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13.06.2022 Hemberg: Berguerand bleibt Chef im Ring
Eric Berguerand Eichenberger Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Eric Berguerand: In neuer Rekordzeit zum Sieg © Eichenberger

Prächtiges Sommerwetter, 8000 Zuschauer und neue Streckenrekorde: Das erste Bergrennen der Saison 2022 in Hemberg bot alles, was sich Racing-Fans wünschen.

Fast auf den Tag genau drei Jahre nach der letzten Austragung 2019 bildete Hemberg am vergangenen Wochenende den Startschuss zur Schweizer Berg-Meisterschaft 2022. Und als gäbe es so etwas wie eine Wiedergutmachung für die entgangenen Jahre hat Petrus den Toggenburgern ein Wochenende mit viel Sonnenschein geschenkt. 8000 Fans liessen sich das erste Rennen der Nach-Corona-Ära nicht entgehen. Und sie kamen dank Eric Berguerand & Co. voll auf ihre Kosten.

Der Walliser hat seit dem 15. September 2019 kein Rennen mehr bestritten. Damals – in Les Paccots – ging er mit mehr als sechs Sekunden Vorsprung auf Robin Faustini als klarer Sieger vom Platz. 1000 Tage später war es wieder Eric Berguerand, der die Fans mit seinem brachialen Lola FA99 begeistert. Doch diesmal war der Vorsprung des Garagisten aus Martigny kleiner. Gerade mal 1,12 Sekunden war Berguerand in der Addition der beiden besten Läufe schneller. Und dennoch liess er beim Saisonauftakt keine Zweifel offen, wer (noch immer) der Chef im Ring ist.

Berguerand zog trotz einer anderen, so nicht gewollten Reifendimension auf der Hinterachse vor allem im ersten Rennlauf alle Register und verbesserte seinen eigenen Streckenrekord von 2019 um 17 Hunderstelsekunden. An der Bestmarke 52,91 Sekunden biss sich die Konkurrenz die Zähne aus. Robin Faustini kam mit 53,13 sec nahe heran. Und auch Marcel Steiner fehlte mit 53,88 sec weniger als eine Sekunde. Doch um Berguerand vom Thron zu stossen, reichte das nicht. Denn der Formel-3000-Pilot entschied auch die Läufe 2 und 3 mit 53er-Zeiten für sich. «Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich einen neuen Streckenrekord schaffe, aber die Bedingungen im ersten Durchgang waren perfekt», meinte Berguerand. «Danach wurde es immer wärmer und die Zeiten langsamer. Hier in Hemberg, das haben wir schon 2019 gesehen, musst du im ersten Rennen parat sein!»

Robin Faustini Eichenberger KOPIE Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Hat gut lachen: Robin Faustini wurde Zweiter © Eichenberger

Robin Faustini war nach drei Läufen und dem zweiten Schlussrang mit seiner Leistung eigentlich zufrieden. Die 53,13 sec, die der Aargauer in den Asphalt brannte, waren nicht von schlechten Eltern. Damit war er auf die Hunderstelsekunde gleich schnell wie Marcel Steiner 2019. Trotzdem, glaubt der Osella-Pilot, er hätte es noch etwas besser hinkriegen können. «Ich war am Sonntagmorgen mit einer neuen Reifenmischung unterwegs. Das letzte Bisschen Vertrauen fehlte mir.»

Auch der Drittplatzierte Steiner auf seinem LobArt-Honda wusste nicht so recht, ob er sich freuen oder ärgern sollte. «Nach all den Problemen, die wir hatten, können wir mit dem Erreichten zufrieden sein», sagt der fünfmalige Schweizer Bergmeister. «Der neue Turbomotor hat uns auf dieser Strecke nicht den entscheidenden Vorteil gebracht. Das wussten wir schon im voraus. Aber wir sind auf einem guten Weg.»

Keine Chance, in den Kampf um die Top 3 einzugreifen, hatte Thomas Amweg. Der Sieger vom Gurnigel 2019 musste mit Vater Fredys Ex-Lola-F3000 vorliebnehmen, weil sein neues Arbeitsgerät, der Reynard 95D, noch nicht einsatzbereit ist. «Ich habe Spass gehabt», sagt Amweg, «aber ich bin zum ersten Mal mit dem Lola am Berg gefahren und Auto und Fahrer müssen sich zuerst finden. Das Vertrauen, voll zu attackieren, war noch nicht da.»

Amweg rettete in der Addition der beiden besten Läufe 14 Hundertstelsekunden auf Dauerbrenner Philip Egli. Der hatte in seinem Dallara F393 die Klasse der 2-Liter-Formelrennwagen unter Kontrolle und war im ersten Lauf sogar sieben Hundertstelsekunden schneller als Amweg. Zweiter hinter Egli in der 2-Liter-Klasse wurde Joël Burgermeister – mit 0,21 sec Rückstand auf Egli. «Ich bin mit etwas anderen Erwartungen nach Hemberg gekommen», meinte der Ostschweizer. Auch er konnte seinen Turbo-Vorteil nicht ausspielen. «Ich hoffe, dass das bei den nächsten Rennen besser funktioniert.»

Eine starke Leistung bot auch Joël Grand in seinem Osella PA21. Der Walliser belegte in der Endabrechnung den siebten Schlussrang. Und das mit einem 999 cm3 starken Motorradmotor. Grand war damit sogar schneller als Michel Zemp, der in seinem 2-Liter-Norma zwar einen guten ersten Lauf erwischte, danach aber technische Probleme hatte und gegen Grand & Co. chancenlos war.

Reto Meisel Eichenberger Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Reto Meisel war der schnellste mit einem Dach überm Kopf © Eichenberger

Bester Tourenwagenfahrer war Reto Meisel. Bei dem wir uns an dieser Stelle noch für eine unglücklich formulierte Vorschau entschuldigen wollen. Der Autor dieser Zeilen hat wohl die Startliste nicht eingehend studiert… Sorry, lieber Reto! Nichtsdestotrotz war der 51-Jährige aus Leuggern mit seinem Mercedes SLK 340 eine Macht. Meisels Bestzeit (im zweiten Durchgang gefahren) war eine Sekunde schneller, als die von Roger Schnellmann in seinem Mitsubishi Evo 8. Dritter bei den Autos mit Dach und damit noch schneller als der schnellste Porsche von Danny Krieg war Romeo Nüssli auf seinem Ford Escort Cosworth. Nicht am Start war Rückkehrer Frédéric Neff. An seinem neuen Porsche streikte in den Trainings am Samstag die Zündeinheit (module d'allumage). Der Jurassier hofft, dass er bis zum nächsten Rennen in La Roche am kommenden Wochenende die Reparatur hinkriegt. «Das wird aber eng werden», meint Neff. «Ich musste das Teil in Australien bestellen…»

In der Interswiss bis 1,6-Liter Hubraum war Martin Bürki (VW Polo) einmal mehr der Mann des Tages. Als einer der wenigen gelang ihm im letzten Durchgang sogar noch eine Zeitenverbesserung. Die IS-Klasse bis 2 Liter Hubraum sicherte sich Marco Geering (Opel Kadett) in einem spannenden Duell mit Patrick Hedinger (Peugeot 205 GTI).

Im Renault Clio Cup gewann Denis Wolf (ebenfalls in Rekordzeit) – gefolgt von Philipp Krebs und Michael Schläpfer.

Denis Wolf Eichenberger Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Denis Wolf gewann den Renault Clio Classic Cup © Eichenberger

Viel Zeit zum Ausruhen haben die Bergrennfahrer nicht. Schon am kommenden Wochenende steht mit La Roche – La Berra der zweite Lauf auf dem Programm. Die 3,5 Kilometer lange Strecke im Fribourgischen feiert dieses Jahr ihr Comeback. Zuletzt war La Roche – La Berra 2015 Teil des Berg-Kalenders (Sieger: Joël Volluz auf Osella FA30).

Los geht es am Samstag, 18. Juni, ab 7.30 Uhr mit Trainingsläufen. Am Sonntag, 19. Juni, findet ab 7.30 Uhr ebenfalls noch ein Trainingslauf in jeder Kategorie statt. Der erste Rennlauf startet um 9.45 Uhr. Wie in Hemberg wird jede Klasse drei Läufe austragen (sofern möglich). Die beiden schnellsten Zeiten werden addiert. Zeit- und Ortsplan sind angehängt.

Mehr über das Bergrennen von La Roche – La Berra erfahren Sie unter www.courselaberra.ch

Und so geht es weiter:
18./19. Juni, La Roche – La Berra
23./24. Juli, Ayent – Anzère
19.-21. August, St.Ursanne – Les Rangiers
27./28. August, Oberhallau
10./11. September, Gurnigel

Hemberg 2022 Eichenberger Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Hoffentlich kommen auch nach La Roche so viele Fans © Eichenberger

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