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17.10.2023 Mehr als nur Fitness-Tipps vom Experten
Zaugg Perner 01 Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Zaugg und YDP-Teilnehmer Kai Perner beim Training © Eichenberger

Adrian Zaugg (36) ist Athletic Performance Trainer und ehemaliger Spitzenrennfahrer. Von seiner Erfahrung profitieren auch die Teilnehmer des Young Drivers Projekts. Auto Sport Schweiz hat ihm bei einem Test mit einem solchen «young driver» über die Schultern geschaut.

Du betreust im Rahmen des Young Drivers Projekt die jungen Fahrer als «Fitness-Coach», wobei dieser Begriff nicht ganz korrekt ist. Sag uns doch, was du den Teilnehmern mit auf den Weg gegeben hast?
Adrian Zaugg:
Ich habe einen so genannten FMS-Test gemacht, ein «Functional-Movement-Screen». Das ist ein standardisiertes Testverfahren aus Amerika, das wichtige konditionelle Fähigkeiten zur Erfassung potentieller Verletzungsrisiken und ineffizienter Bewegungsmuster überprüft. Es dient dazu, Schwächen rechtzeitig zu erkennen und Trainingsempfehlungen darauf abzustimmen.

Konkret hast du für jeden Teilnehmer einen individuellen Trainingsplan zusammengestellt.
Das ist richtig. Wobei ich vorausschicken muss, dass die Teilnehmenden alle eine gute Basis mitgebracht haben. Jeder, der bei mir war, hat eine Trainingsanleitung für Kraft und Ausdauer erhalten. Wobei der Trainingsplan natürlich auf die spezifischen Anforderungen im Automobilrennsport ausgelegt wurde.

Du warst selber lange aktiv im Rennsport, hast es bis zur Formel 2, damals hiess sie noch GP2, gebracht und warst mehrere Jahre Teil des Red-Bull-Fahrerkaders. Wie viel von deinem Wissen kannst du den jungen Teilnehmern vermitteln?
(Lacht.) Von den jungen Fahrern die am YDP teilnehmen, hat mich keiner aus meiner aktiven Zeit gekannt. Aber ich hoffe, dass ich ihnen dennoch möglichst viel vermitteln kann. Und ein paar von ihnen wurden hellhörig, als sie merkten, dass da einer vor ihnen steht, der weiss, wovon er spricht. Ich glaube, es macht einen grossen Unterschied, wenn man Anleitungen von jemandem bekommt, der selber jahrelang gefahren ist.

Zaugg Perner 02 Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Zaugg testet die Beweglichkeit des jungen Nachwuchsfahrers © Eichenberger

Du hast den Teilnehmenden auch aufgezeigt, worauf es ankommt, wenn man vom Kart in den Automobilrennsport wechselt.
Ja, ich habe ihnen nicht nur die «Basics» vermittelt, sondern ihnen auch Tipps mit auf den Weg gegeben, was sich im Falle eines Wechsels in den Automobilrennsport alles ändern kann. Das Ziel soll sein, dass sie anhand der Anleitungen möglichst gut auf diesen Schritt vorbereitet sind.

Welche Erfahrungen hast du denn damals gemacht, als du vom Kart- in den Automobilsport gewechselt bist?
Ich hätte mir gewünscht, dass mir jemand hilft. So wie es das Projekt von Auto Sport Schweiz mit den jungen Fahrern heute macht. Und zwar auf möglichst vielen Ebenen. Also nicht nur bei der physischen Vorbereitung, auch bei allen anderen Aspekten, die im Motorsport wichtig sind. Man muss in frühen Jahren lernen, möglichst selbstständig zu sein, Entscheidungen zu treffen, proaktiv zu werden – nach dem Motto: «Die Tat unterscheidet das Ziel vom Traum.» Du wirst als angehender Rennfahrer nicht unendlich viele Chancen kriegen. Das weiss ich aus eigener Erfahrung. Also, nutze jene, die du kriegst!

Wo sind aus deiner Erfahrung die grössten Unterschiede zwischen Kart- und Automobilrennsport?
Fahrerisch – die Lenkkräfte und der Druck, den man beim Bremsen aufbauen muss. Grosse Unterschiede gibt es auch im mentalen Bereich. Je weiter man im Formelsport nach oben kommt, desto weniger Zeit verbringt man in der Regel auf der Strecke. Das heisst, man muss sich schon vorher klare Pläne im Kopf zurechtlegen: Wo kann ich aus neuen Reifen den maximalen Nutzen ziehen? Welche Linie fahre ich im Nassen? Und so weiter und so fort.

Für die Teilnehmer des YDP geht es schon diese Woche weiter. Auf dem Programm steht ein Besuch beim DTM-Finale in Hockenheim. Dort sollen die jungen Nachwuchsfahrer Rennluft schnuppern und Profis wie Ricardo Feller oder Patric Niederhauser bei ihrer Arbeit über die Schultern schauen können. Ein weiteres Highlight steht dann in der Woche darauf auf dem Kalender: Am 26. Oktober dürfen die jungen Nachwuchsfahrer in Bresse (F) einen Formel-4-Sichtungstag mit Jenzer Motorsport absolvieren. Für die meisten ist das die erste Gelegenheit in einem professionellen Umfeld, ein topmodernes Formelauto zu testen. Der Sieger des YDP 2023 wird dann am 11. November im Rahmen der Meisterfeier in Romanshorn bekanntgegeben.

Zaugg Perner 03 Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Für alle Teilnehmer hat Zaugg einen Trainingsplan ausgearbeitet © Eichenberger

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