Für gewöhnlich sind die Walliser in der Schweizer Rallye-Meisterschaft besonders erfolgreich. Am Wochenende zählten sie beim zweiten Lauf zur autobau Schweizer Kart-Meisterschaft in Franciacorta zu den Abräumern.
Am Wochenende wurde im italienischen Franciacorta der zweite Lauf zur autobau Schweizer Kart-Meisterschaft ausgetragen. Mit 100 Piloten am Start war in allen fünf Kategorien Action angesagt. Allein in der X30 Challenge Switzerland, der Kategorie mit IAME-Einheitsmotoren, fuhren 35 Piloten um den Sieg. Einer fiel dabei besonders auf: Gabriel Volpe. Der 15-jährige Walliser mit italienischen Wurzeln, der schon beim Saisonauftakt in Lonato eine starke Figur abgegeben hatte, fuhr wie entfesselt und sicherte sich nebst der Pole-Position auch alle drei Rennsiege. Der Fahrer mit dem Lando-Norris-Chassis hatte im Qualifying mit 0,174 Sekunden einen für X30-Verhältnisse grossen Vorsprung herausgefahren. Und Volpe liess es auch in den Rennen «fliegen». Wie er im zweiten Lauf in einer Kurve gleich zwei Konkurrenten überholte, wäre das Eintrittsgeld, hätte es dieses gegeben, wert gewesen. Auch der bis Franciacorta führende Tiziano Kuznini (Innovate Competition) musste neidlos anerkennen, dass Volpe diesmal einfach schneller war. Trotz zwei zweiten Plätzen hat der Luzerner die Führung im Gesamtklassement an den schnellen Walliser abgeben müssen. Im zweiten Vorlauf wurde Kuznini nur als 19. gewertet. «Die 3-Sekunden-Strafe für Verlassen des Korridors nehme ich auf meine Kappe», sagt Kuznini. «Bei der Zehn-Sekunden-Strafe für eine angebliche Kollision bin ich nicht derselben Meinung wie die Jury.» Sein bisher bestes Wochenende erlebte Diego Gama (UBIQ Racing). Der Westschweizer mit den auffallend langen Haaren stand in allen drei Rennen auf dem Podium (3., 2. und nochmals 3.) und freute sich zurecht diebisch über diese Platzierungen. Stark auch die Leistung von Julian Brupbacher. Der Spirit-Fahrer sicherte sich die Plätze 5, 3 und 4.
Auch in der Königsklasse bei den Schaltkarts (KZ2) ging der Sieg ins Wallis. Samuel Luyet, der jüngere der beiden Luyet-Brüder, schaffte es schon im ersten Lauf, Pole-Setter Ethan Frigomosca (Team Gerber Corse) zu bezwingen. Im zweiten Durchgang war die Reihe dann am Tessiner. Samuel Luyet musste sich mit einer halben Sekunde Rückstand mit Platz 2 begnügen. Immer im Windschatten: Bruder Jean Luyet, der die Motoren selber präpariert. Im Finale schossen die Luyets am Start erneut an Frigomosca vorbei. Als dieser kontern wollte, verabschiedete sich nach nur zwei Runden die Kupplung. So war der Weg zum ersten Doppelsieg für die Luyets frei. Dieser wurde vom Team am Ende des Tages auch gebührend gefeiert. Platz 3 ging an Tony-Kart-Pilot Cédric Elias Malk. Kevin Wälti (Swiss Hutless), der in den beiden ersten Vorläufen das Tempo des Spitzentrios souverän mitgehen konnte, überquerte die Ziellinie als Vierter, rutschte aufgrund einer Spoiler-Strafe aber noch hinter Paolo Castagnetti (DPR) auf Rang 5 ab.
Bei den OK Junioren könnte man anhand der Ergebnislisten von «business as usual» reden. Doch ganz so einfach war das Wochenende für die amtierende Meisterin Chiara Bättig dann doch nicht. Im Qualifying stand die Wettswilerin nur auf Rang 5 und wunderte sich: «Mir fehlen auf der Geraden 6 km/h.» Doch bei ihrem Team KartBox.ch wusste man sich zu helfen. «Wir haben alle möglichen Komponenten ausgetauscht, bis wir den Fehler gefunden haben», sagt Teamchef Kurt Wenger. Mit Erfolg! Bättig fuhr danach drei Laufsiege hintereinander ein und baute so ihren Vorsprung in der Meisterschaft aus. Als zweite Kraft hat sich Dan Allemann etabliert. Der Spirit-Fahrer belegte in den beiden Vorläufen jeweils Rang 2. Im Finale wurde er Dritter. Weil der Zweitplatzierte Aloïs Girardet mit französischer Lizenz fährt, hat Allemann auch im Finale die volle Punktzahl für P2 erhalten. Zu den weiteren «Podestfahrern» zählte Georgiy Zasov (MH Racing), der mit etwas mehr Rennglück durchaus auch mehr Punkte in Franciacorta hätte holen können, sowie Iven Ammann (Innovate Competition), der im zweiten Vorlauf auf Platz 3 ins Ziel kam. Ammann war auch im Finale stark unterwegs und lieferte sich mit Teamkollege Dario Palazzolo rundenlang ein Duell auf Augenhöhe. Zwei Strafen warfen den Thurgauer schliesslich auf Rang 10 zurück.
In der Kategorie OK Senior hat einer, der vom Alter her noch locker bei den Junioren mitfahren könnte, für Schlagzeilen gesorgt: Levi Arn. Der 13-jährige Solothurner aus dem Team von Samuel Gafner (mit Unterstützung von Max Busslinger) düpierte im Qualifying seinen erfahrenen Teamkollegen Pascal von Allmen. Seiner ersten Pole-Position liess er dann auch gleich den ersten Laufsieg folgen. Und auch im zweiten Vorlauf hätte Arn ziemlich sicher gewonnen, hätte sich an der Stossstange nicht eine Schraube gelöst. So musste er das Rennen in Führung liegend aufgeben und suchte im Schosse seines Teams Trost. «Rennsport kann manchmal gnadenlos sein», sagt Busslinger. «Aber da muss er durch. Was er an diesem Wochenende gezeigt hat, war aber definitiv stark.» Dass der Sieg im zweiten Vorlauf bei Busslinger Motorsport blieb, dafür sorgte von Allmen. Dieser galt auch fürs Finale als Favorit. Doch da war plötzliche Jérôme Huber (Innovate Competition) schneller. Beide hatten für den Ausgang des dritten Rennens ihre eigene Erklärung: «Wir hatten die Achse gewechselt – das hat geholfen», sagt Huber stolz. «Ich hatte nie richtig Vollgas geben können, weil eine Feder lose war», meinte von Allmen. Platz 3 im Finale ging an Hubers Teamkollege Lyon Mathur. Vierter wurde Neill Russell – knapp vor Arn, der den «Schaden» aus dem zweiten Vorlauf damit noch eingrenzen konnte.
Kommen wir noch zu den Jüngsten, den Super Minis. Dort sah es nach dem Qualifying und dem ersten Vorlauf nach einer neuerlichen Albert-Tamm-Show aus. Doch diesmal verpasste der junge Tessiner den Grand Slam. Bereits im zweiten Vorlauf musste er sich Diar Islami (WIREI) und Aurelio Longhitano (Spirit) geschlagen geben. Weil im Finale Islami und Longhitano je eine Zehn-Sekunden-Strafe erhielten, konnte Tamm den Spiess wieder umdrehen, verwies den italienischen Gastpiloten Luca Muzzolon auf Platz 2 und baute so seine Führung im Gesamtklassement aus. «Die Punkte habe ich bitter nötig», meinte Tamm nach dem Rennen. «Schliesslich werde ich – Stand heute – das nächste Rennen in 7 Laghi verpassen.» Ob er nach dem dritten Rennen immer noch in Führung liegt, hängt nicht alleine von den Leistungen von Islami und Longhitano ab. Mit Nicola Mateo Frigg (UBIQ Racing) sitzt Tamm einer im Nacken, von dem man in Zukunft noch des Öfteren hören wird. Mit den Plätzen 2, 4 und 3 (vor dem ebenfalls starken Spirit-Fahrer Zoltan Coigny) war der Zürcher auch in Franciacorta die Überraschung schlechthin. In der Meisterschaft liegt Frigg 44 Punkte hinter Tamm. Kann er beim nächsten Rennen in 7 Laghi am 30. Juni seine bisherigen Saisonleistungen wiederholen, könnte er Tamm von der Leaderposition verdrängen.
Glück im Unglück hatte Super Mini Kaya Tuna. Der Fahrer aus dem Team KartBox.ch hat im zweiten Vorlauf kurz nach dem Start eine Kollision ausgelöst, in die unglücklicherweise auch die beiden Innovate-Fahrer Romeo Epifanio und Levin Wüthrich verwickelt waren. Nach einem medizinischen Check gab es für den 12-Jährigen aus Oensingen grünes Licht. Im Finale war er wieder dabei. «Es schmerzt noch oberhalb der Hüften», meinte der tapfere Tuna. «Aber sonst ist alles okay.»
Und so geht es weiter:
30. Juni, 7 Laghi (I)
18. August, Levier (F)
21. September, Wohlen