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01.06.2020 Ein Kindheitstraum
Burri 02 Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Michael Burri in seinem Citroën Saxo

Die AUTOMOBIL REVUE hat in den vergangenen Wochen mit ihrer Serie «Rennwagen-Porträt» für Aufsehen gesorgt. Wir von Auto Sport Schweiz sind stolz, dass wir die Werke der beiden Autoren Werner Haller und Olivier Derard auch bei uns veröffentlichen dürfen. Teil 2: Der Citroën Saxo von Michael Burri.

Es ist ein Thema, das Michael Burri schon lange beschäftigt. In seiner Freizeit bastelte Michael Burri aus Belprahon BE heimlich an einem Citroën Saxo. Nun endlich ist das Auto fertig und damit bereit für den Start bei der französischen Rallyemeisterschaft. «Das Ziel war: Zurück zu den Wurzeln. Auf einem Citroën Saxo Gruppe N hatte ich begonnen, Rallyes zu fahren. Deshalb träumte ich schon lange davon, einen Saxo Kit Car zu fahren. Tja, und jetzt habe ich mir meinen Traum verwirklicht!», jubelt Burri. Aber es gibt noch einen weiteren Grund für den Wechsel vom Fabia R5 auf den kleineren Saxo: «Die R5 sind genial, aber sie sind eben auch furchtbar teuer, vor allem betreffend der Wartung. Das Budget für meinen Citroën ist genauso hoch, wie wenn ich zwei Rennen mit einem gemieteten R5 fahre – also rund 60 000 Franken!»

Für die Arbeiten an seinem Rennwagen hatte Burri Unterstützung von guten Freunden: «Ich habe das Auto zusammen mit zwei Freunden aufgebaut. Einer ist ein ehemaliger Landmaschinenmechaniker, der andere Pöstler. Beide sind motorsportbegeistert!» Das Auto entspringt direkt den Vorstellungen der drei Männer. «Wir haben nichts abgeschaut. Beispielsweise haben wir selber entschieden, wo wir den Tankstutzen am besten platzieren sollen. Die Verstärkungen für den Wagenheber haben wir auf Mass gefertigt. Die Leselampe für den Co-Piloten stammt direkt aus einem Škoda Fabia R5. Wir haben versucht, von allen Autos die besten Teile zu nehmen und für unsere Bedürfnisse anzupassen.» Michael Burri kam also beim Aufbau seines neusten Projektes seine grosse Erfahrung als Rennfahrer zugute.

Burri 04 Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Alles selfmade: Burri hat zwei Jahre an seinem Citroën gebaut

Aber die ganze Erfahrung wäre nichts wert ohne die Ausdauer, die die drei Enthusiasten an den Tag legten. Mehr als 4000 Arbeitsstunden wurden in das Auto investiert, das sie in Frankreich in der Nähe von Rouen gefunden haben. «Seit zwei Jahren haben wir jeden Freitagabend an dem Auto gearbeitet. Wir trafen uns so zwischen halb sieben und sieben, haben Pizza bestellt und uns dann an die Arbeit gemacht. Mal haben wir bis Mitternacht gearbeitet, mal bis zum Sonnenaufgang! Es war nicht immer leicht, schliesslich arbeite ich am Samstag auch jeweils noch in meiner Garage.» Burri besitzt eine Toyota-, Subaru- und Ford-Garage in Tavannes BE. Aber der Aufwand hat sich offenbar bezahlt gemacht: «Während der Testläufe zeigten sich einige kleine Probleme mit dem Fahrwerk vorne, aber wir haben auf jeden Fall ein Auto gefunden, das sehr gut auf der Strasse liegt und das auch sehr zuverlässig ist. Auf den über 80 Testkilometern ist uns bloss ein Lager gebrochen.»

Weniger reibungslos verlief der Aufbau des Autos: «Wir hatten einige Probleme, vor allem, als wir den grossen Motor in den engen Motorraum des Saxo einbauen mussten. Wir mussten einiges anpassen und abändern, das war nicht ganz leicht. Auch mit der Zündung hatten wir Probleme. Ausserdem hatten wir auch einige Schwierigkeit, den Fahrersitz optimal im Innenraum zu positionieren. Ich bin gross, also muss der Sitz so tief wie möglich sein. Wir haben ihn zwischen den Rohren des Überrollbügels montiert, sodass ich optimal sitze.» Das Auto läuft unter der Kategorie F2000, wird aber nicht an der Schweizer Meisterschaft teilnehmen können. Das mittlerweile wegen Corona abgesagt Critérium Jurassien und die Rallye du Chablais bieten eine Kategorie für solche Fahrzeuge, die aber nicht für die Schweizer Meisterschaft gewertet werden. «Deshalb werde ich meine Rennlizenz dieses Jahr in Frankreich lösen. Da es in der Schweiz leider keine Möglichkeit gibt, mit selbstgebauten Autos eine Meisterschaft zu fahren, gehe ich mit dem Saxo eben ins Ausland.» Ganz gibt Burri aber die Schweiz doch nicht auf: Ende Jahr will er bei der Rallye du Valais starten – aber nicht am Steuer seines eigenen Autos, sondern mit einem Volkswagen Polo R5, dem Auto seines Vaters Olivier. Damit hofft Burri jun. mindestens auf einen Podestplatz.

Citroën Saxo
Baujahr: 1999
Karrosserie: Kompaktwagen, 3 Türen
L x B x H mm: 3720 x ca. 1740 (Radkasten) x 1360
Radstand mm: 2385
Gewicht kg: 940
Motor: 1.6-Liter-Saugmotor, Zylinderkopf von Peugeot Sport aus dem 106 Maxi
Leistung PS: zwischen 205 und 210
0-100 km/h sec: k. A.
Höchstgeschwindigkeit km/h: 178 (begrenzt, Motordrehzahl abgeriegelt bei 8300/min)
Fahrgestell: V: McPherson; h: Verbundlenkerachse mit Längslenkern

AR #13, 26. März 2020, Autor: Olivier Derard, www.automobilrevue.ch

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