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23.05.2019 Saisonauftakt mit 450 km/h Spitze
Erbacher jndia auftakt 2019 Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Jndia Erbacher und ihr Dragster: Am Wochenende beginnt die Saison

Sie sind laut, sie sie schnell und sie verzeihen keine Fehler: Dragster sind die Monster unter den Rennwagen. Es braucht schon eine gehörige Portion Mut, wenn man in eines dieser «Autos» sitzt. Jndia Erbacher aus Arlesheim im Kanton Baselland zählt zu den – im positiven Sinne – «Verrückten», die diesen Sport ausüben. Am Wochenende beginnt für die bald 25-Jährige die neue Saison. Auf dem Dragsterstrip von Santa Pod nördlich von London geht von Samstag bis Montag der erste von sechs Läufen zur Europameisterschaft über die Bühne.

Für Jndia, die die Dragster-Gene von ihrem Vater Urs, einem ehemaligen Europameister, geerbt hat, ist es das erste Rennen seit September 2018. Logisch ist sie heiss auf dieses erste Kräftemessen. «Ich fühle mich gut vorbereitet», sagt Erbacher, «auch wenn ich seit Monaten nicht mehr im Dragster gesessen habe. Testfahrten sind bei uns mit viel Aufwand verbunden. Wir müssten nach England oder Skandinavien gehen. Das kostet viel Geld. Deshalb wird der erste Quali-Lauf am Samstag für mich auch gleichzeitig so etwas wie ein Testrun werden.»

Wenn Erbacher von guter Vorbereitung spricht, dann meint sie das auch so. Klar dauert ein Dragster-Rennen nur ein paar wenige Sekunden, doch man darf die physischen und mentalen Anforderungen dieses Sports nicht unterschätzen. «Ich trainiere wie jeder andere Rennfahrer», sagt Jndia. «Wichtig ist neben der mentalen Nervenstärke auch die Kraft. Nacken, Rücken und Arme werden bei Dragster-Rennen am stärksten beansprucht.»

Erbacher fährt wie einst ihr Vater in der Top-Fuel-Klasse, der schnellsten Kategorie. Ihr Fahrzeug wird mit Nitromethan, also flüssigem Sprengstoff, angetrieben. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei ca. 450 km/h. Im eins gegen eins treten die Dragster-Fahrer und -Fahrerinnen gegeneinander an. Geschlechtliche Unterschiede gibt es keine. Frauen gegen Männer – das ist im Dragster-Rennsport an der Tagesordnung. Beim ersten Rennen in Santa Pod treten in Erbachers Klasse vier Frauen und vier Männer an. «Wenn ich das Visier runterklappe, spielt es keine Rolle mehr, ob ich blonde lange Haare habe oder eine Glatze», sagt Erbacher. «Dann zählt nur noch die Beschleunigung.» Eine Viertelmeile muss Erbacher in ihrem Dragster zurücklegen. Im Vorjahr schaffte sie das zum ersten Mal unter vier Sekunden.

Erbachers Ziel in diesem Jahr: «Ich will unter die Top 3 der Europameisterschaft.» Doch damit nicht genug. Jndia liebäugelt mit Amerika, dem Mutterland des Dragstersports. Und der Wunsch könnte schon bald in Erfüllung gehen. Wenn alles klappt, kriegt die schnelle Baselbieterin in diesem Jahr ihre eigene TV-Doku. Das würde den Weg Richtung NHRA (National Hot Road Association) beschleunigen. «Ich hoffe, es klappt», sagt Jndia. «Aber ich bleibe realistisch. Erst wenn ich einmal dort angekommen bin, glaube ich wirklich daran, dass ich es geschafft habe.» Und was würde sie in den USA erwarten? «Das Niveau ist dort höher – klar. Auch wenn nur in den Staaten gefahren wird, ist das für uns Dragster-Fahrer die eigentliche Weltmeisterschaft. Dort fahren die Besten. Dieses Jahr stehen 23 Rennen auf dem Programm. Die Top-Zeiten liegen bei rund 3,65 Sekunden. Das sind Welten verglichen mit Europa. Wenn ich es also wirklich schaffe, in Amerika Fuss zu fassen, dann beginnt für mich vieles von Neuem.»

Der Vorteil in den USA ist offensichtlich. Dragster-Rennen sind dort Kult. «Testen», so Erbacher, «kannst du überall und jederzeit. Nicht so wie bei uns.» Auch punkto Fahrzeuge ginge die Rechnung für Erbacher auf. «Wir haben zwei. Eines davon könnten wir in die USA schicken.» Bis es soweit ist, will Jndia in der Europameisterschaft mit weiteren Top-Leistungen auf sich aufmerksam machen. «Wenn ich an diesem Wochenende sieben Läufe bestreiten kann, wäre das grossartig. Das würde nämlich bedeuten, dass ich es bis ins Finale geschafft habe.»

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