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29.10.2021 Der Mythos lebt weiter
Klausenrennen 05 Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Am Klausen wird wieder gefahren – zumindest virtuell © Fotomontage Marco Heer/achtung.be

Wie schon bei den letzten Ausgaben veröffentlichen wir an dieser Stelle den einen oder anderen Artikel aus dem vierteljährlich erscheinenden Magazin von ASS. Teil 3: Das Klausenrennen geht virtuell.

Der berühmte Rennfahrer Hans Stuck sagte einst: «Ich liebe Berge über alles. Und unter diesen Riesen ist mir der Klausenpass einer der liebsten.» Stuck war bei weitem nicht der Einzige, der so dachte. Die Crème de la Crème des internationalen Rennsports – von Rudolf Caracciola über Louis Chiron bis Tazio Nuvolari – versammelte sich von 1922 bis 1934 insgesamt zehn Mal zum 21,5 Kilometer langen Klausenrennen. Mensch und Maschine waren von der Länge der Rennstrecke, der Beschaffenheit der Strasse, aber auch von den zum Teil klimatischen Bedingungen bis auf Äusserste gefordert.

Nach der Austragung von 1934 dauert es fast 60 Jahre, ehe am Klausenpass mit dem «Memorial» von 1993 wieder Motor dröhnten. Nach weiteren Austragungen 1998, 2002 und 2006 fand im Jahr 2013 das bis heute letzte «Internationale Klausenrennen» statt.

Nun steht eine Wiedergeburt bevor. Zum 100. Geburtstag wird das Klausenrennen am 27. August 2022 erneut stattfinden. Allerdings nicht in der Form, wie man es bisher erleben konnte. Sondern virtuell – mit modernen Rennsimulatoren, die einem das Gefühl vermitteln, als würde man wie damals beim grossen Kampf der Silberpfeile 1934 mit einem Mercedes oder Auto Union die Strecke zur Klausenpasshöhe hochjagen.

Klausenrennen 03 Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Fast wie in Echt: Eine Fahrt am Klausen im Simulator © Eichenberger

An vorderster Front für das erste virtuelle Klausenrennen steht die RacingFuel Academy AG, die sich als Ausrichter der Schweizer Simracing Meisterschaft einen Namen gemacht hat und die das Klausenrennen virtuell erst möglich macht. 1000 Arbeitsstunden habe es gebraucht, so Geschäftsführer Wani Finkbohner, um die Daten der Strecke zu erfassen. Dabei gingen Finkbohner und seine zehnköpfige Crew aus Horgen (ZH) akribisch vor. Die ersten Meter nach dem Start hat man wie im Original mit Kopfsteinpflaster imitiert. Der Rest ist – Stand heute – asphaltiert. «Bis zum eigentlichen Rennen im August 2022 werden wir die Strecke aber komplett im Originalzustand, also grösstenteils mit Schotter, versehen», sagt Finkbohner, der mit seinem Simulatorunternehmen auch schon die Strecken am Gurnigel und in Arosa nachzeichnete.

Dass die Imitation schon heute realitätsnah ist, hat Auto Sport Schweiz bei einem Selbsttest erfahren. Der Auto Union von Stuck lässt sich virtuell kaum zähmen. Die damals ultra schmalen Räder und der Schub des 16-Zylinder-Motors lassen den Autor dieser Zeilen im Simulator rasch verzweifeln. Da nützt auch der Tipp von Chefinstruktor und Oberhallau-Sieger Robin Faustini, der seit Januar bei der RacingFuel Acadmey arbeitet, nicht viel. «Du musst das Auto mit dem Gaspedal steuern!»

Etwas leichter zu bändigen ist die Strassenversion, die die RacingFuel Academy anbietet. Doch auch hier bleibt der ASS-Proband weit von der Bestzeit entfernt. Die hat 1934 Rudolf Caracciola auf dem 354 PS starken Mercedes W25 mit 15:22,2 Minuten aufgestellt. «Das Ziel ist, dass wir diese Zeit bei unserem virtuellen Event am 27. August 2022 schlagen», sagt Finkbohner.

Klausenrennen 06 Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
So sah das in den 30er-Jahren am Klausen aus © Mercedes

Um sich auf das «1. Virtuelle Klausenrennen» am 27. August 2022 vorzubereiten, kann jeder Fan an der «Klausenrennen-Challenge» direkt in Horgen oder in den Partnercentern (www.racingfuel-academy.com) auf Zeitenjagd gehen. Auf die Sieger wartet u.a. ein Gutschein für ein Klausenpass-Weekend im neuen «Hotel Klausenpass».

Zurück zu Caracciolas Bestzeit von 1934: Die 15:22,2 Minuten für die 1237 Meter Höhendifferenz von Linthal zur Klausenpasshöhe sind heute noch Rekord. Stuck sr. verpasste die Marke damals um 3,2 Sekunden… Ein Blick auf die Durchschnittsgeschwindigkeit von 83,9 km/h lässt erahnen, welch unglaubliche fahrerische Leistung von «Caratsch» dahintersteckte. Auch der Vergleich mit der ersten Austragung ist bemerkenswert. Der erste Sieger von 1922, Josef Nieth aus Basel, benötigte für dieselben 136 Kurven noch 21:43,0 min. Sein Durchschnittstempo betrug 56,7 km/h – in etwa gleich viel wie der Autor in echt auf der Strasse.

Klausenrennen 02 Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Geheimtipp: Das Klausen-Museum in Freuler's Race Café in Linthal © Eichenberger

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