Es war ein Sieg für Sébastien Carron und für den Schweizer Motorsport im Allgemeinen. Mit der Rallye du Chablais ist am Wochenende ein Teil der Racing-Normalität zurückgekehrt.
Der grösste Sieg bei der 17. Ausgabe der Rallye du Chablais gebührt Eric Jordan und seiner Mannschaft. Der Organisator des grössten Events in dieser Region hat trotz der epidemiologisch unsicheren Lage an der Durchführung seiner Rallye festgehalten. Mehr als 100 Teams durften so endlich wieder einmal in der Schweiz Motorsportluft schnuppern. Und entlang der Strecke fanden sich auch ein paar Zuschauer ein, die sich mit dem nötigen Sicherheitsabstand über die Action freute.
Leider wurde der erste Tag durch drei Zwischenfälle unterbrochen, sodass nur die Hälfte der Prüfungen absolviert werden konnten. Gute Besserung und vollständige Genesung wünschen wir an dieser Stelle vor allem dem Citroën-C2-Duo Patrick Bagnoud und Yvelyse Renna, das am Col de la Croix verunfallte. Dasselbe gilt für die Trophy-Starter Vincent Blanc und Sébastien Derivaz.
Sébastien Carron und sein Beifahrer Lucien Revaz hatten zu diesem Zeitpunkt bereits das Kommando an der Spitze übernommen. Und der 43-jährige Walliser, der eigentlich vom Rallyesport zurückgetreten ist und diesen nur noch zum Spass betreibt, behauptete die Führung auch bis ins Ziel. Lediglich in den letzten zwei von zehn gewerteten Prüfungen liess er dem ärgsten Verfolger, Mike Coppens, den Vortritt. Die Freude über seinen vierten Sieg bei der «Chablais» war dementsprechend gross. «Es ist super für uns gelaufen», sagt Carron. «Wir waren von Anfang an in einem recht guten Rhythmus.» Für Carron, der in der Corona-Zwangspause nur eine Rallye bestritt, die «Mt. Blanc-Morzine» 2020, war der Sieg auch noch aus einem anderen Grund speziell: Der Schweizer Meister von 2014, 2016 und 2017 fuhr erst zum zweiten Mal mit einem Skoda Fabia R5. «Wir haben 2018 eine Rallye in Italien mit einem Skoda absolviert. Aber das war nur eine 50-Kilometer-Rallye», sagt Carron.
Für Mike Coppens war Platz 2 das Maximum. Der Skoda-Pilot aus Verbier bekundete vor allem am ersten Tag auf den «autobahn-ähnlichen» Prüfungen seine Mühe. Mit 37 Sekunden Rückstand auf Carron im Ziel war Coppens aber klar schneller als der Drittplatzierte Ivan Ballinari, der als amtierender Schweizer Meister 2:42 min auf den Sieger verlor. Allerdings hat Ballinari auch nur eine Rallye im Vorfeld der «Chablais» bestritten. «Deshalb wechselte ich auch kurzfristig wieder auf den Skoda zurück, obwohl wir eigentlich mit einem VW Polo starten wollten. Aber nach einer so langen Pause, war mir der vertraute Skoda Fabia doch lieber.»
Ein weiterer Walliser hätte Ballinari diesen dritten Platz wohl bis zum Schluss streitig machen können. Doch der ehemalige Junior-Champion Jonathan Michellod, Dritter auf der ersten Wertungsprüfung, schied am Samstagmorgen nach einem Unfall zwischen Collombey und Muraz aus. «Es war ein kleiner Fehler», sagt Michellod. «Aber er hat alle unsere Hoffnungen zerstört. Beim nächsten Mal machen wir es hoffentlich besser.»
So rückte Olivier Gillet mit der schnellsten der vier Alpine A 110 RGT auf den vierten Gesamtrang vor. Gillet, Schweizer Meister 2005, liess auf zwei Prüfungen mit der drittschnellsten Zeit aufhorchen. Auch ein anderer, ehemaliger Schweizer Meister sorgte für Schlagzeilen. Cyril Henny belegte nach 20-jähriger Pause bei seinem Comeback auf einem Renault Clio S1600 hinter Joël Rappaz im Ford Fiesta R5 und Klassenneuling Alain Blaser in einem Hyundai i20 R5 den siebten Gesamtrang. Die Organisatoren der Rallye du Valais dürfen sich jedenfalls jetzt schon freuen. Denn diese Rallye wird der grossgewachsene Henny ebenfalls absolvieren. Und wer Henny bei der «Chablais» beobachtet hat, kann sich kaum vorstellen, dass er erst im Oktober wieder ins Lenkrad greift…
Der Sieg in der Junior-Wertung und der Clio Swiss Trophy sicherte sich David Erard mit seiner Co-Pilotin Sarah Junod. Der Jurassier profitierte dabei von einem Ausrutscher von Ismaël Vuistinier. Platz 2 ging in einem spannenden Finish an Sacha Althaus. Dritter wurde, mit nur 0,6 Sekunden Rückstand, Jérémie Toedtli, der 2019 auf einem Skoda Fabia R5 noch Platz 2 in der Gesamtwertung belegte.
In der Trophée Michelin Suisse (für Frontantriebler) ging der Sieg an Frankreich. Walter Mathieu setzte sich dort gegen Didier Postizzi auf einem baugleichen Renault Clio RS R3T durch. Platz 3 ging an Maurice Brera auf Peugeot 208.
In der historischen Klasse, der VHC, siegte ebenfalls ein Franzose: Stéphane Poudrel auf einem Triumph TR7. Für den amtierenden Meister, Marc Valliccioni, war in der WP8 nach einem mechanischen Defekt Feierabend. Auch der anfangs tapfer mitkämpfende Pascal Perroud, wie Valliccioni auf einem BMW M30 E30 unterwegs, schied nach einem technischen Schaden aus.
Der Sieg in der erstmals bei der Chablais ausgetragenen Gleichmässigkeits-Kategorie VHRS (Véhicule Historique de Régularité Sportive) ging an Jean-Luc George/Denis Giraudet auf einem Ford Escort RS 2000.
Weitere Informationen zur Rallye du Chablais finden Sie im Internet unter www.rdch.ch
Die weiteren Termine der Schweizer Rallye-Meisterschaft 2021
18./19. Juni 2021, Rallye des Bornes (F)
2.-4. September 2021, Rallye du Mont-Blanc Morzine (F)
24./25. September 2021, Rally del Ticino
21.-23. Oktober 2021, Rallye International du Valais