Nach fünf Jahren Pause hat am Sonntag in Reitnau endlich wieder ein Lauf zur Schweizer Berg-Meisterschaft stattgefunden. Tagessieger wurde – bereits zum dritten Mal in diesem Jahr – Robin Faustini.
Vor Reitnau habe er am meisten Respekt gehabt, meint Robin Faustini. Der Führende der Schweizer Berg-Meisterschaft 2024 hat am Sonntag aber auch diese Hürde erfolgreich genommen. Zum dritten Mal ist er in dieser Saison schon als Tagessieger vom Platz gegangen. Rechnet man das Bergfinale von Les Paccots 2023 dazu, hat Faustini nun (saisonübergreifend) vier Tagessiege aneinandergereiht. Über den Ausgang des Rennens, das erstmals seit fünf Jahren wieder ausgetragen wurde, ist der 26-jähriger Suhrer erleichtert. Die Charakteristik der Strecke machte Faustini Sorgen. «Reitnau ist noch mehr als Hemberg eine Strecke, auf der du mit einem 2-Liter-Sport- oder Rennwagen gute Chancen gegen die ‹Grossen› hast. Deshalb habe ich schon Druck gespürt. Aber am Ende ist alles gut gegangen und ich freue mich natürlich, dass ich nun auch dieses Rennen gewonnen habe.»
Faustini fuhr auf der 1570 Meter kurzen Strecke zwei fast identische Laufzeiten und distanzierte seinen Nova-Markenkollege Thomas Amweg in der Addition der beiden Läufe um 2,32 Sekunden. Damit war Amweg deutlich näher an Faustini dran als noch in Hemberg. Dort fehlten dem Familienvater aus Ammerswil noch 4,5 Sekunden. Amwegs Kommentar nach dem Rennen, es habe erstmals so richtig Spass gemacht, kann man durchaus als Kampfansage betrachten. «Im zweiten Lauf hätte eine 47er-Zeit möglich sein können», meint Amweg. «Aber der Gang wollte kurz vor dem Ziel nicht rein und ich habe den letzten Bogen im fünften Gang nehmen müssen.»
Platz 3 im Gesamtklassement ging entsprechend Faustinis Prophezeiungen tatsächlich an einen Fahrer eines 2-Liter-Rennwagens: Joël Burgermeister. Der Thurgauer war mit seinem Tatuus-Formel-4 im ersten Durchgang nur 28 Hundertstelsekunden langsamer als Amweg, konnte sich danach aber nicht mehr steigern. «Mit Platz 3 hinter den PS-Monstern und Erster in der Klasse mit mehr als fünf Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten war es aber dennoch ein erfolgreiches Wochenende», meinte Burgermeister, der den Kampf ums Podium gegen den Langnauer Michel Zemp auf dessen Norma-Helftec-Turbo um acht Zehntelsekunden gewann. Zemp seinerseits war mit seinem ersten Lauf nicht zufrieden. Wie schon in La Roche war der Benzindruck nicht optimal. Zemp verlor im ersten Heat eine Sekunde auf Burgermeister. Da nutzte auch die drittschnellste Zeit im zweiten Lauf nichts mehr.
Hinter den Top 4 landeten Simon Hugentobler (Osella FA30), Lionel Ryter (Formel Renault 2.0), Christian Balmer (Formel Master) und der Osella-Pilot Peter Amann aus Österreich auf den Rängen 5 bis 8. Neunter und damit schnellster Tourenwagenfahrer war einmal mehr Roger Schnellmann in seinem Mitsubishi Evo 8 (Sieger E1 plus 3500 cm3). «Ich hatte fahrerisch gesehen nicht den besten Tag eingezogen. Ausserdem hatte ich gebrauchte Reifen verwendet», meint Schnellmann. «Dennoch hat’s im Kampf um den Sieg bei den Tourenwagen mit einem Vorsprung von knapp 1,5 Sekunden gereicht.» Nebenbei bemerkt: Die Schweizer Berg-Meisterschaft bei den Tourenwagen war in Reitnau eine Schwyzer Angelegenheit. Hinter dem Wangener Schnellmann klassierte sich Markenkollege Thomas Kessler aus Siebnen, Reto Steiner (Ford Escort) aus Unteriberg (Sieger E1 bis 3500 cm3) und Danny Krieg (VW Golf) aus Altendorf (Sieger E1 bis 2000 cm3). Bester Nicht-Schwyzer und Klassenzweiter (hinter Reto Steiner) war Simon Wüthrich auf seiner Golf-Turbiene.
Für einmal nicht zwei Mal im Ziel war Bruno Sawatzki. Der Vorjahres-Tourenwagenmeister leistete sich im ersten Durchgang einen Fahrfehler. Ähnlich wie sein Mentor Christoph Zwahlen in La Roche kam Sawatzki mit seinem Porsche 991.1 Cup hinten rechts auf eine Grasnarbe. «Weil auf den hinteren Rädern so viel Grip herrscht, bin ich abgeflogen», sagt Sawatzki. Im Kampf um die Tourenwagenkrone ist Sawatzki nun im Hintertreffen. «Die Situation ist ähnlich wie vor einem Jahr. Damals hat Roger auf das Rennen in Massongex verzichtet und ich war im Vorteil. Diesmal ist es umgekehrt. In der Rolle als Jäger werde ich nun versuchen, die restlichen Rennen zu gewinnen – eines davon in neuer Rekordzeit. Dann könnte der Plan von der Titelverteidigung doch noch aufgehen.» Zu gar keinem Rennlauf kam Reto Meisel. Der Tourenwagen-Champion von 2022 kam mit seinem Ersatzauto, dem Mercedes 190 RM, im ersten Trainingslauf nach wenigen Metern von der Strecke ab. «Da Kupplung hat mit Verzögerung, dafür umso mehr als erwartet gegriffen», sagt Meisel. «Da habe ich das Heck verloren.»
In Sachen Titelverteidigung ist auch Stephan Burri ins Hintertreffen geraten. Der Garagist aus Affeltrangen hatte im zweiten Rennlauf einen Defekt an der Antriebswelle. «Wir haben diese dann sofort gewechselt», meint der Scirocco-Pilot. «Aber leider hat der Zeitplan keinen dritten Lauf mehr zugelassen.» Burri ist im Schweizer Bergpokal durch diesen Nuller von Platz 1 auf Platz 7 zurückgefallen. Bei zwei Streichresultaten kann aber noch viel passieren. Es führt nach wie vor Jean-François Chariatte. Doch auch der Fiat-X1/9-Fahrer hat Federn gelassen. Für Platz 2 hinter Martin Howald (VW Golf) gab’s diesmal nur 15 (statt 20) Punkte. Punktgleich mit Chariatte sind dafür Burris Schützling Jannis Jeremias (VW Polo) und Stephan Moser (Toyota Yaris).
Zu den weiteren Klassensieger gehörten in Reitnau: André Krähenbühl /Honda Integra, SuperSérie bis 2000 cm3), Roland Graf (Toyota Yaris, SuperSérie bis 3000 cm3), «Speedmaster» (McLaren 765 LT, SuperSérie über 3000 cm3), Jessica Roth (Toyota GT86, A/ISA/R2/R3), Armin Buschor (BMW 320, H bis 2000 cm3), Alain Pfefferlé (Porsche 911 RSR, H über 2000 cm3), Stephan Moser (Toyota Yaris, IS bis 1400 cm3), Jannis Jeremias (VW Polo, IS bis 1600 cm3), Marco Geering (Opel Kadett C GT/E, IS bis 2000 cm3), Ferdi Waldvogel (BMW M3 E30, IS bis 2500 cm3), Martin Oliver Bürki (BMW M Power E33, IS bis 3000 cm3), Dominic von Rotz (Audi A4 B5 Quattro, IS über 3000 cm3), Pirmin Scheidegger (Seat Cupra, TCR), Christian Bartlome (Audi 50, E1 bis 1400 cm3), Martin Howald (VW Golf, E1 bis 1600 cm3), Benjamin Nicole (BMW 2002 ti, E1 bis 2500 cm3), Hermann Bollhalder (Opel Speedster, E1 bis 3000 cm3).
Im Renault Classic Cup ging der Sieg – erstmals in der Clio-3-Historie – an Philipp Krebs. Platz 2 sicherte sich Thomas Zürcher, der nach dem ersten Lauf noch führte. Dritter wurde René Schnidrig.
Mehr über das Bergrennen von Reitnau erfahren Sie unter https://www.vereinbergrennenreitnau.ch/
Und so geht es weiter:
17./18. August, St-Ursanne – Les Rangiers
24./25. August Oberhallau
7./8. September, Gurnigel
14./15. September, Châtel-St-Denis – Les Paccots