Julien Apothéloz (19) ist auf dem besten Weg, sich im internationalen Rennsport zu etablieren. Der einstige Gewinner der Young Driver Challenge will 2021 im GT3-Sport Fuss fassen. ASS hat mit dem schnellen Zürcher gesprochen.
Hast du die Niederlage im Kampf um den Titel in der GT4 Germany 2020 verdaut?
Julien Apothéloz: Ja, der Fokus liegt inzwischen auf 2021. Im ersten Moment war es aber sehr frustrierend. Wir haben die Meisterschaft bis vor dem letzten Rennwochenende angeführt. Und dann leider noch verloren, weil mein Teamkollege im ersten Rennen eine Durchfahrstrafe erhielt. Ich selber konnte mir nichts vorwerfen. Dennoch war es nicht leicht, diese Niederlage zu akzeptieren.
Was hast du Positives aus dieser schmerzlichen Erfahrung mitgenommen?
Dass wir uns im Laufe der Saison kontinuierlich gesteigert haben. Dass mir der Umstieg vom TCR in den GT-Sport gelungen ist. Und dass ich das Gefühl habe, mich dort etabliert zu haben.
Wie leicht ist dir die Umstellung gefallen?
Es braucht immer etwas Zeit – das ist klar. Im GT4-Mercedes habe ich Fahrhilfen wie ABS oder Traktionskontrolle. Ausserdem musste ich mich an den Heckantrieb gewöhnen. Aber ich denke, ich habe das gut hingekriegt. Es hat viele Leute gegeben, die mir prophezeit haben, dass ich zwei Jahre brauche. Im Moment sieht es so aus, als ob ich schon in diesem Jahr den nächsten Schritt machen kann.
Das heisst Richtung GT3?
Das ist das Ziel. Und das Wunschszenario wäre natürlich, dass ich diesen Schritt mit meinem Team HTP machen könnte. Die Gespräche laufen. Aber noch kann ich nichts verkünden.
Hast du noch andere Pläne?
Ja, ich plane das Permit auf der Nordschleife zu machen. Der GT-Sport ist dort sehr stark verwurzelt. Und ich würde gerne Rennen auf dieser Strecke bestreiten.
Als ehemaliger Gewinner der Young Driver Challenge hast du es in knapp zwei Jahren zum GT-Fahrer geschafft. Würdest du deinen Weg auch anderen Nachwuchsrennfahrern empfehlen?
Nach mir gab es die YDC ja nur noch ein Jahr (Gewinnerin Karen Gaillard). Und die TCR Germany hat sich in dieser Zeit ja auch nicht unbedingt in eine wirklich positive Richtung entwickelt. Im Gegenteil: Als ich 2018 mein erstes Rennen absolvierte, standen noch 30 Autos am Start. 2019, als ich eine komplette Saison fuhr, waren es noch 20. Im Vorjahr zwischen 10 und 15. Mit der Erfahrung, die ich 2020 in der GT4 gesammelt habe, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass ein junger Fahrer eine Meisterschaft wie die TCR auch überspringen und direkt vom Kart einsteigen könnte. Mein Teamkollege Luci Trefz hat es jedenfalls auch so gemacht. Und er war nicht der einzige im letztjährigen Feld.