Um die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr zu überbrücken, veröffentlichen wir an dieser Stelle den einen oder anderen Artikel aus dem vierteljährlich erscheinenden Magazin von ASS. Los geht es mit: Was macht eigentlich Mathéo Tuscher?
Mathéo Tuscher hat 2012 etwas geschafft, was vor und nach ihm noch keinem Schweizer gelungen ist: Der Romand gewinnt als 15-Jähriger die Wahl zum Rookie des Jahres bei den beliebten Autosport Awards. Damit taucht sein Name in derselben Liste auf wie Lewis Hamilton (Gewinner 2006/2007), Sebastian Vettel (2008) oder Max Verstappen (2015).
Der grossgewachsene Tuscher hatte die Fachwelt mit seiner Leistung in der neu geschaffenen Formel 2 beeindruckt. «Ich weiss noch, wie ich zum ersten Rennen nach Silverstone kam und auf Anhieb die Pole-Position holte», so Tuscher. Mit zwei Siegen und insgesamt neun Podestplätzen belegte der Mann aus Noville am Genfersee Platz 2 in der Endabrechnung. «A star was born» – doch ganz reibungslos lief es danach nicht weiter. Tuscher wechselte 2014 in die GP3 zu Jenzer Motorsport. Wieder war er auf Anhieb unwiderstehlich. Doch der zweite Platz beim Auftaktrennen in Barcelona sollte das beste Ergebnis für die nächsten zwei Jahre bleiben.
Immer wieder plagten Tuscher Geldsorgen. «Ich weiss noch, wie ich mir vor meinem letzten GP3-Rennen gesagt habe: Flieg einfach nicht von der Strecke. Und berühre ja niemanden. Sonst haben wir ein Problem.» Mit einem Anruf von Rebellion änderte sich die Situation für Tuscher schlagartig. In Shanghai 2015 sass er zum ersten Mal im LMP1. 2016 bestritt er die ganze Saison für das Team mit Schweizer Lizenz und krönte das Jahr mit dem WM-Titel bei den Privatiers. Alles schien für Tuscher zu laufen, doch im Februar 2017 folgte die Hiobsbotschaft: Rebellion trennte sich von Tuscher. In dem Moment war klar: Das war’s!
Heute, dreieinhalb Jahre später, blickt Tuscher zurück: «Ich bereue nichts. Im Gegenteil. Ich war damals Anfang 20 und enttäuscht, dass man als LMP1-Weltmeister keine Zukunft hat. Aber ich wollte nicht die nächsten Jahre im Rennsport verbringen – immer auf der Suche nach Geld.»
Stattdessen arbeitet Tuscher heute im Familienunternehmen «Tuscher & Fils». Erst kürzlich hat er die Ausbildung zum Gebäudetechniker erfolgreich abgeschlossen. Im Rennauto sitzt er nur noch zum Spass oder zu Coaching-Zwecken. Und in Sachen Sport? «Da halte ich mich mit Kitesurfen und Skifahren fit.» Ausserdem spielt Tuscher bei den «Riviera Saints» im benachbarten Montreux American Football. Dass er dort nach nur einer Saison zum Spieler gewählt wurde, der sich am meisten verbesserte, erstaunt nicht. Im Falle von Tuscher gilt eben: Einmal Talent, immer Talent.