Champions-Week statt Champions League! Wir stellen Ihnen Woche für Woche einen Schweizer Champion nach dem anderen vor. Diese Woche ist Martin Oliver Bürki an der Reihe, Schweizer Slalom-Meister 2023.
Seit 2014 heisst der Schweizer Slalom-Meister Martin Bürki. Daran änderte sich auch 2023 nichts. Der kleine, aber feine Unterschied: Der MB, der diesmal gewann, hat mit dem MB, der den Titel insgesamt schon neun Mal holte, nichts zu tun. Die beiden sind weder verwandt, noch verschwägert, obwohl sie im Umkreis von 20 Kilometern wohnen. Der eine in Sigriswil am rechten Ufer des Thunersees, der andere in Amsoldingen, am linken Seeufer.
Letzterer ist in der Szene als MOB bekannt, als Martin Oliver Bürki. Beide Bürkis lagen gemessen an Punkten und Anzahl geschlagener Gegner bis zum vorletzten Lauf auf Augenhöhe. Beim brisanten Finale in Chamblon Ende Juni hatte diesmal Martin Oliver Bürki mehr Konkurrenz in seiner Klasse. «Ich habe abgeschaut und dazugelernt», sagt MOB augenzwinkernd.
Für MOB, der parallel Platz 3 in der Schweizer Berg-Meisterschaft der Tourenwagen belegte, verlief die Saison nicht ganz so reibungslos, wie es der abschliessende Tabellenstand vermuten lässt. Beim Saisonauftakt in Bière gab’s aufgrund von Verzögerungen im Rennbetrieb Ungereimtheiten bezüglich Trainings- und Rennläufen. Und weil MOB im ersten Renndurchgang eine Pylone touchierte, musste er im zweiten Heat abliefern. In Ambri hatte der BMW-Pilot Sorgen anderer Natur. An beiden Renntagen hatte er lediglich vier Gegner. Einer weniger – und MOB hätte im Tessin nur die halbe Punktzahl kassiert. In Bure hing die Expedition «Titelgewinn» erneut am seidenen Faden. Nach einem Ölverlust und Brand im Motorraum seines BMW M-Power E33 konnte Bürki nur dank der Mithilfe von Rennfahrerkollegen antreten. «Weil ich den ersten Lauf total verbockt hatte, musste ich im zweiten erneut viel riskieren», meint MOB. Auch beim Finale in Chamblon war der Berner Oberländer im ersten Lauf nur Zweitschnellster in seiner Klasse. Doch im zweiten Lauf steigerte er sich, blieb fehlerlos und verhinderte mit einer weiteren Klassenbestzeit den zehnten Slalom-Titel von Namensvetter Martin Bürki.
Ein halbes Jahr nach dem Titelgewinn steht die Frage nach der Titelverteidigung im Raum. Die hat MOB mit einem Facebook-Post am 28. Dezember 2023 weitgehend selber beantwortet. Sein selbst aufgebauter BMW E33 steht zum Verkauf. «Ich habe mich schon vor dem Tod meines Schwiegervaters Christoph Mattmüller mit der Frage auseinandergesetzt, ob ich mit diesem Auto weitermachen will oder nicht», klärt Martin Oliver Bürki auf. «Vieles dreht sich dabei um die Frage, ob und wie ich mich mit demselben Auto motivieren kann. Ausserdem steht Im Moment natürlich die Familie und die Übernahme des Geschäfts im Vordergrund. Deshalb sage ich mal so: Wenn ich keinen Käufer finde, entscheide ich spontan, ob und an welchen Rennen ich 2024 teilnehme. Wenn das Auto einen Käufer findet, gibt es noch ein anderes Projekt, dem ich mich widmen kann. Aber dazu will ich noch nichts verraten.»
Beweisen muss MOB niemandem mehr etwas. Der Titelgewinn 2023 hat offenbart, dass er mit Druck umgehen kann. Und dass er in der Schweizer Slalom- und Bergszene zu den schnellsten Tourenwagenfahrern gehört, ist hinlänglich bekannt. «Der Titel in der Schweizer Slalom-Meisterschaft mag für Aussenstehende von geringer Bedeutung sein. Gemessen an anderen Rennsport-Meisterschaften ist er das auch zweifelsohne. Für mich aber bedeutet er sehr viel. Das war ein grosser Schritt in meiner Karriere.»