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17.08.2022 Vorschau Les Rangiers: Steiner oder Faustini?
Marcel Steiner Haenggi Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Marcel Steiner: Nutzt er die Abwesenheit von Berguerand aus? © Hänggi

Am Wochenende steigt mit dem Traditionsrennen St.Ursanne – Les Rangiers der vierte Lauf zur Schweizer Bergmeisterschaft. In Abwesenheit von Eric Berguerand wird es definitiv einen neuen Tagessieger geben.

Bei den ersten drei Rennen zur Schweizer Bergmeisterschaft 2022 hat Eric Berguerand (43) nichts anbrennen lassen. Drei Mal in Folge sicherte sich der Routinier aus dem Wallis den Tagessieg. Zuletzt beim Bergrennen Ayent-Anzère mit einem satten Vorsprung von 5,8 Sekunden! Beim Bergrennen St.Ursanne – Les Rangiers fehlt Berguerand. Die Strecke, auf der er 2007 so schwer verunfallte, meidet der Walliser seither. Deshalb ist schon vor dem Rennen im Jura klar, dass es nach drei Berguerand-Siegen in Folge zum ersten Mal in diesem Jahr einen neuen Tagessieger geben wird.

Dieser wird aller Voraussicht nach Marcel Steiner oder Robin Faustini heissen. Das Duo lag zuletzt in Anzère auf den Plätzen 2 und 3, wobei Steiner beim letzten Aufeinandertreffen den Osella von Faustini zum ersten Mal in diesem Jahr hinter sich liess. «Es läuft tendenziell immer besser», sagt Steiner, der zuletzt vor elf Jahren im Jura den Tagessieg errang. «Ich hoffe, dass wir auch am Sonntag alles auf die Reihe kriegen. Es wäre schön wieder einmal ganz oben zu stehen.» Zuletzt war das vor drei Jahren der Fall – ebenfalls im Jura. Damals sicherte sich Steiner bei der 76. Ausgabe des Bergrennens St.Ursanne – Les Rangiers die volle Punktzahl für die Schweizer Meisterschaft.

Diese peilt auch Robin Faustini an. Der Aargauer leistet sich im Kampf um Platz 2 in der Berg-SM einen erbitterten Kampf mit Steiner. Zwei Mal war er in diesem Jahr bisher schneller. In Les Rangiers hofft Faustini auf den zweiten Tagessieg nach Oberhallau 2021. «Marcel hat sehr, sehr viel Erfahrung», sagt Faustini. «Und auf der Motorenseite hat er ganz klar einen Vorteil. Ich glaube, ich werde mich in Les Rangiers enorm strecken müssen, wenn ich eine Chance haben will.»

Immer besser in Fahrt kommt Rückkehrer Joël Volluz. Wie Faustini setzt auch der Walliser auf einen Osella FA30. Beim Rennen in Osnabrück vor zwei Wochen fehlten Volluz in der Addition der beiden schnellsten Läufe nur knapp vier Zehntelsekunden auf Faustini. In Les Rangiers wird das aber keine Rolle spielen. Volluz hat sich in der gleichzeitig stattfindenden EM eingeschrieben. Das heisst, dass er im Jura keine SM-Punkte einfahren wird.

Robin Faustini Cornevaux Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Für Robin Faustini wäre es der zweite Sieg nach Oberhallau 2021 © Cornevaux

So wird es also einen spannenden Kampf um Platz 3 geben. Zu den Anwärtern aufs Podium gehören Joël Grand im 1000 cm3 Osella PA21 JRB, Michel Zemp im Norma M20FC sowie Faustinis Vater, Simon Hugentobler, der erstmals in diesem Jahr mit dem Reynard 97D an den Start geht. Grand hat kürzlich im Interview mit Auto Sport Schweiz schon angedeutet, dass ihm die Strecke im Jura vermutlich nicht so entgegenkommt wie zuletzt jene beim Heimrennen in Anzère. «Mir fehlt oben hinaus die Power», sagt Grand. «Aber ein Platz unter den Top 5 ist dennoch das Ziel.»

Einen spannenden Dreikampf wird auch bei den Formelfahrzeugen bis 2000 cm3 erwartet. Neben Philip Egli und Joël Burgermeister könnte auch Rückkehrer Roland Bossy ein Wörtchen um den Klassensieg mitreden. Der Lokalmatador kam in Anzère nach zwölf Jahren Pause zwar nicht ganz an die Zeiten von Egli heran, aber auf Burgermeister in seinem Tatuus F4 fehlten dem 60-jährigen Jurassier nur 0,5 Sekunden.

Anders als bei den Rennwagen könnte die Siegesserie bei den Tourenwagen anhalten. Reto Meisel (51) strebt auf seinem Mercedes 340 SLK nach seinen Siegen in Hemberg, La Roche und Anzère bereits den vierten Saisonsieg «en suite» an. Gefährlich werden kann ihm in Les Rangiers eigentlich nur einer: Roger Schnellmann. Der Schwyzer war auf seinem Mitsubishi Evo 8 vor drei Jahren bei der letzten Ausgabe Zweiter in Les Rangiers – hinter Ronnie Bratschi. «Unter normalen Umständen kann ich gegen Reto aber wahrscheinlich nichts ausrichten», meint Schnellmann. «Natürlich werde ich nichts unversucht lassen. Mein Evo hat ja auch ca. 300 PS mehr als sein Mercedes. Aber er ist halt auch rund 400 Kilogramm schwerer. Und dieses Gewicht musst du zuerst den Berg hochwuchten.»

Einer, der gerne in diesen Tourenwagen-Zweikampf eingreifen würde, wäre Frédéric Neff. Bei seinem Heimrennen will der 49-Jährige aus Moutier seinen Fans (in Abwesenheit des Liechtensteiners Bruno Sawatzki) zeigen, was in seinem 6,3 Liter starken Porsche 996 GT2 R steckt. Doch der Jurassier, der in der hubraumstärksten Interswiss-Klasse antritt, war zuletzt in Anzère sechs Sekunden pro Durchgang langsamer als Meisel.

Roger Schnellmann Haenggi Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Kann er Meisel schlagen? Schnellmann im Mitsubishi Evo 8 © Hänggi

Wie in der Vergangenheit zählt das Bergrennen St.Ursanne – Les Rangiers auch dieses Jahr zur FIA Europameisterschaft. 32 Fahrer haben sich für den siebten EM-Lauf eingeschrieben. Favorit auf den Sieg ist EM-Gesamtleader Christian Merli auf seinem Osella FA30. Der Südtiroler hat zuletzt das nicht zur EM zählende Bergrennen in Osnabrück souverän gewonnen und musste sich 2019 in Les Rangiers lediglich Simone Faggioli, der dieses Jahr nicht am Start ist, geschlagen geben. Zu den weiteren Top-Cracks aus dem Ausland zählen Petr Trnka (CZ), Alexander Hin (D) und der Leader bei den Tourenwagen Vasilije Jaksic aus Montenegro. Auch drei Schweizer haben sich im EM-Feld eingeschrieben: Alphonse Kilchenmann (Suzuki Swift), Xavier Vermeille (Norma M20F) und eben Joël Volluz (Osella FA30). Ebenfalls am Start: der Jurassier Michaël Burri. Der mit französischer Lizenz fahrende Rallye-Pilot setzt in der Gruppe 5 (performance factor ˃159) seinen Citroën Saxo VTS ein.

Zur Strecke: Die Strecke von St.Ursanne nach Les Rangiers misst 5,180 Kilometer. Die Höhendifferenz beträgt 350 Meter. Die durchschnittliche Steigung 6,8 Prozent. Der absolute Streckenrekord hält Simone Faggioli in 1:39,306 min (= 187,8 km/h). Er stammt aus dem Jahr 2019, dem Jahr der letzten Austragung. Faggioli ist auch Rekordsieger beim Bergrennen St.Ursanne – Les Rangiers mit neun Gesamtsiegen – vor Fredy Amweg (7), Marcel Tarres (6), Lionel Régal (5) und Jo Siffert (4). Von den aktuell am Start stehenden Schweizer Piloten ist Marcel Steiner mit zwei Siegen (2010 und 2011) der erfolgreichste Teilnehmer.

Die Trainingsläufe finden am Samstag, 20. August, ab 7.00 Uhr (1. Durchgang), ab 10.30 Uhr (2. Durchgang) und 15.30 Uhr (3. Durchgang) statt. Am Sonntag, 21. August, geht es ab 7.00 Uhr mit dem ersten Rennlauf los. Der zweite Heat erfolgt ab 13.00 Uhr. Die Zeiten der beiden Läufe werden addiert. Das Ticket kostet am Samstag 20.- Franken (oder Euro), am Sonntag 25.- Franken (oder Euro). Eine Weekend-Eintrittskarte gibt es für 30.- Franken (oder Euro). Unter 16 Jahren ist der Eintritt frei.

Mehr über das Bergrennen St.Ursanne – Les Rangiers erfahren Sie unter www.rangiers.ch

Termine Schweizer Berg-Meisterschaft 2022
11./12. Juni, Hemberg
18./19. Juni, La Roche – La Berra
23./24. Juli, Ayent – Anzère
19.-21. August, St.Ursanne – Les Rangiers
27./28. August, Oberhallau
10./11. September, Gurnigel

Christian Merli Archives Merli Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Christian Merli ist Favorit auf dem EM-Sieg © Archiv Merli

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