Die autobau Erlebniswelt in Romanshorn (TG) widmet dem Konstrukteur und Rennfahrer Louis Christen (LCR Engineering) vom 4. Juni bis 3. September eine Sonderausstellung.
autobau-Gründer Fredy Lienhard hat sich zum Ziel gesetzt, Schweizer Automobil-Konstrukteuren eine Plattform zu bieten. Ab dem 4. Juni ist die Reihe an Louis Christen (76). In einer Sonderausstellung in den Hallen der autobau Erlebniswelt in Romanshorn wird die Geschichte vom genialen Konstrukteur und Rennfahrer Louis Christen und seiner LCR Engineering gezeigt.
Christen hat sich in der Welt des Motorsports vor allem als Konstrukteur von Seitenwagen einen Namen gemacht. Klingende Namen wie etwa der siebenfache Seitenwagen-Weltmeister Rolf Biland (mit Beifahrer Kurt Waltisperg), das Duo Bruno Holzer/Charly Meierhans oder Steve Webster/David James haben auf Maschinen von LCR Engineering grosse Erfolge gefeiert. Einige dieser Fahrzeuge sind in der autobau ausgestellt. Christen hat aber nicht nur bei den Seitenwagen Erfolge gefeiert. Mit Stefan Dörflinger feierte LCR 1984/1985 mit Krauser/Zündapp zwei WM-Titel in der 80cm3-Klasse.
Christens Kindheitstraum waren aber nicht Motorrad-, sondern Autorennen. Für den St. Galler war klar: «Ich will Rennen fahren. Aber nicht mit irgendeinem Wagen, sondern mit einem selbst konstruierten und gebauten Monoposto-Rennwagen.» So baute er für sich in der Formel V und später Super V seine eigenen Rennboliden. Da er damit Rennen gewann, wollten auch andere LCR-Autos pilotieren. «So wurde ich vom Rennfahrer zum Konstrukteur», erzählte Christen.
Seinen grössten Erfolg als Fahrer feierte Christen am 15. September 1974. Auf dem Norisring gewann er den Finallauf der Super-V-Europameisterschaft vor dem späteren Formel-1-Weltmeister von 1982, Keke Rosberg. Nach einem Unfall in Silverstone 1975, bei dem sich Christen einen Arm brach, beendete er seine Rennfahrer-Karriere – sehr zur Freude seiner charmanten Frau Brigitte. In dieser Zeit importierte Louis Christen auch ARGO Rennwagen aus England, die vom Winterthurer Konstrukteur Jo Marquart gebaut wurden.
In Rheineck entstanden aber auch Fahrzeuge für den Strassenverkehr. So zum Beispiel zwei «Stromboli». «Der Schwachpunkt bei Elektromobilen ist immer die Batterie», sagt Christen. Trotzdem ist das Original aus einem der «Strombolis» noch heute im Einsatz – als Speicher für Christens Solaranlage.
Eines der spektakulärsten LCR-Projekte war sicher der Bau eines Dragsters mit einem Formel-1-Motor. Mitte der 80er-Jahre wurde Christen von der deutschen Motorrad-Fachzeitschrift «MOTORRAD» angefragt, ob er ein Motorrad mit einem F1-Motor bauen könne. Das Fahrzeug war als Titelstory für das Jahresmagazin geplant. Der Bau vom Dragster fand unter grossem Zeitdruck statt. Ausgestattet wurde er mit einem BMW-Turbo, wie er von Formel-1-Weltmeister Nelson Piquet im Brabham im Jahre 1983 eingesetzt wurde.
Ursprünglich wollte Christen nach der Sekundarschule eine Lehre als Mechaniker bei der Firma Saurer in Arbon machen. Aber dort meinten sie, dass er dazu zu intelligent sei. Mit einer Lehre als Maschinenzeichner würde er seine Fähigkeiten besser einsetzen können. Diese Intelligenz gepaart mit handwerklichem Geschick hat er heute noch. Andere Konstrukteure brauchen einen Plan. Louis Christen beginnt einfach mit einem weissen Stück Papier.
Weitere Infos zur Ausstellung unter www.autobau.ch
Text: Elio Crestani
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