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23.06.2025 Slalom Chamblon: Grispino holt den Titel
Familie Grispino Eichenberger Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Stolzer Champion mit Meister-Shirt: Alessandro Grispino (Mitte) mit Mutter Nicole und Vater Claudio © Eichenberger

Mit diesem Podium hat niemand gerechnet: Alessandro Grispino sicherte sich am Sonntag beim Finale in Chamblon den Schweizer Slalom-Meistertitel vor Yves Hängärtner und Samuel Weibel. Der Tagessieg ging zum vierten Mal in diesem Jahr an Lionel Ryter.

Am Ende flossen Tränen. Vor allem bei Papa Claudio Grispino, der seit 29 Jahren als REG-Fahrer schon manches erleben durfte. Was vor der Saison niemand für möglich hielt, ist gestern Sonntag in Chamblon beim Finale der Schweizer Slalom-Meisterschaft 2025 eingetreten: Alessandro Grispino gewann verdient, aber überraschend den Schweizer Slalom-Meistertitel. «Und das, obwohl wir uns eigentlich gar nicht darauf fokussiert haben», sagt der neue Champion. «Unser Ziel war und ist es, in der Junior-Meisterschaft ganz vorne mitzufahren. Den Titel in der Schweizer Slalom-Meisterschaft hatte ich nicht auf dem Radar.»

Grispino hatte sich schon vor dem Finale auf dem Kasernenareal unweit von Yverdon (VD) in eine ausgezeichnete Position gebracht. Und obwohl er diesmal nicht über genug Gegner in seiner Klasse verfügte, war ihm der Titel eigentlich fast nicht mehr zu nehmen. Nur ein technischer Defekt oder ein böser Fahrfehler hätte Grispino noch aus der Spur gebracht. Doch der 24-Jährige aus Steinen im Kanton Schwyz machte das, was ihn schon die gesamte Slalom-Saison ausgezeichnet hatte: Er blieb cool – zumindest äusserlich… «Die grösste Aufregung verspürte ich, als ich meinen Renault Clio Zuhause aufgeladen habe», schmunzelt Grispino. «Auf Platz war ich relativ gelassen. Ich wusste ja auch, dass mein Vater dabei ist, und er mir mit seiner Erfahrung sicher auch hätte helfen können, wenn es Probleme gegeben hätte.» Doch diese gab es nicht – und so fuhr Grispino (als Zweiter seiner Klasse hinter Rallye-Pilot Jonathan Scheidegger) souverän zum Titel.

Haengaertner Eichenberger Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Hängärtner sicherte sich den Vizetitel auf den letzten Drücker © Eichenberger

Dahinter war die Sache nicht ganz so klar. Spannend machte es vor allem einer: Yves Hängärtner. Der GP3-Pilot aus Gerolfingen (BE) musste, um Gesamtzweiter zu werden, unter die Top 5 im SCRATCH kommen. Nach dem ersten Durchgang war er aber nur Siebter. «Der Motor ging während der Fahrt drei Mal aus – und wir wissen nicht, woran es liegt», meinte Hängärtner mit Sorgenfalten auf der Stirn. Im zweiten Lauf war Hängärtner schon fast am Ziel, als das Rennen wegen eines auf der Strecke stehengebliebenen Fahrzeugs unterbrochen wurde. Für Hängärtner bedeutete dies eine Laufwiederholung – und das bei der Hitze (32 Grad im Schatten, 54 Grad Asphalttemperatur). Dass es Hängärtner in einer Zeit von 3:06,725 min im dritten, unfreiwilligen Anlauf dann doch noch zurechtbiegen konnte, war eine starke Leistung. «Ich hätte nicht gedacht, dass er noch so eine Zeit heraushauen kann», meinte Alt-Meister Christoph Zwahlen anerkennend. «Ich hatte die Bremsbalance verändert», meint Hängärtner. «Das hat das ständige Abstellen des Motors verhindert. Trotzdem war es alles andere als einfach. Die Reifen waren aufgrund des zusätzlichen Laufes komplett hinüber.»

Platz 3 in der Gesamtwertung sicherte sich Samuel Weibel. Auch ihn hatten wohl nur die wenigsten auf dem Schirm. Weibel durfte sogar kurz vom zweiten Platz träumen, als er von den Problemen Hängärtners hörte. Mit dem dritten Platz konnte der Wolfisberger aber sehr gut leben. Sechs von sieben Rennen gewann der Subaru-Pilot 2025 in der SuperSérie. «Für den Meistertitel hätte es eh nicht gereicht», meinte er in Chamblon. «Ein 50-Rappen-Defekt in Bière hat mich dort den Sieg gekostet. Trotzdem freue ich mich natürlich riesig über diesen Erfolg.»

Der vor Chamblon noch auf dem Gesamtpodium gestandene Christian Bartlome (VW Polo) konnte seinen zweiten Platz nicht halten. Der Berner hatte in seiner Klasse (E1 bis 1400 cm3) das Nachsehen gegen Valentin Dähler (Mini Cooper). Selbst eine Steigerung im zweiten Durchgang half nichts. «Erstens hatte ich eine Pylone touchiert, zweitens konnte ich aus meinen Reifen bei der Hitze nicht mehr herauspressen. Und neue Reifen hatte ich nicht mehr.»

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Samuel Weibel, der Drittplatzierte der diesjährigen Saison © Eichenberger

Auch die beiden Formel-Piloten Philip Egli (Formel 3 Dallara) und Lionel Ryter (Formel Renault) wussten, dass ihnen unter normalen Umständen ein Platz auf dem Gesamtpodium entgleiten würde. Zwar fuhren die beiden erneut um den Tagessieg, aber weil sie sich im Laufe der Saison gegenseitig Punkte weggenommen haben, spielten sie im Kampf um die Meisterschaft keine Rolle. Den internen Zweikampf, der diese Saison prägte, gewann Ryter. Damit liegt er nach sieben Rennen bei den Siegen mit 4:3 vorne. Ryter fuhr zwei Mal – wie man ihn kennt mit dem Messer zwischen den Zähnen – eine 2:53er-Zeit. Allerdings berührte er im zweiten Lauf zwei Tore, was gleichbedeutend mit 20 Strafsekunden war. Egli hatte im ersten Durchgang eine tiefe 2:56er-Zeit hingelegt. Eine Steigerung wäre trotz der Hitze möglich gewesen, meinte der gebürtige Glarner. Aber auch Egli musste zu einer Laufwiederholung starten. «Es ist ärgerlich», meinte der entthronte Champion. «Das Rennen wurde abgebrochen, kurz nachdem ich gestartet bin. Und trotzdem liess man mich Dreiviertel des Parcours fahren. Hätte man mich früher angehalten, hätten die Reifen bei der Laufwiederholung noch mehr hergegeben.» Platz 3 im SCRATCH ging an einen weiteren Formel-Piloten: Stéphane Maréchal aus Bière auf einem Formel Renault 2.0.

Schnellster Tourenwagenpilot in Chamblon war (wie schon in Ambri) Sandro Morros auf seinem Porsche 991 GT3 Cup. Zweitschnellster war «Speedmaster» auf seinem BMW M3 GT3. Noch vor den beiden Porsches von Zwahlen und Jean-Paul Chiquita sicherte sich Manuel Santonastaso auf seinem BMW E21 (klassenübergreifend) Platz 3 bei den Tourenwagen. Der Thurgauer lieferte sich ein höchst brisantes Duell mit Arnaud Donzé (VW Golf) und Stephan Burri (VW Scirocco). Beide waren eigentlich einen Hauch schneller als «Santi». Aber weil beiden Pylonen im Weg standen, sicherte sich der «alte Fuchs» Santonastaso mit zwei sauberen Läufen den Sieg in der Interswiss.

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Tagessieger Lionel Ryter feierte seinen vierten Saisonsieg © Eichenberger

Zu den weiteren Klassensiegern in Chamblon zählten: Samuel Weibel (Subaru BRZ, SuperSérie bis 2000 cm3), Pierre Mürner (Porsche 992 GT3, SuperSérie Compétition bis 4000 cm3), Nicolas Pasche (Renault Clio 2, N/ISN/R1), Jonathan Scheidegger (Peugeot 208, A/ISA/R2/R3), Christophe Oulevay (VW Scirocco, IS bis 1600 cm3), Manuel Santonastaso (BMW E21, IS bis 2000 cm3), Michael Zbinden (Opel Kadett GT/E, IS bis 2500 cm3), Jean-Paul Chiquita (Porsche GT3 Cup, IS plus 2500 cm3), Willy Waeber (Porsche SC, Historic plus 2000 cm3), Valentin Dähler (Mini Cooper, E1 bis 1400 cm3), Nicola Alberti (VW Golf, E1 bis 1600 cm3), Jérôme Plancherel (Renault Clio 2, E1 bis 2000 cm3), Hugo Mascaro (BMW E30, E1 bis 2500 cm3), Kevin Métroz (BMW M3, E1 bis 3000 cm3), Pierre Lovey (Mazda 323 GTX, E1 bis 3500 cm3), Sandro Morros (Porsche 991 GT3 Cup, E1 plus 3500 cm3), Antonino Scolaro (Nova Proto NP03, E2-SC), Samuel Métroz (E2-SS bis 1600 cm3), Lionel Ryter (Tatuus Renault 2.0, E2-SS bis 2000 cm3), Yves Hängärtner (Dallara GP3, E2-SS bis 3000 cm3), Adrian Gerber (Citroën Saxo, PSA Trophy N), Max Langenegger (Citroën C2, PSa Trophy A).

Zu Ende ging am Sonntag auch der von Christian Zimmermann privat organisierte Suzuki Swiss Racing Cup. Zwei Rennen standen auf dem Programm – als mögliche Meisterkandidaten kamen Rico Thomann, Michaël Béring und das Flammer-Team in Frage. Am Ende hatte Thomann die Nase vorn, obwohl die Siege in Chamblon an Sandro Fehr (Team Flammer) und Michaël Béring gingen. Für Thomann war es der zweite Titel im Rahmen der Schweizer Meisterschaft. 2019 war der 31-jährige Zürcher bereits Schweizer Junioren-Bergmeister geworden.

Bei den bereits am Samstag ausgetragenen LOC-Rennen war Thomas Hoffmänner (Porsche Cayman 718) der schnellste Fahrer – vor den beiden Lotus-Exige-Piloten Mario Hedinger und Dino Wintsch.

Morros Eichenberger Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Sandro Morros war wie in Ambri schnellster Tourenwagenfahrer © Eichenberger

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