Dritte Rallye, dritter Sieg: Jonathan Hirschi bleibt 2023 ungeschlagen. Dennoch führt auch nach der Rallye Mont-Blanc Morzine weiterhin Jonathan Michellod das Gesamtklassement der Schweizer Rallye-Meisterschaft an.
Jonathan Hirschi ist nicht zu bremsen. Der amtierende Schweizer Rallye-Meister hat bei der Rallye Mont-Blanc Morzine seinen dritten Saisonsieg gefeiert und ist damit 2023 weiter ungeschlagen. In der Meisterschaft liegt Hirschi nun wieder auf Platz 2. Hätte er die Rallye du Bourgogne, den dritten Lauf im SM-Kalender nicht ausgelassen, wer weiss, ob er in Führung läge. Doch Hirschi hat schon vor der Saison betont: «Ich habe den Titel im letzten Jahr gewonnen. Dieser Druck ist nun weg. In diesem Jahr setze ich meine Präferenzen anders und deshalb bin ich nicht bei jeder Rallye am Start.»
Dass Hirschi am Fusse des Mont-Blanc gewann, ist nicht selbstverständlich. Der Neuenburger musste für den vierten SM-Lauf erneut mit einem neuen Auto vorlieb nehmen. Vor dem Critérium Jurassien wechselte er von dem VW Polo, der bei der Rallye Monte Carlo in Flammen aufging, auf einen Citroën C3 Rally2. Weil er nun abermals das Team wechselte, nahm Hirschi (mit seinem neuen und alten Beifahrer Michaël Volluz) die Rallye Mont-Blanc mit einem Hyundai i20 N Rally2 unter die Räder. Das scheint den Vorjahres-Champion aber offenbar nicht gestört zu haben. Hirschi lag von der ersten Wertungsprüfung an in Führung, fuhr am ersten Tag sechs von sieben Bestzeiten und verwaltete den Vorsprung am zweiten Tag (mit einer weiteren Bestzeit) souverän. «An ein neues Auto muss man sich anpassen. Das ist mir relativ gut und schnell gelungen», sagt Hirschi. «Der Hyundai ist jetzt nicht unbedingt das leistungsstärkste Auto, das ich bei Rallyes gefahren bin. Aber wir waren ab der ersten Prüfung in einem guten Rhythmus.»
Weil Hirschi aufgrund der Nicht-Teilnahme bei der Rallye du Bourgogne bereits ein Streichresultat hat, könnte er bei den beiden noch ausstehenden Rallyes im Tessin und im Wallis voll punkten. Ob er allerdings bei der Rally del Ticino Ende September überhaupt teilnimmt, ist noch offen. Fest steht: Hirschi kann dem Gesamtleader der Schweizer Meisterschaft, Jonathan Michellod, auch mit einer Rallye weniger gefährlich werden. Aktuell steht es zwar 136:119 zugunsten von Michellod. Dessen schlechtestes Ergebnis wird aber noch gestrichen. Weil die «Ticino» eine Rallye vom Typ 2 ist, gibt es dort maximal 35 Zähler für den Sieger. Es ist also durchaus denkbar, dass Michellod im Tessin wenig oder gar keine Punkte holt. «Der Rest der Saison wird sicher nicht zum Spaziergang», sagt Michellod.
Den zweiten Platz bei der Rallye Mont-Blanc Morzine verloren Michellod und Beifahrer Stéphane Fellay auf der zehnten Prüfung. «Mich hat es in einer Kurve zu weit nach aussen getragen und ich habe einen Stein touchiert. Weil wir nach der Prüfung das Rad wechseln mussten, kamen wir zu spät zum nächsten Kontrollpunkt und erhielten eine Zehn-Sekunden-Strafe.» Im Ziel fehlten Michellod als Dritter 49,7 Sekunden auf Hirschi. Der Zweitplatzierte Mike Coppens lag zwölf Sekunden vor Michellod. Letzterer wurde am Mont-Blanc zum dritten Mal in Serie Zweiter der SM-Wertung. «Ich bin seit meinem Unfall bei der Rallye du Bourgogne nicht mehr im Auto gesessen», sagt Coppens. «So gesehen lief es eigentlich ganz gut. Leider hatten wir in der Nachtprüfung am ersten Tag einen Dreher. Der hat uns rund 30 Sekunden gekostet. Am zweiten Tag waren wir die Schnellsten.»
Hinter den Top 3 sicherte sich Sergio Pinto auf seiner Alpine A110 RGT sensationell Platz 4. Noch vor den «jungen Wilden» Thibault Maret (Skoda Fabia R5), Yoan Loeffler (Citroën C3 Rally2) und Sacha Althaus (Skoda Fabia Rally2), der seinen zweiten Zwischenrang im Gesamtklassement an Hirschi abtreten musste, weiter aber auf Podestkurs liegt. Althaus absolvierte die Rallye mit seiner Schwester Coline, die zum ersten Mal in einem Rally2-Auto Platz genommen hatte. «Coline hat sehr schnell gelernt und einen super Job gemacht», sagt Althaus. «Leider hatten wir zu Beginn der achten Prüfung einen Reifenschaden. Dieser war der Grund, warum wir nur Siebter wurden.»
Die Top 10 im Schweizer Championat wurde von Yohan Surroca (Peugeot 208), Simone Tettamani (Skoda Fabia R5) und Ismaël Vuistiner (Renault Clio Rally5) abgerundet. Der Sieg in der Michelin Trophy Alps Open ging an besagten Sergio Pinto. Der Walliser distanzierte seine beiden französischen Konkurrenten Thomas Battaglia und Emeric Rey deutlich. In der Michelin Trophy Alps 2WD setzte sich sich der Einheimische Alexandre Bastard gegen Olivier Ramel (Renault Clio RS) und Laurent Rossi (Peugeot 206 XS) durch. Ramel war es auch, der sich das Punktemaximum im Rallye-Pokal sicherte – vor Rossi und Philippe Broussoux (Renault Clio RS).
Der Gesamtsieg bei der 75. Ausgabe der Rallye Mont-Blanc Morzine machten die Franzosen unter sich aus. Einmal mehr ging der Sieg an den seit 2020 ungeschlagenen Yoann Bonato. Den dreifachen Citroën-Erfolg komplettierten Léo Rossel (2.) vor Hugo Margaillan (3.). Hirschi als bester Schweizer wurde im Gesamtklassement aller Teilnehmer als Zwölfter mit 4:28 min Rückstand aufgeführt.
In der historischen Klasse, der VHC, stand der mit französischer Lizenz startende Marc Valliccioni zuoberst auf dem Podium. Platz 2 ging an BMW-Markenkollege Pascal Perroud, der für die SM-Wertung damit erneut die volle Punktzahl kassierte und im Gesamtklassement mit grossem Vorsprung führt. Dritter wurde Eddy Tapparel auf Porsche 911 SC, Vierter Danny Bender (Opel Kadett).
Weitere Informationen zur Rallye Mont-Blanc Morzine gibt es auf dieser Internetseite.
Und so geht es weiter:
29.–30. September, Rally del Ticino
26.–28. Oktober, Rallye International du Valais