Champions-Week statt Champions League! Wir stellen Ihnen Woche für Woche einen Schweizer Champion nach dem anderen vor. Diese Woche sind die Pokal-Gewinner an der Reihe: Stephan Burri (Berg-Pokal-Sieger 2023) sowie Claude Aebi/Justin Vuffray (Rallye-Pokal-Sieger 2023).
Gegen Stephan Burri war 2023 im Schweizer Berg-Pokal kein Kraut gewachsen. Der von Milken ins Thurgau ausgewanderte Berner, der in Affeltrangen eine Garage/Carroserie leitet, hat in allen acht Bergrennen das Punktemaximum geholt. Auch mit zwei Streichergebnissen lag Burri in der Endabrechnung immer noch 13 Punkte vor dem Zweitplatzierten Sébastien Coquoz und 20 vor Thomas Zürcher, der Platz 3 belegte.
Burri, der dieses Jahr auf einen VW Scirocco wechselte, war nach einer kurzen Eingewöhnungszeit sehr schnell der Mann, den es zu schlagen galt. Die «Probleme» auf der Hinterachse hatte der 44-Jährige ziemlich schnell im Griff. Bei sechs von acht Rennen stellte er in seiner Klasse IS bis 2 Liter einen neuen Streckenrekord auf. «Das Auto ist auf der Bremse sensationell», meint Burri. «Obwohl ich viel schneller unterwegs bin, konnte ich teilweise dieselben Bremspunkte nehmen wie mit dem Polo.» Dieser wird inzwischen von Jannis Jeremias gefahren. So gesehen ist Burri über den Winter auch noch zum Teamchef geworden. Es mache Spass, einen jungen Fahrer wie Jannis an der Seite zu haben, sagt Burri. «Jetzt müssen wir nur sicherstellen, dass wir nächstes Jahr in der Interswiss Trophy die Plätze 1 und 2 holen. Diesmal hat’s für Jannis ganz knapp nur zu Rang 3 gereicht.»
Burri ist überzeugt, dass er die 2023 gefahrenen Streckenrekorde teilweise noch verbessern kann. Damit ist auch für die Konkurrenz klar, dass die bevorstehende Saison kein Zuckerschlecken wird. Wenn Burri ähnlich konstant auftritt, dürften seine Gegner auch 2024 chancenlos sein. Doch Burri hat noch ein anderes Ziel: Neben der Titelverteidigung im Berg-Pokal und in der Interswiss-Trophy, die er schon vier Mal gewonnen hat, schielt der Mann mit dem 308-PS-Scirocco auch noch auf den Slalom-Titel. «Um diesen zu holen, darf ich mir keine Fehler erlauben – so wie in Ambri 2023, als ich eine Pylone umgeworfen habe.»
Deutlich weniger klar fiel die Entscheidung im Schweizer Rallye-Pokal 2023 aus. Mit 96 zu 93 Punkten setzte sich das Vater-Sohn Gespann Claude Aebi/Justin Vuffray gegen das lange Zeit führende Duo Alphonse Kilchenmann/Benedikt Kargl durch. Gegen einen Kilchenmann, der seit mehr als 50 Jahren Motorsport betreibt, könnte Aebi trotz fortgeschrittenem Alter (59) noch als Rookie durchgehen. Für Aebi und seinen Sohn Justin, ein ehemaliger BMX-Fahrer, war es gerade mal die dritte Rallye-Saison. Statistisch gesehen war der Titel Aebis 2023 eine fast logische Schlussfolgerung. 2021 belegte er im Rallye-Pokal Platz 3, 2022 wurde er Gesamtzweiter. Nun also der Sieg im Berg-Pokal – und die Frage: Was macht das Duo 2024? «Wir fahren um den SM-Titel», lacht Claude. «Nein, im ernst: Wir fahren weiter mit unserem Renault Clio RS. Wir hatten noch ein anderes Projekt auf dem Tisch – mit einem Renault Clio R5. Aber das war zu teuer.»
Ziel des Vater-Sohn-Gespanns ist aber nicht nur, die Titelverteidigung. Der Spass stehe weiter im Vordergrund. Ausserdem – ohne Druck, den Titel holen zu «müssen» – «können wir auch mehr Gas geben», sagt Aebi. Beim Finale, der Rallye du Valais, ist ihnen das bereits sehr gut gelungen. «Wir waren teilweise flott unterwegs. Ja, wir waren sogar schneller, als manch einer, der ein besser motorisiertes Fahrzeug hatte. Leider haben wir auf den Pässen Zeit verloren.» Aber das sind genau die Dinge, die Aebi in diesem Jahr verbessern will.
Aebi, der in Morges (VD) seit 35 Jahren eine Textildruckerei betreibt, ist übrigens vor seiner Rallyezeit nur ein paar wenige Rennen gefahren. So hat er u.a. den Slalom von Romont 2019 in der Kategorie LOC auf einem Peugeot 206 RC bestritten. Auch auf der Rundstrecke schnupperte der gelernte Automechaniker Motorsportluft. «Doch das hat mich zu wenig fasziniert. Also haben wir einen Rallye-Fahrkurs absolviert und sind so 2021 unsere erste Rallye gefahren.»