In der Datenbank von Auto Sport Schweiz taucht er nicht auf. Und er ist – Irrtum vorbehalten – auch nie Rennen gefahren. Trotzdem hat Willy Richard die Schweizer Automobilsport-Szene geprägt – als Künstler. Und zwar nicht als irgendein Künstler, sondern als der Motorsport-Künstler schlechthin.
Richard kam im August 1940 zur Welt. Als Siebenjähriger nahm ihn sein Vater zum Grand Prix von Lausanne mit. Seine ersten Zeichnungen stellte er noch vor Vollendung seines zehnten Lebensjahres fertig. Die Motive: Willy Daetwyler und Toulo de Graffenried. Mit 18 schenkte ihm sein Vater einen VW Käfer. Mit ihm fuhr er nach Le Mans zum 24-Stunden-Rennen. Von (schnellen) Autos angetan verfolgte Richard das Ziel, Autodesigner zu werden. Doch sein Vater hatte andere Pläne. Er solle einen «normalen» Beruf erlernen, hiess es. So wurde Richard Architekt. Und diesen Job übte er auch bis Mitte der Siebzigerjahre aus. Danach widmete er sich (wieder) der Kunst und dem Motorsport.
1983 machte Richard von sich reden, als er in seinem Heimatort Gollion einen Renault-F1-Turbo «von der Leine liess». Der Krach des Formel-1-Motors faszinierte die Leute aber. Und weil zu dieser Zeit fast alles möglich war, veranstaltete Richard zwei Jahre später den ersten «Grand Prix von Gollion». 40'000 Zuschauer seien damals erschienen – und das Echo war so gut, dass Richard den Anlass 1987 und 1990 wiederholte. Aus der Formel 1 kam alles, was Rang und Namen hatte nach Gollion: Juan-Manuel Fangio, Jackie Stewart, James Hunt, Clay Regazzoni, Alain Prost, Michele Alboreto, Patrick Tambay! Auch Zweirad-Legenden wie Wayne Rainey oder Jacques Cornu liessen sich den Event nicht nehmen. Immer dabei war auch Künstlerkollege Jean Tinguely. Mit ihm verband Richard nicht nur die Kunst, sondern die Leidenschaft zum Rennsport.
Einer seiner Kunden war Renault. Der langjährige Renault-Kommunikationsdirektor André Hefti erinnert sich: «Bei Richard waren nicht nur die Werke an sich beeindruckend, wenn man von ihm eine Rechnung verlangte, machte er daraus ein Kunstwerk.» Selbiges erlebte auch der Autor dieser Zeilen. «Als ich Richard die von ihm und Mario Luini verfasste Comic-Reihe über die Formel 1 der Siebzigerjahre zum Unterzeichnen gab, folgte er diesem Wunsch nicht nur mit seiner Signatur, sondern mit einer persönlichen Zeichnung.»
84-jährig ist Richard am vergangenen Dienstag nach längerer Krankheit nun verstorben. Auto Sport Schweiz spricht der Familie sowie Richards Verwandten und Freunden sein aufrichtiges Beileid aus. Heute Montag, 28. April (14 Uhr), wird zu Ehren von Richard ein Abschiedsgottesdienst in der Kirche in Gollion gehalten.
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