Von überglücklich und stolz bis wütend und frustriert: Die Gefühlslage der Schweizer Rennfahrer, die international im Einsatz standen, hätte an diesem Wochenende nicht unterschiedlicher sein können.
Vor ein paar Jahren hätte man einen dritten und einen neunten Platz von Nico Müller bei der DTM «gefeiert». Doch nicht nur die Ansprüche sind gestiegen. Nach der Vize.Meisterschaft 2019 ist klar, dass der Berner im Corona-Jahr 2020 ganz oben stehen will. Und seit Saisonbeginn tut er das auch. Doch in Zolder beim drittletzten Aufeinandertreffen lief vieles gegen den Gesamtleader. Im ersten Rennen konnte Müller mit Platz 3 den Schaden noch in Grenzen halten, obschon seine beiden Widersacher im Titelkampf, Robin Frijns und René Rast, vor ihm lagen.
Im zweiten Rennen am Sonntag musste sich Müller mit einem neunten Platz begnügen. Der Grund für das schlechteste Saisonergebnis war eine Safety-Car-Phase, die ausgerechnet Müllers Teamkollege Frijns auslöste und die für Nico «im dümmsten Moment kam» und über die sich der ABT-Pilot massiv ärgerte: «Es gibt eine ungeschriebene Regel, dass bei einem Safety-Car-Risiko alle Fahrer im Feld die Chance bekommen, an die Box zu kommen, damit es fair bleibt und niemand einen großen Vorteil hat», sagt Müller und verweist auf Loic Duvals Crash beim Samstagsrennen auf der Nürburgring. "Diesmal wurde anders entschieden. Das ist für mich unverständlich. Zwei identische Situationen sollten gleich behandelt werden. Mit solchen Entscheidungen wird die Meisterschaft beeinflusst.»
Weil Rast abermals gewann, ist Müllers Vorsprung auf zehn Punkte geschrumpft. Bei noch vier ausstehenden Läufen (Zolder und Hockenheim) wird es für Müller eng. Anders die Gefühlslage bei Fabio Scherer. Der zweite Schweizer im Feld nutzte die Safety-Car-Phase und holte als starker Fünfter seine ersten DTM-Punkte. «Ich hätte vielleicht sogar Vierter werden können», sagt Scherer. «Ich war ein paar Mal nah dran an Timo Glock. Aber ich wollte nichts riskieren. Wichtig ist, dass der Knoten endlich geplatzt ist.»
Überschäumende Freude aus Schweizer Sicht gab es auch im deutlich wärmeren Sizilien. In Enna, auf einer ähnlichen Old-School-Strecke wie Zolder wurde Miklas Born als neuer TCR/TCE und TCE-Junior-Champion im Rahmen der 24h-Series gefeiert. Der Basler gewann im Team Autorama an der Seite von Fabian Danz und dem Österreicher Constantin Kletzer die Coppa Florio, ein Rennen über 12 Stunden und steht damit vor dem Finale in Zandvoort (13./14. November) bereits als Meister fest.
Auch in Barcelona durften Schweizer jubeln. Beim Sprint-Cup im Rahmen der GT World Challenge feierte Emil Frey Racing am Samstag mit ihren Lamborghinis einen Doppelsieg. Das Duo Giacomo Altoè/Albert Costa siegte dabei vor Mikael Grenier/Ricardo Feller. Auch im dritten Rennen stand der Aargauer Feller als Dritter auf dem Podium. Von ganz oben winkte einmal mehr Raffaele Marciello (Mercedes AMG). Der Titel ging an das belgische WRT-Duo Weerts/Vanthoor.
Das beste Schweizer Team in Monza bei der ELMS war Cool Racing. Antonin Borga, Alexandre Coigny und Nicolas Lapierre belegten Platz 5 im hart umkämpften Feld der LMP2. Auf P7 landete Jontahan Hirschi. Simon Trummer wurde Elfter. In der LM GTE sicherte sich das Ferrari-Team von Kessel Racing aus dem Tessin den Sieg. Das Schwesterauto von Rahel Frey belegte Rang 3.
Positive Nachrichten gab es am Wochenende auch von der Schweizer Rallye-Fraktion. Michaël Burri und Co-Pilot Anderson Levratti sicherten sich auf Citroën Saxo bei der Rallye Centre Alsace ihren ersten Sieg in der Klasse F2000. Und Christian Blanchard gewann mit Beifahrerin Jenny Gassmann die Rallye Régional des Bauges auf einem Ford Escort RS 1800 in der historischen Klasse VHC.