Beim Finale der Schweizer Berg-Meisterschaft 2024 in Les Paccots fielen die letzten Entscheidungen zugunsten von Bruno Sawatzki (Tourenwagen) und Jean-François Chariatte (Berg-Pokal).
Das Finale der Schweizer Berg-Meisterschaft in Les Paccots war in vielen Belangen ein Abziehbild der Saison 2024. Ganz vorne war einer für die Musik verantwortlich: Robin Faustini. Der 26-jährige Aargauer, der schon in Oberhallau die Nachfolge von Marcel Steiner angetreten hatte, liess auch im letzten Rennen von Châtel-Saint-Denis nach Les Paccots nichts anbrennen. Mit dem siebten Sieg im siebten Rennen liess Faustini im Fribourgischen die allerletzten Kritiker verstummen. Alle Siege in einer Saison – das gelang zuletzt Marcel Steiner 2012. Drei Mal fuhr Faustini darüberhinaus einen neuen Streckenrekord. Zuletzt am gestrigen Sonntag in 47,528 sec, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 176,11 km/h entspricht! Die anderen beiden Rekorde erzielte er in La Roche und am Gurnigel.
Im Ziel liess sich Faustini zu Recht von seinem Team feiern. Zum neuerlichen Tagessieg meinte er: «Diese Saison war unglaublich. Seit dem Gurnigel, als wir intensiv mit dem Getriebe und der Übersetzung angefangen haben zu arbeiten, läuft es noch besser. Ein grosses Dankeschön an mein Team! Ich kann es kaum abwarten, bis es nächstes Jahr wieder losgeht.» Ein Rennen wird Faustini dieses Jahr noch bestreiten: das Hillclimb Monsters Bongo in Skradin/Kroatien am 19./20. Oktober. Hinter Faustini sicherte sich Joël Volluz auf seinem Osella FA30 Rang 2. Dritter wurde Faustinis Nova-Markenkollege Thomas Amweg. Dieser stand vor Les Paccots bereits als Vize-Meister fest. Platz 3 in der Gesamtabrechnung sicherte sich Faustins Vater Simon Hugentobler auf dem Osella, den Robin 2023 noch bewegte. Platz 4 in der Meisterschaft geht an den rekonvaleszenten Joël Burgermeister. Fünfter wurde Volluz.
Das Pendant zur Rennwagen-Meisterschaft, die Tourenwagen-Wertung, sicherte sich Bruno Sawatzki – allerdings unter Mithilfe eines Markenkollegen. Der 54-jährige Rheintaler fuhr zum ersten Mal in Les Paccots und musste, da Roger Schnellmann, der Führende im Gesamtklassements, wegen eines Motorschadens nicht antreten konnte, «lediglich» die Klasse Interswiss gewinnen. Nach zwei Läufen war der Vorjahresmeister mit seinem Vorhaben auf Kurs. Sawatzki führte in der Addition der beiden Läufe mit 0,4 Sekunden vor João Paulo Chiquita. Im dritten Lauf egalisierte Sawatzki seine Bestzeit aus dem zweiten Durchgang. Das ergab eine Gesamtzeit von 1:59,1 min – doch das reichte nicht. Porsche-Markenkollege Chiquita legte im dritten Lauf wie entfesselt die 2,325 km lange Strecke in 58,8 sec zurück. Damit war Sawatzki nur Zweiter in der Interswiss. Und das hätte nicht zum Titel gereicht. Wenn nicht Chiquita, der in der Meisterschaft vor Les Paccots auf Rang 42 lag, (absichtlich) die Parc-fermé-Regeln gebrochen hätte. «Ich hatte in der bisherigen Saison mit der Titelentscheidung nichts zu tun. Deshalb habe ich nach meiner Bestzeit das Auto auch nicht, so wie es die Regeln vorsehen, im Parc fermé abgestellt. Mir war klar, dass ich dafür von allen drei Läufen disqualifiziert werde.»
Chiquitas Entscheidung machte Sawatzki so zum Sieger der Interswiss. Und damit ebnete er ihm auch den Weg zur erfolgreichen Titelverteidigung. Richtig freuen wollte sich dieser aber nicht. «Für mich hat das einen etwas faden Beigeschmack», meint Sawatzki, der in dieser Saison (bis auf Reitnau) immer der schnellste IS-Pilot gewesen ist. «Ich hatte heute nicht die Leistung, die es braucht. Die neuen Michelin-Reifen haben zwar super funktioniert, aber unterm Strich war ich einfach nicht in der Lage, noch schneller zu fahren.» Schnellmann, der nach 2019, 2022 und 2023 zum vierten Mal in Serie Gesamtzweiter wurde, beobachtete das Geschehen von Zuhause aus und bedauerte, dass die Entscheidung auf diese Art und Weise gefallen ist: «Ich finde es schade, dass die Titelvergabe im Fahrerlager und nicht auf der Strecke ausgefochten wurde.»
Dritter in der Endabrechnung der Tourenwagen wurde Stephan Burri. Der VW-Scirocco-Pilot fuhr abermals einen neuen IS-Klassenrekord (bis 2000 cm3) und setzte sich am Ende gegen Simon Wüthrich auf seinem VW Golf durch. Wüthrich, Sieger der E1 bis 3500 cm3, war in Les Paccots der absolut schnellste Fahrer mit einem Dach überm Kopf. Hätte sich Chiquita nicht selber disqualifiziert, hätte es Wüthrich im Schlussklassement zu Rang 3 gereicht. So kamen Wüthrich und Burri auf je 103 Punkte. Weil in einem solchen Fall das bessere Ergebnis in Les Rangiers aufgrund dessen EM-Status entscheidend ist, schlug das Pendel in Richtung IS-Pilot Burri aus.
Null Polemik gab es im Schweizer Berg-Pokal für hubraumschwächere Fahrzeuge. Diesen sicherte sich Jean-François Chariatte mit einem weiteren Sieg in der E1 bis 1600 cm3 auf seinem Fiat X1/9. Zwar kam auch Stephan Burri ebenfalls auf 100 Punkte im Total. Chariatte hat aber als zweites Streichergebnis einen «15er» (gegenüber einem Nuller von Burri). Die Freude bei Chariatte über seinen ersten Titel war dementsprechend gross. «Ich habe 1980 meine Rennlizenz gemacht», sagt der 68-jährige Jurassier. «Und ich habe bisher noch nie einen Titel gewonnen. Dass es endlich geklappt hat, ist schön.» Auf die Frage, ob er vor dem Start in Les Paccots nervös war, lacht der Mann aus Porrentruy. «Ich bin auch nach mehr als 40 Jahren Rennsport immer noch ein wenig nervös vor dem Start.» Platz 3 im Berg-Pokal ging an Stephan Moser auf seinem Toyota Yaris. Vierter wurde der neue Schweizer Junioren-Meister Jannis Jeremias (VW Polo), Fünfter Danny Krieg auf VW Golf Rally.
Zu den weiteren Klassensieger in Les Paccots gehörten: Sylvain Chariatte (Honda Integra, SuperSérie bis 2000 cm3), Pierre Mürner (BMW M2, SuperSérie plus 2000 cm3), Oski Kuhn (Peugeot 308, SuperSérie bis 3000 cm3), Alexandre Comby (Porsche Cayman, SuperSérie plus 3500 cm3), Stephan Moser (Toyota Yaris, IS bis 1400 cm3), Jannis Jeremias (VW Polo, IS bis 1600 cm3), Rolf Burri (Opel Ascona, IS bis 3000 cm3), Dominic von Rotz (Audi A4, IS bis 3500 cm3), Ivan Kilchenmann (Suzuki Swift, A/ISA), Jeremy Girard (BMW 320, Historic bis 2000 cm3), Maurice Girard (BMW M1, Historic plus 2000 cm3), Jean-Romain Cretegny (Ford Escort, Historic Class), Valentin Dähler (Mini Cooper, E1 bis 1400 cm3), Danny Krieg (VW Golf Rally, E1 bis 2000 cm3), Benjamin Nicole (BMW 2002, E1 bis 2500 cm3), Tom Huwiler (BMW E30, E1 bis 3000 cm3), Wener Schlegel (Mitsubishi Lancer Evo8, E1 bis 4000 cm3), Frédéric Neff (Porsche 997 GT2 R, E1 plus 4000 cm3), Peter Steck (Opel Astra, TCR), Antonino Scolaro (Nova Proto NP03, E2 SportCars bis 1600 cm3), Eric Morel (Renault Tatuus, E2 SingleSeater bis 1600 cm3) sowie Frédéric Fleury (Dallara F-302, E2 SingleSeater bis 2000 cm3).