Der amtierende Schweizer Rallye-Meister Mike Coppens tut sich schwer. Seine Aktien auf eine erfolgreiche Titelverteidigung stehen bei Halbzeit der Rallye-SM nicht zum Besten.
Mike Coppens zählt in der Schweiz zu den aktuell schnellsten Rallyefahrern. 2021 gewann der 43-Jährige aus Verbier (VS) nicht nur zum ersten Mal «seine» Rallye du Valais, er sicherte sich auch den Meistertitel. 2022 sieht es bei Halbzeit der Rallye-SM nicht so rosig aus. Coppens liegt nach drei Läufen «nur» auf dem dritten Zwischenrang – 26 Punkte hinter dem Führenden Jonathan Hirschi. Dessen Leistung hat Coppens zuletzt im Anschluss an die Rally di Alba hervorgehoben. «Er ist nicht erst seit seinem Sieg bei der Alba der Schnellste von uns», sagt Coppens. «Ich glaube, er war es schon von Anfang der Saison. Die Kombination zwischen ihm und seinem VW Polo funktioniert sehr gut. Im Moment ist es schwierig, ihm Paroli zu bieten.»
Coppens hat die Meisterschaft noch nicht abgeschrieben. Aber er ist schon lange genug im Geschäft (seit 2011), dass er weiss, wie schwierig es ist, einen Fahrer wie Hirschi, der a) nicht nur einen Lauf hat, sondern b) von sich selber sagt, er habe sein Limit noch gar nicht erreicht, einzuholen. Fakt ist: Hirschi hätte ohne seinen Reifenschaden beim Critérium in der letzten Prüfung und ohne die beiden Zehn-Sekunden-Strafen bei der Rallye du Chablais wohl alle bisherigen Rallyes 2022 gewonnen.
Erschwerend kommt dazu, dass Coppens mit seinem Last-Minute-Wechsel von Skoda auf Citroën nicht wirklich glücklich ist. «Auf schnellen Teilstücken bin ich mit dem Citroën schneller», sagt Coppens. «In technischen Passagen mache ich aber mehr Fehler als mit dem Skoda. Der verzeiht viel mehr als der Citroën.»
Und Coppens spart auch nicht mit Selbstkritik. «Ich muss die Art, wie ich meine Notizen mache, verbessern», sagt der Walliser. «Mein Co-Pilot Renaud Jamoul hat mir das mehr als nur ans Herzen gelegt.» Der Aufschrieb sei prinzipiell nicht schlecht, aber um die Sekunden wettzumachen, die es eben braucht, um ganz vorne mitzufahren, muss Coppens daran arbeiten.
Was Coppens im Detail anders machen soll, behält er für sich. «Ich kann nur so viel sagen: Renaud ist ein sehr erfahrener Beifahrer. Er weiss, wovon er spricht. Und er kennt sich auch beim Set-Up sehr gut aus. Das ist keine Kritik an meine Beifahrer, die mich letztes Jahr navigiert haben. Die haben alle einen super Job gemacht, sonst wäre ich nie Schweizer Meister geworden. Aber Renaud hat einfach den Blick fürs grosse Bild. Das macht den Unterschied.»
Dass es 2022 nicht ganz so rund läuft, ist Coppens erst so richtig bei der Rally di Alba aufgefallen. «Es war die erste Rallye, bei der ich von A bis Z im Trockenen fahren konnte. Bei der Chablais hatten wir Mischbedingungen und ich kam mit den Slicks voll ins Nasse. Beim Critérium war es von Anfang bis Ende rutschig.»
Um sich Gedanken zu machen, hat Coppens nun etwas Zeit. Der nächste Lauf zur Schweizer Rallye-Meisterschaft, der Rallye Mont-Blanc, findet erst vom 8.-10. September statt.