Die Rallye du Chablais, der zweite Lauf zur Schweizer Rallye-Meisterschaft, hatte es in sich: Vor allem bis zur neunten WP. Dann übernahm Jonathan Hirschi das Kommando und sicherte sich seinen zweiten Saisonsieg.
Wie beim Saisonauftakt der Schweizer Rallye-Meisterschaft im Jura hiess die Top 3 auch bei der Rallye du Chablais: 1. Jonathan Hirschi/Sarah Lattion, 2. Jonathan Michellod/Stéphane Fellay, 3. Sacha Althaus/Lisiane Zbinden. Während die Spannung bei der Critérium Jurassien aber schon nach dem ersten Tag gewichen war, weil Hirschis Vorsprung nach der ersten Wertungsprüfung so gross war, ging es bei der «Chablais» bis zur 9. (von 14. WP) um Sekunden – teilweise sogar Zehntelsekunden.
In der dritten Wertungsprüfung über 12,04 Kilometer am Col de la Croix beispielsweise waren die Abstände besonders gering. Der Schnellste, Jonathan Michellod, lag im Ziel gerade mal 0,3 Sekunden vor Mike Coppens und 0,9 Sekunden vor Jonathan Hirschi. Leider gab es bei der «Chablais» durch einige Zwischenfälle auch lange Verzögerungen. Drei Prüfungen mussten sogar abgesagt werden. Das führte dazu, dass die Rallye nicht wie ursprünglich geplant über 177,8 sondern «nur» über 133,92 Kilometer führte.
Die Entscheidung um den Gesamtsieg fiel am zweiten Tag in WP9. Der bis dato führende Mike Coppens (mit Beifahrer Christophe Roux) erlitt von Collombey nach Murraz einen Reifenschaden, wodurch an seinem Skoda Fabia Rally2 evo auch die Bremsanlage vorne rechts in Mitleidenschaft gezogen wurde. «Der Frust über diesen Ausfall ist sehr gross, weil wir bis zu diesem Zeitpunkt sehr gut unterwegs waren», sagt Coppens. «Ich habe mich noch nie so wohl gefühlt im Auto. Und ich wusste, dass wir noch Reserven hatten.»
Der neue Leader Hirschi verwaltete danach seinen Vorsprung auf Michellod und liess in den verbleibenden Prüfungen nichts mehr anbrennen. «Der erste Tag war nicht nur für die Zuschauer grosses Spektakel», sagt Hirschi. «Es war auch für uns Fahrer sehr aufregend. Und es war eine gute Werbung für die Schweizer Rallye-Meisterschaft. Am zweiten Tag war ich vor allem auf der Prüfung zwischen Collombey und Murraz, da wo man sich leicht einen Reifenschaden einhandeln konnte, sehr vorsichtig.»
Chablais-Vorjahressieger Michellod meinte nach Platz 2: «Mit Blick auf die Meisterschaft bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. Wir hatten in der neunten Prüfung einen Reifenschaden vorne rechts. Das hat uns 30 Sekunden gekostet. Diese konnten wir in der Folge nicht mehr aufholen.»
Weitere Einsätze bei den bevorstehenden Läufen zur Rallye-SM sind aus budgetären Gründen noch nicht gesichert. «Ich habe bei der Chablais Reifen gespart», sagt Althaus, dessen Leistung dadurch umso höher einzuschätzen ist. «Aber ich muss noch mehr Budget finden, sonst bin ich bei der Rallye Bourgogne nicht dabei.»
Hinter den Top 3 kamen auf Rang 4 Thibault Maret/Christophe Cler (Skoda Fabia R5), auf Rang 5 Sergio Pinto/Charlène Greppin (Alpine A110 RGT), auf Rang 6 Sébastien Berner/Grégoire Chappot (Peugeot 208 T16) und auf Rang 8 David Erard/Sarah Junod auf VW Polo GTI R5 ins Ziel. Besonders stolz dürfte der junge Walliser Maret sein. Für den erst 22-Jährigen war es das bisher beste Ergebnis in seiner Karriere.
Eine starke Rallye fuhr auch Yoan Loeffler (Citroën C3 Rally2). Allerdings wurde der Lokalmatador aus Bex (VS) um den Lohn seiner Arbeit gebracht und musste sich mit Rang 10 begnügen. «Ich hatte zwei Reifenschäden», sagt Loeffler. «Und ich habe zwei Mal Regenreifen montiert, im Glauben daran, es wird nass. Doch leider blieb es trocken.»
Der Sieg bei den Junioren ging nach dem Unfall von Guillaume Girolamo in WP10 wie schon im Jura an Jérémy Michellod, den jüngeren Bruder von Jonathan Michellod. Der damit auch die Michelin Trophy Alps 2WD für sich entscheiden konnte. Zweiter bei den Junioren wurde Damien Lovey. In der «Alps» gingen die Ehrenplätze an Laurent Bérard (gleichzeitig Sieger des Schweizer Rallye-Pokals) sowie Philippe Broussoux.
In der historischen Klasse, der VHC, waren es erneut Pascal Perroud im BMW M3 E30 und Florian Gonon im Ford Escort RS1600, die den Sieg unter sich ausmachten. Wie schon im Jura hatte Perroud am Ende die Nase um etwas mehr als 20 Sekunden vorne. Platz 3 sicherte sich Perrouds Markenkollege Pascal Bachmann. Letzterer verpasste als Teilnehmer der ERC Historic als Zweiter (vor Guy Trolliet) den Sieg in der EM-Wertung. Dieser ging an das Lancia-Duo Luigi Battistolli (alias «Lucky») mit Ex-Michèle-Mouton-Beifahrerin Fabrizia Pons. In der VHRS, bei der es um Gleichmässigkeit geht, ging der Sieg an Rudolf Hofmann (Alfa Romeo Giulia Spider) vor Laurent Pernet (BMW 325 ix) und René Winz (MG B GT).
Spannend bis zum Schluss war auch der ADAC Opel E-Rallye-Cup, der bei der «Chablais» als Gastserie erstmals zum Einsatz kam. Der Sieger Max Reiter aus Deutschland trennte im Ziel nur 3,6 Sekunden von Calle Carlberg aus Schweden. Platz 3 bei den Stromern ging an Christian Lemke. Die Schweizer Gastfahrerin Cyndie Allemann schlug sich bei ihrem Rallye-Debüt beachtlich und wurde mit vier Minuten Rückstand Elfte.
Weitere Informationen zur 19. Ausgabe der Rallye du Chablais gibt es auf der Internetseite https://www.rdch.ch/web/
Und so geht es weiter:
8.–9. Juli, Rallye de Bourgogne – Côte Chalonnaise (F)
31. August – 2. September, Rallye Mont-Blanc Morzine (F)
29.–30. September, Rally del Ticino
26.–28. Oktober, Rallye International du Valais