Robin Faustini hat es geschafft: Der junge Aargauer hat in Oberhallau im fünften von sieben Rennen zur Schweizer Berg-Meisterschaft den Titel geholt. Das Rennen wurde von einem schweren Unfall von Joël Burgermeister überschattet.
Es war ihm nicht zum Feiern zumute. Der neue Schweizer Bergrennwagenmeister Robin Faustini (26) war im zweiten Lauf gerade eben mit einer neuen Bestzeit die drei Kilometer lange Strecke in Oberhallau hochgefahren, als kurz darauf der Thurgauer Joël Burgermeister mit seinem Tatuus Formel 4 schwer verunfallte. Der Gesamtzweite der Schweizer Berg-Meisterschaft hatte im schnellen Linksknick vor der Tarzan-Kurve die Kontrolle über sein Auto verloren und kam von der Strecke ab. Burgermeister hatte Glück im Unglück. Den modernen Sicherheitsstandards des Rennwagens und der Rennstrecke ist es zu verdanken, dass der Unfall glimpflich ausging. Am Abend meldete sich der 33-Jährige aus dem Krankenhaus in Winterthur. «Mir geht es den Umständen entsprechend gut.» Zur Unfallursache meinte Burgermeister: «Ich bin links mit den Rädern ein wenig ins Gras gekommen und war danach nur noch Passagier.» Die Ärzte konnten schnell Entwarnung geben: Burgermeister erlitt keine schwerwiegenden Verletzungen, war stets ansprechbar und hatte sich lediglich über Schmerzen in der Schulter beklagt.
Die lange Unterbrechung führte dazu, dass sich die Rennleitung nach der Bergung des Verunfallten entschloss, den vorgesehenen dritte Lauf zu streichen. Dadurch war klar, dass nicht nur der Tagessieg an Faustini ging, sondern auch die Titelentscheidung gefallen war. «Natürlich freue ich mich, dass ich gewonnen habe», sagt der junge Aargauer. «Aber wenn du siehst, wie dein bester Kumpel verunfallt, dann sind der Sieg und der Titel nebensächlich.»
Faustini war mit seinem Nova-Prototypen im ersten Durchgang auf der noch nassen Fahrbahn in 1:18,146 min Zweitschnellster hinter Mitsubishi-Fahrer Roger Schnellmann, der von besseren Konditionen profitierte und nach dem ersten Lauf in 1:16,845 min die Rangliste anführte. Im zweiten Lauf rückte Faustini in 1:08,179 min die Hackordnung wieder zurecht und sicherte sich in der Addition der beiden Rennläufe den Gesamtsieg vor dem österreichischen Staatsmeister Christoph Lampert (Nova Proto, 2,5 Sekunden zurück) und dem Walliser Joël Volluz (Osella FA30, 4,3 sec). Weil Lampert für die Schweizer Wertung nicht berücksichtigt wird, holte sich Schnellmann mit einem soliden zweiten Lauf nicht nur überlegen den Klassensieg in der E1 bis 4000 cm3 sowie den Tagessieg bei den Tourenwagen, er schaffte es als Dritter sogar auf das Podium. «Das ist ein schöner Erfolg, auch wenn er den Streckenbedingungen zu verdanken ist. Unter normalen Umständen habe ich gegen die schnellen Sport- und Rennwagen keine Chance. Aber so hat’s zum Podium gereicht.» Auch der Zweitplatzierte Volluz war mit dem Erreichten zufrieden. «Mir hat nach meinem Ausrutscher am Samstag Trainingszeit gefehlt. Insofern kann ich mit Rang 2 gut leben. Ausserdem hatte ich immer noch den Restriktor vom EM-Lauf in Les Rangiers im Auto. Ich konnte also nicht die volle Leistung abrufen.»
Hinter den Top 3 sicherte sich Volluz’ Markenkollege Simon Hugentobler Rang 4; eine Sekunde vor Thomas Amweg (Nova Proto Helftec) und Michel Zemp (Norma M20FC Helftec). Amweg war mit seiner Leistung nicht zufrieden. Schon im Training fehlte ihm Topspeed. Vor dem Reservoir wurde er mit 236 km/h «geblitzt», Markenkollege Faustini war 20 km/h schneller. Auch fehlt nach wie vor das letzte Bisschen Vertrauen. «Ich bin immer noch zu zögerlich», so das eigene Urteil von Amweg. Zemp konnte mit seinem zweiten Durchgang, in dem er mit seinem 1170-cm3-Turbo sogar zwei Zehntel schneller als Amweg war, gut leben. Noch wichtiger war für den Langenthaler, dass er das Motorenproblem aus Les Rangiers orten und aussortieren konnte. «Eine Ventilschaftkappe hatte sich gelöst. Wir haben sie in der Ölwanne gefunden.»
Schnellster Fahrer bei den 2-Liter-Formelautos war nach dem Unfall von Burgermeister der Jurassier Roland Bossy als Gesamtachter. Bossy verwies F3-Pilot Egli deutlich auf Rang 2 in seiner Klasse. Der Schweizer Slalom-Meister leistete sich ein super spannendes Duell mit dem jungen Walliser Lionel Ryter. Nachdem Ryter im ersten Lauf noch vorne lag, schlug Egli mit einem starken zweiten Lauf und einem Mini-Vorsprung von vier Tausendstelsekunden zurück.
Zweitschnellster Fahrer mit einem Dach überm Kopf und damit Sieger in der E1 bis 3500 cm3 war der Berner Simon Wüthrich auf seiner VW Golf Turbiene. Keine Blösse gab sich auch Vorjahresmeister Bruno Sawatzki mit seinem Cup-Porsche. Der 53-Jährige aus Balzers war einmal mehr der schnellste IS-Pilot und hält dadurch die Meisterschaft zumindest bei den Tourenwagen offen. Bei den zwei verbleibenden Rennen wird die Entscheidung zwischen ihm und dem führenden Roger Schnellmann voraussichtlich über die Rekordzeiten entschieden. Im Moment liegt der Vorteil noch bei Schnellmann. Fährt Sawatzki am Gurnigel (8. September) einen neuen Klassenrekord, was sehr gut möglich ist, weil er diesen im Vorjahr nur knapp verpasste, könnte das Pendel wieder in die andere Richtung ausschlagen.
Zu den weiteren CH-Klassensieger gehörten in Oberhallau: Jessica Roth (Toyota GT86, Gr. A/ISA bis 2000 cm3), Pierre Mürner (BMW M2, Super S über 3501 cm3), Roland Graf (Toyota Yaris, Super S Competition bis 3000 cm3), «Speedmaster» (McLaren765, Super S Competition über 3000 cm3), Diego Bernhard (Ford Escort, Historic TW über 1151 cm3), Alain Pfefferlé (Porsche Carrera RSR, Historic TW über 2001 cm3), Stephan Moser (Toyota Yaris, IS bis 1400 cm3), Jannis Jeremias (VW Polo, IS bis 1600 cm3), Stephan Burri (VW Scirocco, IS bis 2000 cm3), Christian Knaus (Opel Kadett C, IS bis 2500 cm3), Dominic von Rotz (Audi A4 Quattro, IS bis 3500 cm3), Antonio Scolaro (Nova Proto NP03, E2-SC bis1600 cm3), Christian Müller (Formel BMW, E2-SS bis 1600 cm3), Christian Bartlome (Audi 50, E1 bis 1400 cm3), Dani Fauler (VW Golf 20V, E1 bis 2000 cm3), Hugo Mascaro (BMW E30, E1 bis 2500 cm3), Hermann Bollhalder (Opel Speedster, E1 bis 3000 cm3) und Roman Krüsi (Porsche 911, E1 über 4000 cm3).
Der Sieg im Renault Classic Cup ging an Michael Schläpfer vor Silas Reuter und René Schnidrig. Les-Rangiers-Sieger Philipp Krebs schied im zweiten Lauf nach einem Unfall in der Tarzankurve aus. In der TCR stand Patrick Flammer zuoberst auf dem Podest – vor Michael Widmer und Pirmin Scheidegger.
Im Bergpokal (für hubraumschwächere Autos bis 2 Liter) hat Jean-François Chariatte auf seinem Fiat X1/9 nach einem knappen Sieg gegen Mitch Kuster in der E1 bis 1600 cm3 die Führung verteidigt, obwohl er am Samstag noch meinte: «Das wird ein schwieriges Rennen. Ich habe mit dem Fiat in Oberhallau keine Erfahrungswerte.» Hinter Chariatte liegt Stephan Burri auf Platz 2 – gefolgt von Jannis Jeremias und Stephan Moser. Aus dem Rennen ist Sébastien Coquoz. Der schnelle Opel-Kadett-Pilot hatte im zweiten Lauf einen Motorschaden. «Wir müssen Zuhause schauen, was genau das Problem ist», meinte Coquoz.
Schnellster Fahrer im deutschen KW Bergcup war Patrick Orth auf Porsche 911 GT3 Cup.
Und so geht es weiter:
7./8. September, Gurnigel
14./15. September, Châtel-St-Denis – Les Paccots