartenring.

Genf, Lausanne, Montreux, Erlen – vier ehemalige GP-Rennstrecken haben wir bereits vorgestellt. Für Teil 5 begeben wir uns nach Bern zum wohl bekanntesten Rundkurs der Schweiz, dem Bremgartenring. Im Gegensatz zu den anderen vier Rennstrecken ist der «Bremer» nicht mehr vollständig befahrbar. Von der einst 7,28 Kilometer langen Piste ist in Bruchstücken nur noch etwa ein Drittel erhalten. Den Rest hat sich die Natur zurückgeholt. Andere Streckenteile wurden durch neue (Schnell-)Strassen ersetzt.

Start und Ziel des Bremgarten-Rings befand sich ungefähr auf Höhe der Bushaltestelle «Weyermannshaus» – vor der Wäscherei Elis. Im Gegensatz zu anderen Schweizer Rennstrecken bot der «Bremer» an dieser Stelle eine von der Fahrbahn getrennte Pitlane. Von dieser ist heute nichts mehr zu sehen. Genauso wie von der Haupttribüne, die schräg gegenüber Platz für 4000 Personen bot und 1970 abgerissen wurde. Nach Start und Ziel war die Kiesgrube die erste Schlüsselstelle. Das Bergabstück ist heute eine Einbahnstrasse. Die Zufahrt dazu kann nicht mehr exakt zurückverfolgt werden. Irgendwo zwischen Fahrrad- und Fussweg müssen Fangio & Co. damals Vollgas gegeben haben. Mitten durch den Wald!

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Start und Ziel des Bremgarten-Rings befand sich ungefähr auf Höhe der Bushaltestelle «Weyermannshaus» – vor der Wäscherei Elis. Die überdachte Haupttribüne bot Platz für ca. 4000 ZuschauerInnen. Sie stand bis 1970 und wurde dann abgerissen. Auf dem unteren Bild sieht man rechts noch die Pitlane © Swiss Made Grand Prix, Eichenberger

Auch die heutige Eymattstrasse ist nicht mehr mit der von anno dazumal identisch. Zwischen der Eichholz-Passarelle und der Jordenrampe erinnert heute ein Kreuz an einem Baum an ehemalige Grand-Prix-Schlachten. An dieser Stelle ist 1948 Achille Varzi verunglückt. Der Italiener, der Frauen und Drogen über alles liebte, hatte in seiner Karriere genau zwei Unfälle. Der zweite, in Bern, endete tödlich.

Etwas weiter unten am Ende der Jordenrampe ist von der ehemaligen GP-Rennstrecke noch am meisten vorhanden. Zwar hat man nicht wie einst einen freien Blick auf die Kappelenbrücke, dafür gibt der «Rechtsknick» in der Eymatt und die folgende rund 750 Meter lange Gerade einen Eindruck, mit wieviel Mut die PS-Helden über den «Bremer» rasten. Denn an diesen Stellen war der Licht/Schatten-Wechsel besonders eklatant. Wenn es dazu noch nass war, so wie beispielsweise 1934 bei der ersten Austragung des Grand Prix von Bern oder 1951, dann endeten Abflüge oft böse. So wie etwa 1948, als Motorrad-Europameister Omobono Tenni in der später nach ihm benannten Passage zu Tode stürzte.

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Nach Start und Ziel war die Kiesgrube die erste Schlüsselstelle. Das Bergabstück ist heute eine Einbahnstrasse. Die Zufahrt dazu kann nicht mehr exakt zurückverfolgt werden, liegt aber irgendwo unter der Autobahnbrücke (Bild rechts unten). Den Damm auf der linken Seite, wo auch Häuser stehen, gibt es heute noch © Unbekannt, Eichenberger

Die Fortsetzung der Strecke durch den Wald bergauf bleibt der Fantasie überlassen. Ein schmaler Radweg weist ungefähr den Weg, entspricht aber nicht exakt der ursprünglichen Streckenführung. An Rennsport erinnert hier gar nichts mehr. Im Gegenteil: Der Glasbrunnen ist heute ein Pfaditreffpunkt.

Auffallend ist, dass der Bremgarten-Ring – mit Ausnahme der Forsthauskurve – kaum echte Kurven hatte. Vielmehr war die Strecke am Rande der Hauptstadt eine Aneinanderreihung von Vollgaskurven. Die hohen Tempi, die schwierigen Lichtverhältnisse, der unebene Belag (teilweise Kopfsteinpflaster) und die vielen Bäumen am Streckenrand machten den «Bremer» zu einer der gefürchtetsten Rennstrecken der Welt. Zwischen 1934 und 1954 gab es zahlreiche Todesfälle, nicht nur unter den Fahrern. Als der Bundesrat 1955 beschloss, Rundstreckenrennen in der Schweiz zu verbieten, bedeutete dies das Aus des Bremgarten-Rings.

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Die alte Eymattstrasse kann heute noch befahren werden. Damals wurde sie von Zuschauern gesäumt. Das Bergabstück ist ziemlich steil. Die Tempi, die dort erzielt wurden, sehr hoch. Früher sahen die Fahrer im Rechtsknick direkt auf die Kappelenbrücke. Diese Sicht ist heute durch Schrebergärten versperrt © Unbekannt, Eichenberger

Was geblieben ist, sind ein paar imposante Zahlen. Beim Streckenrekord 1937 betrug die Durchschnittsgeschwindigkeit von Rudolf Caracciola auf einem Mercedes-Benz 172,4 km/h. Dieser Rekord hatte auch Bestand, als ab 1950 (bis 1954) die Formel 1 zu Gast war. Und auch in Sachen Publikumsaufmarsch konnte die Formel 1 ihrer Vorgängerserie das Wasser nicht reichen. 1947, also drei Jahre vor Einführung der Königsklasse, kamen mehr als 110'000 ZuschauerInnen.

68 Jahre nach der letzten Austragung ist nun das seit 1958 im Strassenverkehrsgesetz verankerte Rundstreckenverbot gefallen. Endlich, ist man geneigt zu sagen (siehe auch Seite 14). Doch jetzt, wo das Verbot gefallen ist, stellt sich die Frage: Wo könnte ein Nachfolger des «Bremers» entstehen? Und wer soll ihn nutzen? Von der Formel 1 zu träumen, wäre der falsche Ansatz. Aber mit anderen Rennen, Testfahrten der Industrie, Fahrsicherheitskursen, Konzerten und ähnlichen Veranstaltungen könnte ein neuer «Bremer» sinnvoll ausgelastet und die Rundstrecken-Historie der Schweiz nach einer endlos langen Unterbrechung fortgesetzt werden.

Die Sieger beim Grand Prix der Schweiz in Bern
1934 Hans Stuck (D), Auto Union
1935 Rudolf Caracciola (D), Mercedes-Benz
1936 Bernd Rosemeyer (D), Auto Union
1937 Rudolf Caracciola (D), Mercedes-Benz
1938 Rudolf Caracciola (D), Mercedes-Benz
1939 Hermann Lang (D), Mercedes-Benz
1947 Jean-Pierre Wimille (F), Alfa Romeo
1948 Carlo Felice Trossi (I), Alfa Romeo
1949 Alberto Ascari (I), Ferrari
1950 Giuseppe Farina (I), Alfa Romeo
1951 Juan-Manuel Fangio (RA), Alfa Romeo
1952 Piero Taruffi (I), Ferrari
1953 Alberto Ascari (I), Ferrari
1954 Juan-Manuel Fangio (RA), Mercedes-Benz

Von 1940-1946 gab es keinen Grossen Preis der Schweiz in Bern/Die Rennen ab 1950 zählten zur Formel-1-Weltmeisterschaft

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Die Kurve beim Forsthaus war streng genommen die einzige echte Kurve. Vielmehr war die Strecke am Rande der Hauptstadt eine Aneinanderreihung von Vollgaskurven. Heute ist die Kurve Zubringer zur Autobahn. Vom Forsthaus ging es geradeaus zurück zu Start und Ziel © Swiss Made Grand Prix, Eichenberger

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