Am Wochenende findet die 53. Ausgabe des Bergrennens am Gurnigel statt. Während bei den Rennwagen die Titelentscheidung zugunsten von Robin Faustini gefallen ist, wird es bei den Tourenwagen zum spannenden Duell zwischen Roger Schnellmann und Bruno Sawatzki kommen.
Den Titel hat Robin Faustini (26) bereits in Oberhallau eingefahren. Alles, was jetzt noch kommt, ist Zugabe. Doch der neue Schweizer Berg-Meister bei den Rennwagen hat noch nicht genug. Und auch wenn es dafür keine Zusatzpunkte gibt, hat der Fahrer des Nova-Empa NP01 sicher nichts dagegen, wenn er die restlichen zwei Rennen auch noch gewinnt und am Ende der Saison als Sieger von allen Rennen dastehen würde. «Ich werde am Gurnigel und in Les Paccots nochmals alles geben», sagt Faustini. Um seine Überlegenheit zu unterstreichen peilt er bei den beiden letzten Rennen die Streckenrekorde an. «Der von Les Paccots aus dem Vorjahr dürfte fallen», meint der neue Meister, «der am Gurnigel wird eine grössere Herausforderung sein.»
Rekordhalter ist Marcel Steiner. Der Vorjahresmeister absolvierte die 3,734 Kilometer lange Strecke im Vorjahr in 1:39,420 min. Diesmal ist Steiner «nur» als Taxifahrer mit einem BMW dabei. Seit Hemberg, wo er vorzeitig wegen eines Motorenproblems zusammenpacken musste, ist Steiner ohne Fahrzeug. Das Tischtuch zwischen ihm und Fahrzeughersteller LobArt ist zerschnitten. Steiner schaut sich längst nach Alternativen für 2025 um. Zum Titel von Faustini meinte er: «Robin hat dem Druck dieses Jahr super standgehalten. Er hat diesen Titel verdient. Ich hoffe, dass wir ihm nächstes Jahr wieder Konkurrenz machen können.»
Diese kommt am Gurnigel 2024 in erster Linie von Thomas Amweg. Der Markenkollege von Faustini will in den verbleibenden zwei Rennen nochmals angreifen. Vor allem am Gurnigel sieht Amweg eine Chance, Faustini unter Druck setzen zu können. 2019 hat der Sohn von Fredy Amweg bereits einmal den Tagessieg im Gantrischgebiet geholt. Damals bei nassen Bedingungen. «Es wird schwierig sein, gegen Robin etwas auszurichten», sagt der frischgebackene Arosa-Sieger. «Aber die Strecke liegt mir und ich hoffe, dass wir näher dran sind als beispielsweise in Les Rangiers.»
Neben Amweg, der in der Meisterschaft auf Platz 2 liegt, kommt für das Podium am Gurnigel eigentlich nur noch Michel Zemp auf seinem Norma-Helftec M20FC in Frage. Der Langenthaler will bei seinem Heimspiel eine möglichst gute Figur abgeben und hofft, dass er Platz 3 in der Gesamtwertung übernehmen kann. Auf diesem liegt zurzeit noch Joël Burgermeister. Der Thurgauer wird nach seinem Unfall in Oberhallau aber in diesem Jahr definitiv nicht mehr antreten.
Bei den Tourenwagen haben Bruno Sawatzki auf Porsche 991 GT3 Cup aus der Gruppe InterSwiss und Roger Schnellmann im gut 800 PS starken Mitsubishi Evo VIII aus der Gruppe E1 ihre Kategorien bei all ihren Zielankünften gewonnen. Weil Titelverteidiger Sawatzki durch einen Ausfall beim Bergrennen Reitnau von Ende Juni aber einen Nuller auf dem Konto hat, ist Schnellmann mit 5:4 Gruppensiegen leicht im Vorteil. Falls der Porsche-Pilot den im Vorjahr knapp verpassten IS-Gruppenrekord am Gurnigel nachholt und dafür zwei Zusatzpunkte erobert, was ihm wie auch Schnellmann in diesem Jahr ansonsten noch nicht gelungen ist, kann sich der Rheintaler vor dem Finallauf eine Woche später in Les Paccots in die bessere Ausgangsposition bringen.
Spannend wird auch das Rennen um den Sieg im Berg-Pokal. Dort liegt der Jurassier Jean-François Chariatte (Fiat X1/9) nach fünf von sieben Rennen mit 95 Punkten in Führung. Auf Platz 2 lauert Stephan Burri im VW Scirocco. Dritte sind punktgleich Jannis Jeremias (VW Polo) und Stephan Moser (Toyota Yaris). Am Gurnigel könnte zumindest im Kampf um Rang 3 eine Vorentscheidung fallen. Jeremias muss sich in seiner Klasse, der IS bis 1600 cm3, «Speedmaster» stellen. Dieser war (unter anderem Namen) schon vier Mal Berg-Pokal-Sieger. Entscheiden wird sich der Berg-Pokal 2024 aber vermutlich erst beim Finale in Les Paccots. Denn am Ende gibt es noch zwei Streichresultate.
Den Titel im Sack hat Thomas Zürcher. Der 53-Jährige kann im Renault Classic Cup nicht mehr eingeholt werden und steht bereits zum achten als Meister fest. Um Platz 2 kämpfen noch Michael Schläpfer und Silas Reuter. Auch in der Interswiss-Trophy dürfte die Entscheidung gefallen sein. Leader Stephan Burri hat bereits acht Siege und drei Streckenrekorde auf seinem Konto. Das können Verfolger Sawatzki und Moser von sich noch nicht behaupten.
Zur Strecke: Die kurvenreiche, mittelschnelle Bergrennstrecke am Gurnigel misst 3734 Meter und gilt als technisch anspruchsvoll. Im Vorjahr hat Marcel Steiner einen neuen Streckenrekord beim Berner Traditionsrennen in 1:39,420 min (= 135,2 km/h) aufgestellt. Das Rennen am Gurnigel geht auf 1910 zurück. Der erste Sieger, der Berner Edmond von Ernst, brauchte für die Strecke von Dürrbach zum Hotel Gurnigelbad 7,27 min. Ab 1920 wurde das Rennen in unregelmässigen Abständen durchgeführt. 1970 wurde «der Gurnigel» dann in den Kalender der Schweizer Meisterschaft aufgenommen und seither (bis auf die Corona-Jahre 2020 und 2021) Jahr für Jahr ausgetragen.
Am Samstag stehen ab 7 Uhr bis ca. 17.30 Uhr drei Trainingsläufe für alle Kategorien auf dem Programm. Am Sonntagmorgen beginnt um die gleiche Zeit der erste Rennlauf. Das Klassement erfolgt nach Addition der zwei schnellsten Zeiten aus drei Rennläufen. Tickets sind am einfachsten und schnellsten im Vorverkauf über die Homepage www.gurnigelrennen.ch zu beziehen.
Termine Schweizer Berg-Meisterschaft 2024
8./9. Juni, Hemberg
15./16. Juni, La Roche – La Berra
30. Juni, Reitnau
17./18. August, St-Ursanne – Les Rangiers
24./25. August Oberhallau
7./8. September, Gurnigel
14./15. September, Châtel-St-Denis – Les Paccots