In den Sechziger- und Siebzigerjahren waren Allrounder im Motorsport an der Tagesordnung. Heute muss man Rennfahrer, die sich auf verschiedene Terrains wagen, regelrecht suchen. Einer von ihnen ist Jean-Marc Salomon (58).
Der bekannteste Allrounder im modernen Motorsport ist wohl Fernando Alonso. Der ehemalige Formel-1-Weltmeister hat in den vergangenen Jahren nichts unversucht gelassen. Der Spanier fuhr in Indy, gewann Le Mans und war zuletzt bei der Rallye Dakar am Steuer eines Toyota unterwegs. In den Sechziger- und Siebzigerjahren hätte Alonso mit solchen Einsätzen kaum für Aufsehen gesorgt. Vielmehr wäre er einer unter vielen Allroundern gewesen. Man denke da nur an Fahrer wie John Surtees, Mike Hailwood, Vic Elford, Denny Hulme, Chris Amon oder Jacky Ickx.
Auch in der Schweiz gab es Allrounder. Jo Siffert, Clay Regazzoni oder Marc Surer – um nur ein paar Namen zu nennen – waren in diversen Kategorien erfolgreich. Heute gibt es nicht mehr viele Fahrer, die in verschiedenen Disziplinen antreten wollen (und dürfen). Nico Müller ist eine der Ausnahmen. Der Berner fuhr vor Kurzem noch viergleisig: DTM, Langstrecke, Rallycross und Formel E. International weniger bekannt, aber nicht minder aktiv ist Jean-Marc Salomon. Der 58-jährige Jurassier fährt seit 1986 Autorennen. Als Nicht-Lizenzierter startete er erstmals beim Slalom von Bure auf einem Opel Kadett GT/E.
Bis 1989 blieb Salomon dem Slalom treu. 1990 absolvierte er in Le Castellet einen Lizenzkurs. Von da an probierte er verschiedene Kategorien aus. Zu Beginn widmete er sich neben dem Slalom auch Bergrennen. 1993 bestritt er beim Critérium Jurassien seine erste Rallye. «Seither starte ich regelmässig in allen drei Disziplinen», sagt Salomon und fügt an: «Ich habe sogar ein paar Rennen auf der Rundstrecke absolviert.»
Der Umstieg von einem Auto zum anderen ist dabei eine der Herausforderungen, der sich Salomon gerne stellt. «Die Disziplinen an sich sind nicht das Problem. Aber wenn du von einem Formel Masters auf einen Ford Fiesta R5 umsteigst, dann braucht es etwas Zeit, sich daran zu gewöhnen. Doch gerade das motiviert mich immer wieder.» Erschwerend kommt hinzu, dass Salomon der Umstieg von einem auf das andere Modelle bei den Rennen bewerkstelligen muss. «Ich bin ein Hobby-Rennfahrer. Ich kann es mir nicht leisten, vor einem Rennen testen zu gehen. Nur um mich wieder an das neue Gefährt und eine andere Unterlage zu gewöhnen.»
Salomons grösster Erfolg war Platz 2 in der Gesamtwertung der Schweizer Rallyemeisterschaft 2019. Ein Triumph, den er einer bewundernswerten Konstanz verdankt. «Es war das erste Mal, dass ich eine komplette Saison bestritten habe. Mein Beifahrer David (Comment, d. Red.) und ich hatten uns vorgenommen, unter die Top 5 zu kommen», meint der Mann aus Courtedoux bei Porrentruy, der in der Geschäftsleitung, des Werkzeugunternehmens «Sphinx Tools» sitzt.
Seine Vielfältigkeit im Rennsport sieht Salomon in der Tatsache begründet, dass es zwischen 1990 und 2000 zahlreiche verschiedene Rennen und Disziplinen im Jura gab. «Ich bin im Jahr sieben Rennen gefahren – alle im Jura und immer mit demselben Opel Astra. Es gab zwei Rallyes, das Critérium und die Ronde d’Ajoie, zwei Bergrennen, Les Rangiers und Roche d’Or, die Berg-Slaloms von La Croix und Develier sowie der Slalom von Bure. Wir waren zu der Zeit richtig verwöhnt.»
2020 muss Salomon wie alle anderen aus hinlänglich bekannten Gründen kürzertreten. «Der Vizemeister von 2019 hatte aber auch nicht vor, nochmals die komplette Rallye-Saison zu fahren. Eventuell ist das Duo Salomon/Comment bei der Rally del Ticino am Start. «Auf jeden Fall aber bei der Rallye du Valais», so der Tausendsassa.