Der Saisonauftakt zur Schweizer Berg-Meisterschaft mit der Terminkollision zwischen Hemberg und La Roche hat für viel Diskussionsstoff gesorgt. Wir liefern an dieser Stelle gerne ein paar Hintergründe und erklären, wie es zu dieser unglücklichen Situation kam.
Der Aufschrei und das Unverständnis in der nationalen Szene war gross, als bekannt wurde, dass der Saisonauftakt zur Schweizer Berg-Meisterschaft 2025 am 14./15. Juni in Hemberg und in La Roche stattfinden soll. Doch die Terminkollision hat ihre Gründe. Diese wollen wir – zum besseren Verständnis – an dieser Stelle gerne öffentlich machen.
Unmittelbar nach Bekanntgabe der Datenkollision zwischen La Roche-La Berra und Hemberg hat das Komitee Meisterschaften von Auto Sport Schweiz Mitte August 2024 mit beiden Veranstaltern Kontakt aufgenommen und eine Videokonferenz organisiert. Im Rahmen dieser Konferenz wurde geklärt, wie es zur Datenkollision kam (Hemberg blieb seiner Datenlinie treu und hat im kalendarischen Rhythmus entsprechend eingegeben, La Roche-La Berra war der Meinung das eingegebene Datum entspreche früheren Voten wonach immer das zweite Wochenende im Juni Hemberg stattfinde) und beide Veranstalter wurden gebeten, alternative Austragungsdaten zu prüfen und ein neues Datum für 2025 zu definieren. Trotz intensivster Bemühungen auf beiden Seiten war es weder La Roche-La Berra noch Hemberg möglich auf ein anderes Datum zu verschieben. Hier gilt es viele Faktoren und äussere Umstände zu berücksichtigen, welche dem Aussenstehenden vielfach nicht bekannt sind.
Eine Verschiebung auf Pfingsten kam für beide Veranstalter nicht in Frage, da an diesen Tagen in beiden Kantonen keine Motorsportveranstaltungen durchgeführt werden können. In La Roche wird unmittelbar nach dem Rennen eine mehrmonatige Grossbaustelle eröffnet (Sanierung Ortsdurchfahrt) und die gesamte Infrastruktur für Stellplätze und Parkplätze fällt weg zudem beginnt der Sommertourismus auf die La Berra und Zufahrt sowie Parkplätze am Ziel sind dem Tourismus vorbehalten. In der Region Hemberg gibt es unmittelbar vor dem Bergrennen ein grosses Turnfest, welches sämtliche Ressourcen in Sachen Infrastruktur und Personal blockiert. Das Rennen ausserhalb des bestehenden Kalenders nach hinten in den Juli oder August zu verschieben hätte an sämtlichen möglichen Ausweichdaten ebenfalls für massive personelle Probleme gesorgt, da zahlreiche Helfer die für das Bergrennen Hemberg im Einsatz stehen, ebenfalls an anderen regionalen Anlässen im Einsatz sind.
Einen der beiden Anlässe in den Monat Mai vorziehen kann man nicht, da für die artenreichen Wiesen an den Rennstrecken der Schnittzeitpunkt gesetzlich vorgegeben ist und die Bauern diesen nicht verletzen dürfen, da ansonsten die Natur einen zu grossen Schaden nimmt. Hier gilt es die entsprechenden Gesetze und Vorschriften von der agrarpolitischen Seite einzuhalten um zukünftige Austragungen nicht zu gefährden.
Wenn für den Einen oder Anderen auch nur schwer verständlich ist eine solche Datenüberschneidung nicht einfach zu lösen und es hat sich keiner der Beteiligten hier aus der Verantwortung gezogen, sondern lösungsorientiert nach Möglichkeiten gesucht, die es aber ganz offensichtlich nicht gibt. Die Datenkollision lässt sich Stand heute nicht verhindern.
Somit sah sich die NSK mit dem Dilemma konfrontiert, dass zwei wichtige Veranstaltungen der Schweizer Berg Meisterschaft am selben Wochenende durchgeführt werden müssen. Die Verantwortlichen waren sich bewusst, dass jede Entscheidung – egal ob jetzt für das Bergrennen Hemberg oder für das Bergrennen La Roche-La Berra – bezüglich Schweizer Meisterschaftslauf einen Aufschrei verursachen wird. Nach einer Potenzialanalyse (rund 500 Piloten fahren Bergrennen in der Schweiz, Offizielle wie auch Streckenkommissare Romandie wie Deutschschweiz sind in etwa gleich viele vorhanden, Das Gros der Zuschauer ist meist regional angesiedelt, etc.) kam man zum Vorschlag, beide Veranstaltungen am selben Datum in den Schweizer Meisterschaftskalender aufzunehmen. Wir hatten bereits Rennen zur Schweizer Slalom Meisterschaft gleichzeitig wie zur Schweizer Berg Meisterschaft oder Schweizer Rallye Meisterschaft. Das sich eine Disziplin an einem Wochenende überschneidet gab es noch nie, ist aber reglementarisch durchaus machbar und aufgrund der genannten Gründe auch ein Versuch wert.
Hätte sich die NSK für La Roche-La Berra als Schweizer Meisterschaftslauf entschieden, wäre die Kritik laut geworden, dass es ja nur 150 Startplätze gibt und dieselben Leute, welche sich aktuell auf den sozialen Medien über die Datenkollision beschweren, sind dann die ersten die reklamieren, wenn sie aufgrund der Teilnehmerlimite nicht am Anlass teilnehmen können. Hätte die NSK sich für Hemberg als Schweizer Meisterschaftslauf entschieden, wäre die Kritik laut geworden, dass man zum einen die Deutschschweizer bevorteilt und zum anderen eine kurze Strecke gewählt hätte, die im Vergleich zu La Roche-La Berra nicht kompetitiv genug wäre für die Wertung einer Schweizer Meisterschaft.
Egal, was man in der NSK entschieden hätte respektive jetzt auch hat, es ist aus dem Blickwinkel einiger Spezialisten, sowieso falsch. «Ich erachte es als naiv wenn nicht sogar dumm in Erwägung zu ziehen, dass eine solche Datenkollision bewusst von den Veranstaltern oder gar von Auto Sport Schweiz gesucht wurde», sagt Patrick Falk, Direktor von ASS. «Da haben einige Akteure unserer Szene das Ausmass einer Jahresplanung einfach nicht verstanden und sich selber noch nie in einer Organisation einer solchen Veranstaltung engagiert. Wir fahren unsere Meisterschaften ja nicht auf permanenten Rennstrecken und äussere Einflüsse und Gesetzgebungen führen dazu, dass man über diese Infrastrukturen nicht einfach frei verfügen kann.»
Dazu kommt: Die NSK hat festgehalten, sollte sich im Nachgang zur Vergabe des Schweizer Meisterschaftsstatus einer der beiden Organisatoren gleichwohl noch entscheiden, den Termin seiner Veranstaltung zu ändern, sie sich hier selbstverständlich kooperativ zeigen wird. «Ich bin mir sicher, dass man auch dieser Sonderlösung den einen oder anderen positiven Aspekt abgewinnen kann», sagt Falk. «Hemberg OK-Präsident Christian Schmid hat bereits festgehalten, dass der Entscheid der NSK ihn im ersten Moment zwar überrascht habe, aber er ihn irgendwie trotzdem nachvollziehen könne. Schmid vertritt die Ansicht, dass man das gemeinsam schon schaffen werde. Schliesslich sässen wir alle im selben Boot.»