Am Wochenende steht mit dem Bergrennen am Gurnigel ein Klassiker auf dem Programm. Während bei den Rennwagen die Entscheidung um den Titel bereits gefallen ist, wird es bei den Tourenwagen erst so richtig spannend.
Robin Faustini hat in Oberhallau vorzeitig den Titel in der Schweizer Berg-Meisterschaft bei den Rennwagen gewonnen. Am Gurnigel könnte Danny Krieg dieses Kunststück bei den Tourenwagen gelingen. Der 48- jährige Altendorfer hat am Sonntag einen ersten Matchball. Ist Krieg auch am Gurnigel der schnellste Tourenwagen, kann der Fahrer des VW Golf Rally die Korken knallen lassen. Selbst ein zweiter Platz (in seiner Klasse E1) würde Krieg zum vorzeitigen Titelgewinn reichen – völlig unabhängig davon, was die Konkurrenz macht.
Dahinter kann noch vieles passieren. Arnaud Donzé (VW Golf, 91 Punkte), Alexandre Comby (Porsche Cayman GT4, 80), Jean-Paul Chiquita (Porsche GT3, 76), Hermann Bollhalder (Opel Speedster, 71), Pierre Mürner (Porsche GT3, 69,5) und Sébastien Coquoz (Opel Kadett, 68) kommen noch alle für einen Platz auf dem Treppchen in Frage.
Im Berg-Pokal sieht die Ausgangslage anders aus. Dort führt Krieg zwar auch, aber nur mit fünf Punkten Vorsprung. Den Pokal für hubraumschwächere Tourenwagen bis 2 Liter würde nur dann vorzeitig an Krieg gehen, wenn er sich einen «Zwanziger» gutschrieben liesse, während seine direkten Verfolger Jean-François Chariatte (Fiat X1/9), Thomas Zürcher (Renault Clio III) und Arnaud Donzé (VW Golf) komplett leer ausgehen würden. Davon ist aber nicht auszugehen. Ausserdem muss Krieg zuerst in seiner Klasse gewinnen. Und da muss er nicht nur den schnellen Coquoz bezwingen, mit «Speedmaster» auf einem Lancia S4 ist noch ein weiterer «unbequemer» Gegner in seiner Klasse dazugekommen.
Im Kampf um den Tagessieg wird es zu einer Neuauflage Robin Faustini in seinem Nova NP01 Emap gegen «den Rest der Welt» kommen, wobei einer auch am Gurnigel fehlt: Joël Volluz. Für Faustini geht es nach der vorzeitigen Sicherstellung seines zweiten SM-Titels darum, die restlichen zwei Rennen am Gurnigel (und eine Woche später in Les Paccots) auch noch zu gewinnen. Damit wäre der 27-jährige Aargauer im zweiten Jahr nacheinander ungeschlagen! Schon jetzt ist die Serie der Ungeschlagenheit beeindruckend: Seit Les Paccots 2023 hat kein anderer Fahrer mehr einen Tagessieg errungen, sieht man von Joël Volluz ab, der den mit Hemberg (Sieger Faustini) kollidierenden Saisonauftakt in La Roche für sich entscheiden konnte.
Einer, der die Serie Faustinis gerne beenden würde, ist Lokalmatador Marcel Steiner. Der Markenkollege von Faustini will sich nach seinem Abflug in Oberhallau rehabilitieren. Ob ihm das auf seiner Hausstrecke gelingt? Spannend wird auf jeden Fall auch noch der Kampf um Platz 2 im Gesamtklassement. Auf diesem liegt momentan Michel Zemp (Norma M20 FC) vor Thomas Amweg (Nova NP01 Helftec) und Victor Darbellay (Nova NP01 Hartley). Das Trio ist durch lediglich zwölf Punkte getrennt. «Wenn es mir gelingt, in den verbleibenden zwei Rennen aufs Podium zu fahren – und das jeweils vor Zemp – dann kann ich noch Zweiter werden», rechnet Amweg, der eben erst zum neunten Mal die Arosa ClassicCar gewann, vor.
Nach einer längeren Pause geht es auch in der Schweizer Junior-Meisterschaft auf die Zielgerade. Vor dem Rennen am Gurnigel liegen zwei Fahrer (ohne Verlustpunkte) in Führung: Lionel Ryter auf seinem Formel Renault 2.0 sowie Alessandro Grispino auf seinem Renault Clio. Nimmt man den bisherigen Verlauf der Saison als Massstab, dann dürften die beiden auch am Gurnigel und eine Woche später beim Finale in Les Paccots voll punkten. Damit kämen beide auf 200 Punkte – minus ein Streicher beim Slalom und ein Streicher am Berg, womit es 150:150 stünde. In diesem Fall ginge der Titel an Ryter, weil er im SCRATCH jeweils klar vor Grispino gelegen hat. Aber eben: Noch ist nichts entschieden. Ein technisches Problem am Gurnigel könnte die Ausgangslage in Nullkommanichts ändern.
Zur Strecke: Die kurvenreiche, mittelschnelle Bergrennstrecke am Gurnigel misst 3734 Meter und gilt als technisch anspruchsvoll. Insgesamt sind 314 Höhenmeter zurückzulegen. Die maximale Steigung beträgt 12,6%. Im Vorjahr hat Robin Faustini einen neuen Streckenrekord beim Berner Traditionsrennen in 1:38,788 min (= 136,084 km/h) aufgestellt. Das Rennen am Gurnigel geht auf 1910 zurück. Der erste Sieger, der Berner Edmond von Ernst, brauchte für die Strecke von Dürrbach zum Hotel Gurnigelbad 7,27 min. Ab 1920 wurde das Rennen in unregelmässigen Abständen durchgeführt. 1970 wurde «der Gurnigel» dann in den Kalender der Schweizer Meisterschaft aufgenommen und seither (bis auf die Corona-Jahre 2020 und 2021) Jahr für Jahr ausgetragen.
Die ersten Trainings am Gurnigel starten am Samstag, 13. September, ab 7.00 Uhr. Am Sonntag geht es ebenfalls ab 7.00 Uhr mit den ersten Rennläufen los. Insgesamt sind drei Durchgänge geplant. Die beiden besten Laufzeiten werden am Ende addiert. Neu ist ab diesem Jahr, dass das Feld der REG-lizenzierten Pilotinnen und -Piloten seine Trainings- und Rennläufe ausschliesslich am Samstag, 13. September, durchführt. Der Sonntag, 14. September, steht ganz im Zeichen des NAT-Feldes, der Schweizer Bergmeisterschaft also. «Ganz neu ist das nicht. Bis 2019 starteten die REG-Pilotinnen und -Piloten auch nur samstags, ab der Veranstaltung 2022 waren sie auch sonntags im Einsatz», sagt Rennleiter Silvio Gaffuri. «Es hat sich aber gezeigt, dass es für uns als Veranstalter einfacher ist, den Rennbetrieb trotz Rennunterbrüchen flüssig zu gestalten, wenn wir die REG- und NAT-Felder trennen.»
Tickets für das 54. Bergrennen Gurnigel können über die Homepage bezogen werden. Kinder bis fünf Jahre haben freien Eintritt. Tagestickets für Kinder gibt es ab zehn Franken, für Erwachsene kostet der Eintritt 25 Franken und für Familien 58 Franken. Es sind aber auch Kombitickets für beide Renntage verfügbar: Kinder ab sechs Jahre bezahlen 16 Franken, Erwachsene 40 Franken und Familien 95 Franken. Mehr Informationen finden sich auf https://www.gurnigelrennen.ch/
Termine Schweizer Berg-Meisterschaft 2025
14./15. Juni, Hemberg und La Roche – La Berra
29. Juni, Reitnau*
12./13. Juli, Ayent – Anzère*
16./17. August, St-Ursanne – Les Rangiers
30./31. August Oberhallau
6./7. September, Massongex
13./14. September, Gurnigel*
20./21. September, Châtel-St-Denis – Les Paccots*
*zählen zur Schweizer Junior-Meisterschaft
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