Marcel Steiner hat den verregneten sechsten Lauf zur Schweizer Berg-Meisterschaft in Oberhallau vor Eric Berguerand gewonnen. Damit ist die Meisterschaft – zwei Rennen vor Schluss – wieder offen.
Wer auch immer für das Wetter zuständig ist, er (oder sie) hatte in Oberhallau wenig Einsehen für die Schweizer Rennsport-Gemeinde. Bis Samstagmittag blieb die Jubiläumsausgabe trocken. Danach wurde der 100. Geburtstag von einer Regenfront heimgesucht. Der erste für Samstagnachmittag vorgesehene Rennlauf musste teilweise auf Sonntagmorgen verschoben werden. Viel besser war das Wetter am eigentlichen Renntag dann aber auch nicht. Statt den 15'000 Zuschauern, die im Vorjahr kamen, hat der Veranstalter für Samstag und Sonntag ca. 9000 Fans gezählt. Auch der Streckenrekord von 1:07,56 min konnte unter diesen Verhältnissen natürlich nicht unterboten werden. Nur sechs Fahrer schafften es, die 1:20er-Marke zu knacken. Die schnellste Zeit fuhr Marcel Steiner in 1:17,327 min im dritten und letzten Lauf mit seinem LobArt-Honda/Helftec. Auch in der Addition der beiden besten Durchgänge lag Steiner am Ende vorne – eine knappe Sekunde dahinter musste sich Vorjahressieger Eric Berguerand auf seinem Lola FA99 mit Platz 2 begnügen. Auf Rang 3 landete Christoph Lampert aus Feldkirch (A) auf seinem Nova Proto NP01. Die SM-Punkte für Platz 3 gingen an den Viertplatzierten Joël Volluz auf Osella FA30.
«Der erste Lauf war gut. Im zweiten Lauf war viel Wasser auf der Strecke», sagte Steiner. «Und irgendwie haben da meine Reifen nicht so richtig funktioniert. Zum Glück konnte ich im dritten Lauf alles zurechtbiegen. Jetzt freue ich mich auf das nächste Rennen am Gurnigel. An Spannung mangelt es nicht.»
«Ich habe den ersten Lauf verschlafen», meinte Berguerand, der am Samstag noch lange überlegte, welche Regenreifen er aufziehen wollte: Avon oder Michelin. «Ich habe mich dann für die Avon entschieden. Die funktionierten gut, aber der zweite Lauf war zu nass und den Vorsprung, den ich dort auf Steiner herausgefahren bin (3,5 Sekunden) hat mir nichts gebracht, weil das der langsamste Lauf war. Im dritten Durchgang war Marcel dann 0,6 Sekunden schneller. Aber so ist das Leben. Man kann nicht immer gewinnen. Und wir wissen alle, dass Marcel ein absoluter Top-Pilot ist.»
Für den weiteren Verlauf der Meisterschaft ist der Sieg von Steiner in Oberhallau (aus neutraler Position) das Beste, was passieren konnte. Nach sechs von acht Läufen führt der Berner mit 137:117, doch Streichresultat-bereinigt liegen die beiden gleichauf. Die letzten zwei Rennen werden also entscheidend sein.
Betrachtet man den Rückstand erzielte Thomas Amweg in Oberhallau als SM-Vierter sein bisher bestes Saisonergebnis. «Drei Sekunden auf Steiner – damit lässt’s sich leben», meinte der Gurnigel-Sieger von 2019. «Leider war ich im ersten Durchgang zu zögerlich», meinte Amweg. Ein Wochenende zum Vergessen erlebte der Oberhallau-Sieger von 2021: Robin Faustini. Der Aargauer hatte einen «Wasserschaden» und konnte erst zum zweiten Lauf antreten. «Durch die lange Wartezeit am Ziel und der stark einsetzende Regen geriet Wasser ins System. Betroffen waren vor allem Kabel, die in Verbindung zum Motor standen.»
Hinter den Top 5 sicherte sich Joël Burgermeister (Tatuus F4) einmal mehr den Sieg bei den Formelrennwagen bis 2000 cm3. «Das Ziel war eigentlich ein neuer Klassenrekord. Aber bei diesen Witterungen war das natürlich nicht möglich. Trotzdem konnte ich meine Klasse gewinnen und den einen oder anderen Piloten aus der Königsklasse ärgern.» Platz 2 bei den «Kleinen» sicherte sich Routinier Roland Bossy auf seinem Dallara Spiess F311. Dritter wurde der junge Walliser Lionel Ryter. Der 23-jährige Polymechaniker aus Martigny fährt seine erste Saison und verdrängte Routinier Marcel Maurer mit zwei starken Läufen vom Podest.
Zu den Fahrern, die mindestens einmal unter 1:20 fuhren gehörte auch Roger Schnellmann und sein Mitsubishi Evo 8. Der schnellste Tourenwagenfahrer fand im zweiten Durchgang bessere Bedingungen vor und nutze die Gunst der Stunde für eine Zeit von 1:18,504 min. Platz 2 hinter Schnellmann ging (wie bisher üblich in dieser Saison) an den schnellsten Interswiss-Fahrer Bruno Sawatzki im Porsche 991.1 Cup. Platz 3 sicherte sich der Jurassier Frédéric Neff, ebenfalls auf Porsche, seit Anzère aber in der E1 unterwegs. Nicht ganz an die Zeit von Neff kam Simon Wüthrich im Turbiene-Golf heran. Der Langnauer, der wie Steiner mit Synfuel fährt, gewann in seiner Klasse (E1 bis 3500 cm3) das Duell gegen Bruno Ianniello (Lancia Delta S4).
Zu den weiteren Klassensieger gehörten in Oberhallau: Anton Büeler (Mitsubishi Evo RSC, N/ISN bis 3500 cm3), Daniel Kammer (Toyota Yaris, Super S bis 3000 cm3), Stefan Schöpfer (Audi 50, IS bis 1400 cm3), Jannis Jeremias (VW Polo, IS bis 1600 cm3), der Rudi Oberhofer und Beat Oertig bezwang, Stephan Burri (VW Scirocco), der sich in der IS bis 2000 cm3 gegen Lokalmatador Jürg Ochsner (Opel Kadett) und Patrick Vallat (VW Golf) durchsetzte, Armin Banz (Opel Kadett C, IS bis 2500 cm3), Martin Oliver Bürki (BMW E33, IS bis 3000 cm3), Dominic von Rotz (Audi A4 Quattro, IS bis 3500 cm3), Beat Rohr (Audi 50, E1 bis 1400 cm3), Martin Bürki (VW Polo, E1 bis 1600 cm3), Christian Bralla (Fiat X1/9), der sich in der E1 bis 2000 cm3 sensationell gegen Fabien Houlmann (Peugeot 205) und Sébastien Cocquoz (Opel Kadett GTE) behauptete sowie Hermann Bollhalder (Opel Speedster, E1 bis 3000 cm3.
Der Sieg im Renault Classic Cup ging wie schon in Les Rangiers an Thomas Zürcher. Das Podest wurde mit RCC-Leader Michael Schläpfer und dem 2019-Meister Philip Krebs komplettiert.
Spannend war der Zweikampf in der TCR zwischen Hyundai-Pilot Mathias Schläppi und Opel-Astra-Kutscher Patrick Flammer, wobei Schläppi am Ende eine halbe Sekunde Vorsprung hatte. Platz 3 ging an Danny Krieg. Zum ersten Mal fuhren alle Teilnehmer der TCR mit Synfuel. «Es freut mich, dass alle sieben Teilnehmer ohne Zögern auf Synfuel umgestiegen sind», sagte Initiator Schläppi. «Wir werden auch am Gurnigel mit dem synthetisch hergestellten Treibstoff fahren. Es ist an der Zeit, ein Zeichen zu setzen.»
Im KW-Berg-Cup sicherte sich Erwin Buck auf seinem VW Spiess Scirocco mit einer Gesamtzeit aus zwei Rennläufen von 2:58,035 min den Tagessieg. Auf Rang 2 folgt Bernhard Permetinger im BMW Z4 GT3 mit 2:59,712 min vor der Drittplatzierten Claire Schönborn auf einem VW Golf 1 STW mit 3:02,541 min.
Mehr über das Bergrennen in Oberhallau erfahren Sie unter www.bergrennen-oberhallau.ch
Und so geht es weiter:
9./10. September, Gurnigel
16./17. September, Châtel-St-Denis – Les Paccots