Ricardo Feller überglücklich, Neel Jani stinksauer: Die Gefühlslage der beiden Schweizer GT-Piloten hätte am Wochenende nicht unterschiedlicher ausfallen können.
Für Ricardo Feller ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Mit dem Gewinn des ADAC GT Masters hat der Aargauer seinen grössten Erfolg in seiner bisherigen Karriere gefeiert. Den Grundstein legten er und sein deutscher Teamkollege Christopher Mies schon am Samstag mit dem dritten Saisonsieg am Nürburgring. Somit gingen Feller/Mies am Sonntag mit 17 Punkten Vorsprung auf die Zweitplatzierten ins Rennen. Und diesen Vorsprung verwaltete man clever. Zwar hatte Feller mitten im Pulk zwischen Rang 10 und 12 stets beide Hände voll zu tun, doch der der Audi-Pilot vom Team Land Motorsport behielt die Übersicht und brachte den R8 LMS auf dem zehnten Platz nach Hause. Rang 14 hätte gereicht, um Meister zu werden.
«Es fühlt sich gerade alles ziemlich perfekt an», meinte Feller. «Ich habe schon vor einigen Jahren in der ADAC Formel 4 immer von diesem Moment geträumt. Heute den Fahrer-, Team- und Juniortitel zu holen ist einfach unfassbar. Im Rennen musste ich mich gegen meine Natur zurücknehmen, der Kampf um den Juniortitel wurde uns aber auch nicht geschenkt. Das Duell gegen Kim am Ende war hart, aber fair und hat natürlich Spass gemacht. Das ist wirklich ein grandioser Tag.»
Von den anderen Schweizer vermochten auch Lamborghini-Pilot Rolf Ineichen (Platz 3 am Sonntag) und Audi-Werksfahrer Patric Niederhauser (P5 am Sonntag) sowie Mercedes-Kutscher Raffaele Marciello (P5 am Samstag) zu überzeugen. Kein Kapital konnte Simona De Silvestro (Porsche) aus der ersten Pole-Position schlagen. Die Thunerin fiel im zweiten Lauf auf Platz 7 zurück.
Alles andere als grandios verlief dafür das Finale für Neel Jani im Rahmen der WEC in Bahrain. Der Berner Werks-Porschefahrer lag auf Titelkurs in der GTE Pro, als sein Teamkollege Michael Christensen im Kampf um Platz 1 vom Italiener Alessandro Pier Guidi im Ferrari 488 umgedreht wurde. «Was soll ich dazu sagen», postete Jani später auf Instagram. «Wir sind auf dem Weg zum WM-Titel. Noch sechs Runden waren zu fahren, als uns unser direkter Gegner im Kampf um den Sieg aus dem Rennen reisst. Und dann gibt es dafür nicht einmal eine Strafe! Um politisch korrekt zu bleiben, sage ich nur: Man trifft sich im Leben immer zwei Mal!»
Porsche hat noch vor Ort einen Protest eingelegt. Der wurde aber abgewiesen. Die Entscheidung der Sportkommissare fechtet das Team von Jani nun vor dem Internationalen Berufungsgericht der FIA an.
Auch Sébastien Buemi hat das angestrebte Ziel, seinen zweiten WM-Titel in der Langstrecken-WM, verpasst. Zwar gewann der Mann aus Aigle das abschliessende 8-Stunden-Rennen in Bahrain. Doch in der Endabrechnung hatte Buemi gegenüber dem Toyota-Schwesterauto von Mike Conway, Kamui Kobayashi und José-Maria Lopez wegen fünf Punkten Unterschied das Nachsehen.
Auch für Fabio Scherer endete die Saison mit einer Enttäuschung. Der Engelberger verpasste das Podium in der LMP2 um 4,4 Sekunden und wurde im Gesamtklassement Fünfter. Der Titel ging an das belgische Team WRT.
Zwei Podestplätze gab es dafür für Joshua Dufek beim Finale der deutsche Formel 4 am Nürburgring. In der Gesamtwertung wurde der in Genf wohnhafte österreichisch-schweizerische Doppelbürger Siebter. Der zweite Schweizer, Michael Sauter, wurde 15. In der Rookie-Wertung bedeutet dies Platz 2.