Fredy Eugster ist 35 und von Beruf Kantonspolizist. Der St.Galler kennt die Rennstrecken dieser Welt nur vom Hörensagen. Trotzdem ist er einer der schnellsten Rennfahrer der Schweiz – zumindest der schnellste Eidgenosse im Simulator.
An Eugster ist bei der ersten Austragung der Schweizer Sim-Meisterschaft keiner vorbeigekommen. Nicht einmal «echte» Rennfahrer, womit das Stichwort gefallen ist: Ist Eugster kein «echter» Rennfahrer? «Ich bezeichne mich nicht als Rennfahrer. Weil es halt schon noch einmal eine andere Nummer ist, ob du mit einem sündhaft teuren Rennwagen auf einer Strecke fährst, oder du in Anführungszeichen nur im Simulator sitzt», sagt Eugster.
Simracer sind digitale Rennfahrer, die mit ihren Simulatoren versuchen, dem echten Motorsport so nahe wie möglich zu kommen. Während populäre Rennsportspiele wie «Gran Turismo», «F1 2019» oder «Project Cars» den Unterhaltungsfaktor in den Vordergrund stellen, geht es bei Simracern wie «iRacing» oder «Asseto Corsa» vor allem um die möglichst realistische Simulation. «Ich habe Ende der Achtzigerjahre mit Grand Prix 2 angefangen. Wenn ich vergleiche, wo wir heute stehen, sind wir der Realität wirklich sehr nahe.»
Unterschiede gibt es trotzdem. Das Risiko, sich beim Simracing zu verletzen, ist – sagen wir mal – minimal. Auch gibt es keine Möglichkeit, die Fliehkräfte, die auf einen Fahrer im echten Rennauto wirken, 1:1 darzustellen. Es gibt zwar Simulatoren, die Bewegung simulieren können. Dies hilft zwar für die Immersion, macht die Simracer aber weder schneller, noch kommt die Bewegung im Simulator den Kräften in einem Rennauto gleich. Ein weiterer Unterschied ist der finanzielle Aspekt. «Weil vieles heute so realistisch ist, ist es möglich, eine Motorsport-Karriere im Simulator zu beginnen», sagt Eugster. «Ein gutes Beispiel ist der Deutsche Maximilian Benecke. Er hat kürzlich mit Max Verstappen und Lando Norris die virtuellen 24h von Spa gewonnen. Jetzt darf er an einem Sichtungstest in den USA teilnehmen. Und dort winkt dem Besten eine Karriere bei Aston Martin.»
Für Eugster ist diesbezüglich «der Zug abgefahren. Dafür bin ich schon zu alt. Aber für die junge Generation kann Simracing schon sehr bald eine kostengünstige Einstiegsalternative in den Profi-Rennsport sein.»
Als Sieger der ersten Schweizer Simracing-Meisterschaft winkt Eugster dennoch ein «Trackday» mit dem offiziellen Meisterschafts-Partner Porsche. Wie nahe Eugster seinen Zeiten im Simulator kommt, wird sich zeigen. Zuerst vertritt der Mann aus Oberbüren aber die Schweizer Farben bei den FIA Motorsport Games nächste Woche in Rom. Dort tritt er gegen 30 andere Simracer aus aller Welt an. Mehr dazu nächste Woche.
https://youtu.be/28Bp5rhphyw