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30.10.2019 Michellod: «Wären wir rausgeflogen, hätten wir aufgehört!»
Michellod jonathan 2019 Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Jonathan Michellod: Schweizer Junioren-Rallye-Meister 2019

Teil 6 unserer Serie «Die Schweizer Meister im Porträt»:

Seine ersten Rennerfahrungen hat er bei Slaloms und Bergrennen gemacht. Nun hat Jonathan Michellod in seiner fünften Rallye-Saison souverän den Titel bei den Junioren geholt.

Ohne die Rallye du Valais wäre Jonathan Michellod vermutlich nicht Rallye-Fahrer geworden. Aber weil die bekannteste Schweizer Rallye vor seiner Haustüre in Verbier abgehalten wird, ist der heute 25-Jährige schon früh in Kontakt mit der Driftszene geraten. «Ich glaube, ich habe seit ich auf dieser Welt bin noch keine Rallye du Valais verpasst», grinst Michellod.

Den Virus hat er von seinem Vater Laurent geerbt. Michellod sr. hat die Schweizer Meisterschaft selber auf Mitsubushi Galant und Lancia Delta bestritten. Allerdings «nur» als Co-Pilot – an der Seite von Jean-Laurent Girolamo. Im Gegensatz zu seinem Vater wollte Michellod jr. stets selber fahren. Kaum war er 18 Jahre alt und hatte den Führerschein, sammelte er erste Erfahrungen bei lokalen Slaloms und Bergrennen. Doch Jonathans Liebe galt dem Rallyesport. Und so nahm er 2014 zum ersten Mal an der «Valais» teil. Und das auf Anhieb mit Erfolg. Michellod steuerte den geliehenen Renault Twingo auf Platz 3 bei den Junioren. Ein Achtungserfolg, der ihn zum weitermachen animierte. «Wären wir in der ersten Kurve rausgeflogen», sagt Michellod, «hätten wir vermutlich das Handtuch geworfen. Aber so war klar: Wenn wir das Geld zusammenkriegen, fahren wir weiter.»

Michellod bekam das Geld zusammen und kaufte sich den Twingo. 2015 fuhr er damit seine erste komplette Junioren-Saison. 2016 hängte er ein weiteres Jahr an. Am Ende stand er als Dritter bereits auf dem Podium. 2017 wechselte er dann seinen fahrbaren Untersatz. Der Twingo wurde durch einen Peugeot 208 R2 ersetzt. Zwei Mal wurde er damit hintereinander Vizemeister. Navigiert wird Michellod seit dem Wechsel auf Peugeot von Stéphane Fellay. Er gilt als Routinier. «Stéphane hat schon mehr als 40 Rallyes auf dem Buckel», sagt Michellod. 2012 wurde er bereits Junioren-Meister an der Seite von Thomas Joris.

Vier der fünf Rallyes, die im Kalender der Junioren verankert waren, hat Michellod 2019 gewonnen. Nur im Tessin reichte es nicht zum Sieg. Das hat aber seine Gründe. Rang 2 bei der «Ticino» reichte dem jungen Walliser, um den Titel einzufahren. «Wir sind im Tessin nicht mit vollem Risiko gefahren», sagt Michellod. «Wir wollten den Titel sicherstellen, um dafür dann beim Heimspiel im Wallis nach Herzenslust angreifen.» Dieser Plan ging in Erfüllung. Michellod/Fellay setzten bei der Valais einer erfolgreichen Saison mit einem weiteren Sieg das Sahnehäubchen auf.

Michellod ist gelernter Automechaniker und ist in einem Betrieb in Fully, bei Martigny, für den Fuhrpark verantwortlich. «Ich muss mich um Autos und um Lastwagen kümmern», sagt er. In der Freizeit schraubt er an seinem Peugeot 208. Ein kleines Team an Freunden und Kollegen hilft ihm dabei. Einer von ihnen ist Bergspezialist Joël Volluz. Michellod schwärmt von ihm. «Wenn es um die Fahrzeuggeometrie und Einstellungen an der Aufhängung geht, ist Joël echt spitze. Ich bin sehr dankbar, dass er mir hilft.»

Zeit für Hobbies hat «Jo» nicht sehr viel. Im Winter fährt er Ski. Die meiste Zeit verbringt er aber in der Mechanikerkluft. «Ich habe nicht einmal Zeit, um Fernsehen zu schauen», lacht Michellod. Die Welt der Rallyes verfolgt er dennoch. Als grosser Subaru-Fan haben ihn Colin McRae und Petter Solberg fasziniert. Vor allem die Fahrkünste des leider viel zu früh verstorbenen McRae haben ihn inspiriert. Michellod ist auch regelmässiger Besucher der Rallye Monte Carlo. «Ich war auch schon bei der Rallye Alsace und der Rallye Finnland», sagt der frischgebackene Junioren-Meister.

Logisch, dass Michellod von einem Start bei einem WM-Lauf träumt. Welcher Rallye-Pilot träumt nicht davon? Doch die Mittel sind bescheiden. Und Michellod setzt sie ganz gezielt ein. «Man muss gut kalkulieren», sagt der Mittzwanziger, der inzwischen in Lourtier, im hinteren Val de Bagnes, lebt. «Zum Glück gibt es im Wallis immer wieder grössere und kleinere Unternehmen, die einen unterstützen.»

Für 2020 hat er noch keinen definitiven Plan. Bei den Junioren kann er nicht mehr fahren. Wer einmal Meister ist, der muss der nächsten Generation Platz machen. «Aber es gibt ja noch ein paar Trophys, die interessant sind. Und ich würde auch gerne ein paar Rallyes im Ausland bestreiten.» Eines steht jetzt schon fest: Als Sieger der Junioren darf er 2020 bei der Rallye du Chablais auf einem Renault Clio antreten.

Auf die Frage, ob er bei der Rallye du Valais auch mit US-Driftkünstler Ken Block ins Gespräch kam, schüttelt Michellod den Kopf. «Ich habe ihn nur einmal flüchtig gesehen. Für die Rallye war es gut, dass er da war. Aber mir war er eigentlich egal.»


Jonathan Michellod
Titel: Schweizer Junioren-Rallye-Meister
Alter: 25
Herkunft: Verbier (VS)
Fahrzeug: Peugeot 208

2014 1. Rallye (Dritter bei der RIV)
2015 6. Gesamtrang bei den Junioren auf Renault Twingo (mit Didier Rappo)
2016 3. Gesamtrang bei den Junioren auf Renault Twingo (mit Didier Rappo)
2017 2. Gesamtrang bei den Junioren auf Peugeot 208 (mit Stéphane Fellay)
2018 2. Gesamtrang bei den Junioren auf Peugeot 208 (mit Stéphane Fellay)
2019 Junioren-Meister auf Peugeot 208 (mit Stéphane Fellay)

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