Regen, Regen und nochmals Regen. Der vierte Lauf zur autobau Schweizer Kart-Meisterschaft glich phasenweise einem Bootsrennen. Drei Fahrer respektive Fahrerinnen schwammen obenauf: Aaron Buhofer, Chiara Bättig und Lyon Mathur sicherten sich einen «Grand Slam».
Petrus hatte beim vierten Lauf zur autobau Schweizer Kart-Meisterschaft in Levier (F) kein Einsehen mit den rund 100 Fahrern und Fahrerinnen. Während es an den Trainingstagen sommerlich heiss war und auch heute Montag die Sonne wieder zum Vorschein kam, regnete es am Renntag von früh bis spät. Nur einmal, am Mittag, liess der Wettergott ein paar Sonnenstrahlen zu – für knapp zehn Minuten. Dann zogen schon wieder die nächsten Regenwolken auf und es «schiffte» weiter. Einmal mehr, einmal weniger. Konstant war an diesem Tag nur eines: alle Rennen wurden auf Regenreifen ausgetragen und nass war am Ende jeder.
Nass machte auch Chiara Bättig ihre Gegner. Die amtierende Meisterin in der Kategorie OK Junior liess in Levier keine Zweifel aufkommen, wer den Titel auch 2024 holt. Mit einem lupenreinen «Grand Slam» (Pole-Position, drei Laufsiege und schnellste Rennrunde) sicherte sich Bättig die Maximalpunktzahl von 75 Zählern. Damit liegt sie in der Meisterschaft mit 273 Punkten in Führung. Kein anderer Fahrer, auch nicht in einer anderen Kategorie, hat so viele Punkte wie die Wettswilerin. Der dritte SM-Titel in Folge ist für die Fahrerin aus dem Team KartBox.ch nur noch Formsache. Die beiden Verfolger Georgiy Zasov (MH Racing) und Dan Allemann (Spirit Racing) liegen 74 respektive 75 Punkte zurück. Man muss also kein Einstein sein, um Bättigs dritten Titel vorherzusagen. In Wohlen beim Finale am 21. September reichen ihr schon die zwei Zusatzpunkte für die Pole-Position, um den Sack zuzumachen. Spannend wird auf jeden Fall der Kampf um Platz 2, wobei Allemann beim Heimrennen eine Schippe drauflegen muss. In Levier schied er im ersten Lauf aus, weil er auf einer weissen Markierung ausrutschte. «Und im letzten Lauf haben die Reifen nicht funktioniert», so der Super-Mini-Champion von 2022. Für Zasov lief das Wochenende deutlich besser. Trotz einer Zehn-Sekunden-Strafe im ersten Lauf sicherte sich der 13-Jährige aus Lugano drei Mal Platz 2 – einmal vor Aloïs Girardet, zwei Mal vor Alexis Genolet (LKM Racing).
Einen «Grand Slam» sicherte sich auch Aaron Buhofer bei den Super Minis. Der Birmensdorfer enteilte der Konkurrenz in jedem Rennen und feierte seine ersten SM-Siege gleich in Form eines Hattricks. Buhofer hat sich mit dieser sensationellen Leistung zu einem ernsthaften Titelkandidaten gemacht. Vor Levier war der Spirit-Fahrer noch Fünfter im Gesamtklassement, nun ist er Zweiter mit einem Rückstand von lediglich zwölf Punkten auf Teamkollege Aurelio Longhitano. Der Leader hat mit den Plätzen 5, 5 und 3 genau das gemacht, was er schon das ganze Jahr über macht: regelmässig und souverän Punkte holen. Weil Vorjahresmeister Albert Tamm bei seiner Rückkehr kein ideales Wochenende erwischte und mit den Plätzen 4, 5 und 5 nicht zufrieden war, liegt in der Meisterschaft «nur» auf Rang 3. Der Rückstand auf Longhitano beträgt aber nur 13 Punkte. In Wohlen ist daher also noch alles möglich. Auch für Nicola Mateo Frigg. Der Fahrer aus dem Team UBIQ Racing hat mit drei zweiten Plätzen sein «Horror-Wochenende» von 7 Laghi aus dem Gedächtnis gelöscht. Mit 29 Punkten Rückstand auf die Spitze ist auch er für Wohlen gerüstet.
Dass es an einem Wochenende gleich drei «Grand Slams» gibt, ist selten. Aber auch Lyon Mathur (Innovate Competition) ist das Kunststück gelungen, 75 Punkte zu holen. Ähnlich wie Bättig und Buhofer fuhr auch er «Kreise» um die Konkurrenz bei den OK Senioren. Mathur, 2022 bereits Meister bei den Senioren, hat mit diesem Husarenstück die Führung in der Meisterschaft übernommen. Der zweite SM-Titel ist zwar noch längst nicht in trockenen Tüchern, die fehlerlose Leistung des Aargauers ist in Levier seinem Teamkollegen und dem bis dato Führenden Jérôme Huber aber auch nicht entgangen. Der Zürcher hatte im Finale noch neue Regenreifen aufgezogen, biss sich aber hinter Routinier Patrick Näscher (MH Racing) die Zähne aus. Mit den Plätzen 5, 2 und 3 verlor Huber gegenüber Mathur 26 Punkte. Vor Wohlen liegt er nun 20 Punkte hinter seinem Stallgefährten. Das von weiter hinten noch Ungemach droht, kann man ausschliessen. Vorjahresmeister Pascal von Allmen aus dem Team von Max Busslinger erwischte mit den Plätzen 7, 5 und 9 kein gutes Wochenende. Auch Matt Corbi, zuletzt in 7 Laghi noch der Überflieger, musste diesmal (nach einem Motorschaden) kleine Brötchen backen.
Spannend wird es auch noch einmal in der X30 Challenge Switzerland. Dort hat der Führende Tiziano Kuznini (Innovate Competition) einen 52-Punkte-Vorsprung nicht nutzen können. Im Gegenteil: Verfolger Samuel Ifrid (UBIQ Racing) ist mit den Plätzen 2, 2 und 3 wieder bis auf 26 Punkte an Kuznini herangekommen. Letzterer kam im Regen nicht auf Touren, wurde im zweiten Lauf gar abgeschossen und drehte sich im Finale. «Es kann nicht immer gut laufen», meinte Kuznini. «Aber ich habe ja immer noch einen Vorsprung.» Mann des Tages in der X30 war der Neuenburger Valentin Senes. Der Fahrer aus dem Team LKM stand zum ersten Mal in der SM auf Pole-Position, wurde aber schon in der ersten Kurve umgedreht. Von ganz hinten startete er eine Aufholjagd, die seinesgleichen sucht: Senes wurde trotz einer Spoilerstrafe noch Achter (von 28)! Im zweiten Lauf liess er nichts mehr anbrennen, gewann souverän und war auch im Finale uneinholbar. «Wir waren schon am Samstag im Trockenen unter den Top 3», meint Senes. «Ich hatte also schon ein gutes Gefühl. Und im Regen lief es dann noch besser.» Stark auch die Leistung von Julian Brupbacher (Spirit), der den ersten Vorlauf gewann und danach Dritter respektive Zweiter wurde. Auch andere Fahrer bewiesen Regenqualitäten. So zum Beispiel Tristan Zloczower (Spirit), der im ersten Vorlauf Rang 3 belegte und im Finale das Podium knapp verpasste. Auch Teamkollege Marlon Bayer fuhr starke Rennen und überquerte die Ziellinie auf den Rängen 4, 4 und 5.
Nach dem Abgang von Vorjahresmeister Ethan Frigomosca ist der Ausgang der Meisterschaft in der Kategorie KZ2 (Schaltkarts) eine reine Familienangelegenheit. Der Meister 2024 heisst entweder Jean Luyet oder Samuel Luyet (beide aus dem Team Saeba). Ersterer gewann die beiden Vorläufe, Samuel das Finale. In der Meisterschaft führt Jean mit 260 Punkten vor Samuel mit 226. In Wohlen wird es also zu Walliser Festspielen kommen. Und die in Levier nicht angereisten Fans werden dort nachholen, was sie am Wochenende aufgrund des schlechten Wetters verpasst haben: eine Party à la FC Sion… Hinter den beiden Luyets fuhr ein anderer in Levier wie entfesselt: Tobias Widmer. Der 34-Jährige aus Rudolfstetten zeigte im Nassen eine vorzügliche Leistung und sicherte sich in beiden Vorläufen Rang 3. Diesen Platz hätte er auch gerne im Finale geholt, doch «der Motor hat mich auf Podestkurs im Stich gelassen», sagt Widmer. So ging Rang 3 an Evan Vantaggiato vor Kai Perner und Remo Largo.
Im Swiss Histo Kart Cup, der in Levier seinen zweiten Lauf ausgetragen hatte, wird es ebenfalls spannend. Der Gleichmässigkeits-Wettbewerb, an dem Karts mit den Jahrgängen 1956 bis 1999 teilnehmen dürfen, trägt ebenfalls am 21. September in Wohlen sein Finale aus. In Führung liegt Thomas Glauser (15 Punkte) vor Franco Doria (24) und Florent Abazi (29).