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13.06.2023 Marcel Steiner: «Wir sind im grünen Bereich!»
Steiner Syn Fuel Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Marcel Steiner fährt seit Hemberg mit Syn-Fuel © Eichenberger

Marcel Steiner ist beim Saisonauftakt der Schweizer Berg-Meisterschaft in Hemberg zum ersten Mal mit Syn-Fuel gefahren. Dass er mit dem zu 85% CO2-neutralen Treibstoff auf Anhieb siegte, fand er «ziemlich cool».

Völlig überraschend ist am Wochenende Marcel Steiner (47) beim Bergrennen in Hemberg mit Syn-Fuel angetreten und hat damit auch gleich auf Anhieb gewonnen. Auto Sport Schweiz hat die Gelegenheit beim Schopf gepackt und den fünfmaligen Schweizer Berg-Meister nach dem Auftaktsieg interviewt.

Der Sieg beim Auftakt in Hemberg hatte für dich eine doppelte Bedeutung: Zum einen war es der erste Turbo-Erfolg, zum andern hast du auf Anhieb mit dem synthetisch hergestellten Syn-Fuel gewonnen. Was hat für dich die grössere Bedeutung?
Marcel Steiner:
Beides ist wichtig. Ich habe davon geträumt, dass wir auf Anhieb mit diesem zu 85% CO2-neutralen Treibstoff gewinnen können. Dass es klappen könnte, daran habe ich nicht wirklich geglaubt. Ein grosses Dankeschön geht an meinen Motorenpartner Helftec. Dieser hat viel zur Entwicklung beigetragen. Und ist mir auch in Sachen Syn-Fuel zur Seite gestanden.

Du hast dich erst kurz vor dem Rennen in Hemberg entschlossen, auf Syn-Fuel umzusteigen. Das klingt fast so, als wäre die Umstellung kein grosser Akt gewesen.
Das war es in der Tat nicht. Bisher bin ich mit Sprit gefahren, das 100 Oktan hat. Aber unser Motor ist ursprünglich auf 98 Oktan abgestimmt. So konnten wir eigentlich einfach umfüllen. Wir mussten nicht einmal das Motormapping verstellen.

Habt ihr auf dem Prüfstand einen Leistungsverlust festgestellt?
Nein, weil wir die Leistung gar nicht messen können. Wenn der Motor hochgedreht wird und in den Begrenzer kommt, müsste man auskuppeln können. Und das geht bei meiner Fliehkraftkupplung nicht.

Hast du denn auf der Rennstrecke einen Unterschied gespürt?
Eigentlich nicht. Obwohl Hemberg natürlich auch nicht die Motorenstrecke ist. Da werden wir im Laufe des Jahres auf Strecken, die den Motor mehr belasten, noch mehr Erfahrungen sammeln müssen. Der einzige Unterschied, den ich festgestellt habe, ist der Geruch. Syn-Fuel riecht irgendwie aggressiver.

Skeptiker werfen ein, dass es im Rennsport keine Langzeiterfahrung mit synthetisch hergestellten Kraftstoffen gibt. Wie gehst du damit um? So ein 1760 ccm-Honda-Turbo kostet ja doch eine Stange Geld…
Wir haben die Motordaten angesehen. Und die sehen gut aus. Wir haben sogar am Samstag nach den Trainings und am Sonntag nach dem ersten Rennlauf Daten zur Überprüfung geschickt. Und auch da war alles im grünen Bereich. Würde ein Schaden auftreten, wäre es wahrscheinlich gar nicht so einfach herauszufinden, ob dieser aufgrund des Treibstoffs aufgetreten ist. Oder ob der Schaden auch mit herkömmlichem Benzin entstanden wäre.

Das klingt fast so wie bei der Corona-Impfung…
Ja, es hat mit Vertrauen zu tun. Aber ich bin bisher guten Mutes.

Wie steht es mit Ölwechsel? Die sollen mit Syn-Fuel ja auch öfter auftreten.
Ja, das heisst es. Auch das werden wir noch genau mit unseren Partnern prüfen und analysieren müssen. Ich gehe davon aus, dass wir nicht mehr nur mit einem Ölwechsel pro Saison auskommen. Sondern während der Saison vielleicht zwei oder drei Mal das Öl wechseln müssen.

Was hat dich der neue Sprit gekostet?
Wir haben den Sprit von P1 über die HORAG AG bezogen. Wen es interessiert: Ich habe für 108 Liter 842.10 Franken bezahlt. Inklusive Transport und Mehrwertsteuer.

Und wieviel davon hast du in Hemberg gebraucht?
Pro Lauf drei Liter. Macht also 24 Liter. Das ist etwas mehr, als ich ursprünglich eingeplant habe.

Wenn du mit Syn-Fuel fährst und gewinnst, dann sollten andere der Umstellung gegenüber ja auch positiv eingestellt sein, oder nicht?
Ich bin ja nicht der erste, der damit fährt. Simon Wüthrich ist schon beim Slalom in Frauenfeld mit Syn-Fuel gefahren. Martin Epp sogar schon in Ambri. Und in Hemberg war auch Andreas Gähler bei den REGionalen mit Syn-Fuel unterwegs. Sicher kann es nicht schaden, wenn wir mit diesem Sprit ganz vorne mitfahren und Rennen gewinnen. Dann steigen vielleicht noch andere um.

Steiner Hemberg 2023 Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Marcel Steiner: Mit Syn-Fuel zu neuer Rekordzeit in Hemberg © Eichenberger

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