Am ersten August-Wochenende beginnt am Lausitzring die ADAC-GT-Masters-Saison. Zahlreiche Schweizer sind am Start. Darunter auch Titelverteidiger Patric Niederhauser, der uns nach dem offiziellen Test Rede und Antwort stand.
Mit Rahel Frey, Simona De Silvestro, Nikolaj Rogivue, Ricardo Feller, Rolf Ineichen, Philipp Frommenwiler, Jeffrey Schmidt und natürlich Titelverteidiger Patric Niederhauser stehen beim Start zum ADAC GT Masters am ersten August-Wochenende nicht weniger als acht Schweizer am Start. Nimmt man den für Italien startende Raffaele Marciello und der in Zug aufgewachsene Philip Ellis dazu, sind es gar zehn Eilgenossen. Letztere haben beim zweitägigen Test in der Lausitz mit der Bestzeit geglänzt. Dicht dahinter Patric Niederhauser. Wir haben beim Vorjahresmeister nachgefragt, wie gross denn die Chancen sind, dass mit soviel Schweizer Fahrern auch 2020 Grund zum Jubeln besteht.
Ende September 2019 hast du dein letztes Rennen bestritten. Wie hast du dir die Zeit in der ach so langen Pause um die Ohren geschlagen?
Patric Niederhauser: Ich hatte Februar/März noch ein paar Tests. So gesehen war zwar die Rennpause sehr lang, aber ich bin dieses Jahr schon im Auto gesessen. Und dann habe ich natürlich wie viele andere auch Simracing betrieben.
Warst du im Auto vom ersten Moment an wieder voll da?
Ich habe mich schon gefragt: Kannst du das noch? Doch noch zwei Runden waren die Automatismen wieder da.
Im Vorjahr seid ihr als Aussenseiter in die neue Saison gestartet. Diesmal gelten du und dein Teamkollege Kelvin van der Linde als Favoriten. Wie unterschiedlich ist da die Herangehensweise?
Eigentlich nicht sehr viel anders. Der grösste Unterschied ist wohl der, dass wir mehr Daten und Erfahrung haben als zu Beginn der Saison 2019. Das heisst: Alle im Team wissen, worum es geht. Und man kennt die paar Schwächen, die wir im Vorjahr noch hatten und weiss gleichzeitig um seine Stärken. Ich glaube, wenn wir mit demselben Demut wie im Vorjahr an die Sache herangehen, dann haben wir schon vieles richtig gemacht.
Noch nie hat im ADAC GT Masters eine Titelverteidigung geklappt. Was macht ihr anders, dass ihr am Ende des Jahres doch ganz oben steht?
Es wird eine besondere Herausforderung werden, diesen Titel zu verteidigen. Allein eben deshalb, weil das zuvor noch nie jemandem gelungen ist. Wichtig wird auch in diesem Jahr die Konstanz sein. Man muss auch mal mit einem vierten oder fünften Platz zufrieden sein. Und nicht gleich in Panik verfallen, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt.
Die Ergebnisse vom Test in der Lausitz lassen vermuten, dass es 2020 wieder sehr eng werden könnte. Wen zählst du zu deinen grössten Gegnern?
Ich sehe 20 siegfähige Autos. Und 10 Kombinationen, die den Titel holen können. Damit ist eigentlich alles gesagt. Ich glaube nicht, dass es eine Paarung gibt, die die Meisterschaft dominieren kann. Wenn ein Duo vier Siege holt, würde mich das bereits sehr überraschen. Es wird viele verschiedene Sieger geben. Als besonders stark schätze ich Mercedes ein. Marciello/Ellis lagen beim Test auch knapp vor uns. Aber auch die Land-Audis machen einen starken Eindruck. Und nicht zu vergessen: Corvette. Dort hat man 2019 ein paar Fehler zu viel gemacht. Aber wenn die daraus ihre Lehren gezogen haben, dann muss man immer mit ihnen rechnen.
Und wer kann dir aus Schweizer Sicht das Leben schwer machen?
Jeffrey (Schmidt) auf der Corvette wird ein harter Gegner werden. Auch Ricky (Feller) wird wieder Highlights setzen. Und Rolf (Ineichen) gilt für mich schon lange nicht mehr als Gentlemen-Driver. Mit seinem Partner Mirko Bortolotti bildet er ein starkes Duo. Philipp (Frommenwiler) kann ich schlecht einschätzen. Sein Team Schütz Motorsport war nicht beim Test. Simona (De Silvestro) wird es am Anfang sicher nicht leicht haben. Ihr fehlt noch Erfahrung, aber mit Klaus Bachler hat sie einen guten Teamkollegen. Rahel (Frey) und Nikolaj (Rogivue) sehe ich nicht ganz vorne. Aber nochmals: Das Feld liegt so eng zusammen. Und uns hatte zu Saisonbeginn 2019 auch niemand auf der Rechnung. Nicht einmal ich habe daran gedacht, dass wir Meister werden könnten.