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19.11.2020 Steiner und sein Vorreiter-Turbo
Steiner Neues Auto 01 Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Bereit für die Saison 2021: Der LobArt-Honda-Turbo von Marcel Steiner

Die AUTOMOBIL REVUE hat in den vergangenen Wochen mit ihrer Serie «Rennwagen-Porträt» für Aufsehen gesorgt. Wir von Auto Sport Schweiz sind stolz, dass wir die Werke der beiden Autoren Werner Haller und Olivier Derard auch bei uns veröffentlichen dürfen. Teil 13: Der LobArt-Honda von Marcel Steiner.

Marcel Steiner kommt ins Grübeln, als er sich erinnert: «Hmm, im Frühherbst des letzten Jahres haben wir mit dem Projekt begonnen, diesen Juli bin ich erstmals gefahren – ja, rund zehn Monate hat der Umbau schon gedauert.» Im Heck seines LobArt-Sportwagens gibt seit diesem Sommer ein 1.7-Liter-Honda-Turbomotor anstelle des bisherigen 3.0-Liter-V8-Saugers den Takt an. Natürlich hatte der 45-jährige Berner mit dem Triebwerktausch primär eines im Sinn, nämlich schneller fahren zu können. «Aber die neue Technik fasziniert mich auch – und sie fordert mich heraus.»

Da spricht aber auch der Besitzer einer Garage in Oberdiessbach BE: «Die Entwicklung der Motortechnologie geht wegen der Hybridantriebe auch im Strassenverkehr Richtung Turbo.» Ebenso im Rennsport, weiss der fünffache Schweizer Bergmeister: «Lange waren die Formel-3000-Motoren Standard, die V8-Sauger. Nun geht der Trend Richtung Turbo. Ich wollte nicht mehr länger abwarten, bis die Konkurrenten umstellen.»

Vor allem einer machte ihm vergangenes Jahr zu schaffen: Eric Berguerand dominierte die Bergsaison mit seinem Lola FA99 derart, dass Titelverteidiger Steiner früh resignierte. «Ja, das vergangene Jahr hat sicher auch dazu beigetragen, dass ich auf einen Turbomotor umgestiegen bin. Die Entwicklung des Honda-Mugen war am Ende. Ich bin zwar noch persönliche Bestzeiten gefahren, gereicht hat das im Kampf gegen Eric aber nicht.»

Steiner Motor 02 Motorsport Schweiz | Auto Sport Schweiz
Der Honda-Turbo im Heck des LobArt

Ob ihn das neue Turbotriebwerk seines LobArt, basierend auf einem Serienmotor eines Honda Civic Type R, zurück auf die Erfolgsstrasse bringt, kann Marcel Steiner noch nicht abschätzen. Dazu fehlen vor allem wegen der Absage der nationalen Bergmeisterschaft aufgrund der Corona-Pandemie die Rennkilometer. Bei Testfahrten auf dem Rundkurs bei Bresse (F) habe er aber festgestellt, dass der Motor sehr homogen abgestimmt sei, in fast jedem Drehzahlbereich: «Einen Knall im Sinne von brutaler Kraftentfaltung gibt es nicht, im Gegenteil, man fährt sehr angenehm.» Ins Stottern kam er Mitte August, als Steiner in Turckheim (F) beim Bergrennen startete – oder das zumindest vorhatte. Der Ventiltrieb und Kerzen waren defekt. Ab nach Hause!

Turbotechnik und Patente dafür gibt es nahezu seit Beginn des letzten Jahrhunderts, für Furore sorgte sie ab Mitte der 1970er-Jahre mit dem Einstieg des Herstellers Renault in die Formel 1, später aber auch in die Rallye-WM. Trotzdem stutzte Marcel Steiner, als er mit seinem Turboprojekt bei der Firma Helftec Engineering in Hildisrieden LU anklopfte: «Dieses Unternehmen ist noch jung, genauso wie deren Inhaber, die Brüder Guido und Flavio Helfenstein. Die gehen technisch neue, unkonventionelle Wege. Als sie mir ihre Idee eines Turbo vermittelten, dachte ich zuerst auch: Wie bitte? Und das soll funktionieren?»

Der Honda-Turbomotor sei innen auf jeden Fall «revolutionär!», sagt Steiner – und lacht schelmisch auf die Frage, was denn, bitte schön, so fortschrittlich sei an seinem neuen Triebwerk. Geheimnisse kann er nicht ausplaudern: «Was die Brüder im Motor genau verbaut haben, weiss ich selbst nicht. Muss ich ja auch nicht. Ich will bloss eines: dass das Ding läuft.» Auf jeden Fall sei der Wechsel vom V8-Motor zum Turbo weniger spektakulär verlaufen als 2010 der Tausch des Martini Mk77-BMW seines Vaters Heinz gegen den Osella FA30, bevor er 2016 schliesslich im LobArt-Mugen Platz nahm. Den Kopf zerbrechen musste sich Steiner aber dennoch. Der Turbomotor brachte einige Umbauten am Sportwagen mit sich, vorab betreffend der Ansaugerei: «Der alte V8-Motor bezog die Luft noch über die Airbox über dem Fahrerhelm. Die gibt es nicht mehr, weil die Luftzufuhr für den Turbomotor nun auf der Seite des Autos ist.» Ansonsten habe er aber Glück gehabt: «Die Wasser- und Ölkühlung konnten wir behalten.»

Aber da ist noch etwas anders am Lob-Art-Honda-Turbo. Der AR-Journalist kommt ins Grübeln, als er den Rennwagen betrachtet, zuckt dann schliesslich aber mit den Schultern. «Die Farbe. Das Auto ist wieder weiss», sagt Steiner. Klar, der Anstrich ist ja quasi Steiner-Kult, schon beim Martini-BMW und beim Osella dominierte Weiss, daneben noch ein paar rote und schwarze Klekse. Mit dem LobArt kam der dunkle Karbonlook, was man aber fast rasch vergisst, wenn man den Rennwagen des Ex-Champions in alter, neuer Frische vor sich stehen hat. «Der Rennwagen ist weiss, so wie es seine Vorgänger waren. Der Wechsel weg vom dunklen Karbonlook steht auch für den Beginn einer neuen Ära meines Rennwagens.» Wir sind gespannt, was sie bringen wird.

LOBART-HONDA-TURBO E2-SC
Baujahr: 2015
Karosserie: 2-sitziger Sportscar, Vollkarbon
L x B x H mm: 4280 × 1900 × 1030
Radstand mm: 2550
Gewicht kg: 595
Motor: Honda K20 Turbo, 1750 cm3
Leistung PS: 550
0–100 km/h s: «Ziemlich schnell»
Höchstgeschwindigkeit km/h: Je nach Übersetzung bis 300
Chassis/Getriebe: LobArt LA01, Karbon; Hewland 6-Gang mit Wippschaltung

AR #39, 24. September 2020, Autor: Werner J. Haller, www.automobilrevue.ch

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Marcel Steiner bei Testfahrten in Bresse (F)

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