Showdown bei der Rallye International du Valais! Der Schweizer Rallye-Meistertitel 2024 wird zwischen Michaël Burri und Mike Coppens ausgemacht. Die beiden Skoda-Piloten liegen nur einen Punkt auseinander!
Spannender kann ein Finale fast nicht mehr sein. In der Schweizer Rallye-Meisterschaft entscheidet sich am kommenden Freitag/Samstag, wer Schweizer Meister wird. Die Ausgangslage ist denkbar knapp. Das Duo Michaël Burri/Gaëtan Aubry führt mit einem einzigen Punkt Vorsprung auf Mike Coppens/Christophe Roux. Beide Meisterschaftskandidaten sind auf einem Skoda Fabia unterwegs. Und beide haben in diesem Jahr schon zwei Rallyes gewonnen: Burri die Rallye de Bourgogne und die Rallye Mont-Blanc Morzine, Coppens die Rallye du Chablais und die Rally del Ticino. Ausgeglichener könnte es also nicht sein.
Und es gibt auch nicht viel zu rechnen. Liegt Burri vor Coppens, ist Burri Schweizer Meister. Bei Coppens sieht die Situation minimal anders aus. Er ist Schweizer Rallye-Meister, wenn er vor Burri ins Ziel kommt. Diese Regel gilt für Coppens aber nur bis und mit Platz 3. Das heisst: Wird er Dritter und Burri Vierter, ist er Meister. Danach würde jede Konstellation zugunsten von Burri ausgehen. Eine Egalisierung seines bisherigen Streichresultates (das wäre ein vierter Platz; für den gäbe es 23 Punkte), bringt ihn nicht weiter. Coppens würde in diesem Fall auf seinen 135 Zählern, die er heute schon hat, sitzen bleiben. Und Burri müsste dann gar nicht mehr punkten. Er hat jetzt schon 136 Zähler.
Doch wer die beiden kennt, der weiss: Verläuft die Rallye normal, fahren beide auf Sieg. Das mit dem Taktieren ist bei einer Rallye mit 181,98 gewerteten Kilometern so eine Sache. «Es bringt nichts, abzuwarten und auf Mike zu schauen», meint Burri. «Wir müssen schauen, dass wir vor ihm sind. Und das geht nur, wenn man attackiert.» Ähnlich klingt es bei Coppens. Auch er weiss, dass er es in den eigenen Händen respektive Füsse hat. «Dank dem Sieg im Tessin habe ich mich in eine Ausgangslage gebracht, in der ich nicht denken muss, Burri darf höchstens Dritter werden oder so. Wir haben beide dieselbe Chance. Oder sagen wir: Fast dieselbe Chance!»
Für Burri wäre es der erste Titel. Coppens hat 2021 die Schweizer Rallye-Meisterschaft gewonnen. Damals gewann er seine Heimrallye zum ersten Mal – ein gutes Omen? «Die Rallye du Valais ist und bleibt das grosse Highlight im Kalender. Jeder möchte sie gewinnen. Mir ist das 2021 und 2022 gelungen. Vielleicht schaffe ich dieses Jahr ja den Hattrick.»
An Konkurrenz mangelt es jedenfalls nicht. 83 moderne Fahrzeuge stehen am Start – 26 davon sind wie Coppens und Burri mit einem Rally2-Fahrzeug am Start. Darunter auch der Meister der Jahre 2022 und 2023: Jonathan Hirschi mit Beifahrerin Mélanie Tendille auf einem Citroën C3. Auch Jonathan Michellod (mit Stéphane Fellay) lässt sich seine Heimrallye nicht entgehen. Ob der Skoda-Pilot allerdings ganz vorne mitfahren kann? Michellod hat in diesem Jahr erst eine Rallye bestritten: die «Chablais».
Auch Thibault Maret (ebenfalls Skoda) kommt aus einer Pause zurück. Der junge Walliser, der diesmal auf die Navigationskünste von Pauline Denis vertraut, hat aber – im Gegensatz zu Michellod – nur auf die Rally del Ticino verzichtet. Gespannt darf man auch auf das Abschneiden von Nicolas Lathion/Marine Maye (Skoda Fabia) und vor allem Ismaël Vuistiner/Florine Kummer (ebenfalls Skoda Fabia) sein. Letzterer bestreitet zum ersten Mal eine Rallye in einem Top-Auto. Wenn er ähnlich performt wie in seinem Renault Clio Rally5, dann kann der schnelle Walliser durchaus die Überraschung schlechthin werden. Nicht vergessen sollte man auch Pascal Perroud. Im Tessin hat er sich im Ex-Hyundai von Burri noch schwer getan. Mal schauen, wie sich der Vorjahresmeister der historischen Klasse VHC diesmal schlägt.
Apropos VHC: Dort stehen 20 Autos am Start – allen voran der aktuelle Leader Eddy Bérard. Mit 133 Punkten geht der BMW-M3-Pilot ins Rennen. Erster Verfolger ist Eddy Tapparel auf seinem Porsche 911 SC (119 Punkte). Aber auch Rückkehrer Florian Gonon (Ford Escort MK1) gehört zu den Top-Favoriten.
Bei den Junioren dürfte Yohan Surroca der klare Favorit sein. Er tritt im Peugeot 208 gegen Jérôme Nanchen (Opel Corsa) an. Der bereits als Meister feststehende Gauthier Hotz steht diesmal nicht am Start, weil er Prüfungen an der Uni hat. Damit steigen auch die Chancen für Philippe Broussoux im Schweizer Rallye-Pokal. Dort liegt der Renault-Clio-Pilot zurzeit noch elf Punkte hinter Hotz jr.
In der Michelin Trophy Alps haben sich 18 Teams eingeschrieben. Der Titel ist dort schon vergeben. Der Franzose Alexandre Bastard (Renault Clio R3C) kann nicht mehr eingeholt werden. In der Michelin Trophy Alps Open ist die Titelvergabe sprichwörtlich noch offen. Dort sind zwölf Teams am Start. Darunter auch die Top 4: Jonathan Scheidegger (42 Punkte), Nicolas Lathion (35) sowie die punktgleichen David Erard und Stefano Mella (je 26).
In der Kategorie VHRS, in der es um gleichmässiges Fahren geht, stehen elf Teams mit historischen und zwei Teams mit modernen Fahrzeugen am Start. Wie bei den «Modernen» sind die beiden in Führung liegenden Teams auch hier nur durch einen Punkt getrennt. Es führt Vorjahres-Champion Laurent Pernet (BMW 225) vor Dominique Udriot (Toyota Celica).
Für Rallye-Fans dürften auch die Startnummern 7 und 31 interessant sein: Mit der #7 geht kein Geringerer als Jos Verstappen ins Rennen. Der Vater von Formel-1-Pilot Max wird von Renaud Jamoul navigiert und sitzt in einem Skoda Fabia RS Rally2. Und auch Altmeister Philippe Roux lässt sich die Chance nicht entgehen, noch einmal bei der «Valais» zu fahren. Der Ex-Skifahrer, der im Dezember 72 wird, hört auf die Kommandos von Bénjamin Bétrisey und pilotiert einen Porsche 911 GT3 in der RGT. Und last but not least: Auch mit der #47 fährt ein Altbekannter – Joël Grand. Der Bergrennfahrer, der dieses Jahr pausieren musste, kehrt zu seinen Wurzeln zurück und fährt bei der RIV einen Renault Clio S1600.
Los geht die 64. Ausgabe der Rallye International du Valais am Freitagmorgen in Anzère um 8.15 Uhr. Insgesamt stehen zwölf Wertungsprüfungen auf dem Programm – sechs am Freitag und sechs am Samstag (ab 8.40 Uhr). Weitere Informationen zur RIV gibt es unter diesem Link.
Termine Schweizer Rallye-Meisterschaft 2024
19./20. April, Critérium Jurassien
30. Mai – 1. Juni, Rallye du Chablais
5.–7. Juli, Rallye de Bourgogne – Côte Chalonnaise (F)
5.–7. September, Rallye Mont-Blanc Morzine (F)
27./28. September, Rally del Ticino
24.–26. Oktober, Rallye International du Valais