Wie schon bei den letzten Ausgaben veröffentlichen wir an dieser Stelle den einen oder anderen Artikel aus dem vierteljährlich erscheinenden Magazin von ASS. Teil 3: Was macht eigentlich Nicolas Bührer?
Ein Rekord für die Ewigkeit – gibt es das? Bei Michael Schumachers 91 GP-Siegen in der Formel 1 hat man lange von einem solchen Rekord gesprochen. Dann kam Lewis Hamilton und übertrumpfte ihn. Ob seine Bestmarke (aktuell 103 Siege) für die Ewigkeit reicht, ist schwer zu sagen. Aber es gibt einen Rekord, der ist vermutlich tatsächlich für die Ewigkeit: die 6322 Punkte, die Nicolas Bührer beim Sportabzeichen von Auto Sport Schweiz vorweisen kann.
Sportabzeichen? Das Sportabzeichen wurde 1947 eingeführt und dient dazu, die Leistungen der Schweizer Automobilsportler im Rahmen der verschiedenen Wettbewerbe im In- und Ausland auszuzeichnen. Bührer liegt dort (mit insgesamt 786 Siegen) einsam an der Spitze. Der Zweitplatzierte Alain Pfefferlé hat nicht einmal die Hälfte von Bührers Punkten. Fahrer wie Jo Siffert oder Clay Regazzoni liegen mit 1163 respektive 1036 weit zurück… Wer bitteschön soll Bührer in dieser Rangliste einst einholen?
78 Jahre alt ist der Rentner aus Biel. Wobei der Begriff Rentner in seinem Wortschatz nicht vorkommt. Bührer arbeitet noch heute, führt sein Geschäft, die Bührer & Co. AG, ein Bauunternehmen, in Eigenregie. «Ich habe nur zwei Sachen, die mich im Leben interessieren», sagt Bührer. «Mein Job und der Rennsport!»
1033 Rennen hat er seit 1969 bestritten – das letzte 2019 in Ambri. Dafür hatte sich Bührer noch extra einen neuen Porsche GT3 RSR angelacht. «Solange körperlich und biologisch die Möglichkeit besteht, Rennen zu fahren, werde ich das machen. Natürlich immer vorausgesetzt, dass ich von meinem Hausarzt das i.O. bekomme. Aber das hat bisher immer geklappt.»
Angefangen hat Bührer bei nicht lizenzierten Rennen. Schon bald versuchte er sich auch im internationalen Rennsport. «Allerdings», so sagt er, «mit bescheidenem Erfolg.» Immerhin: 1976 qualifizierte er sich für die 24h von Le Mans. Und auch sonst war er auf allen renommierten Strecken von Kyalami bis zur Nordschleife unterwegs, ehe er sich dann auf den nationalen Rennsport konzentrierte. Dort fuhr er jahrelang an der Spitze mit – egal, ob im Ferrari 365 GTB, im Schnitzer- BMW-M1 oder in seinem Lieblingsauto, dem Ford Sierra Cosworth RS500 von Eggenberger. «Gegen den Ford Sierra war der Porsche 935 punkto Handling ein Kinderspielzeug.»
Ob Bührer 2023 ein Comeback gibt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. «Eigentlich muss ich nur Benzin einfüllen und die Batterie laden, dann kann ich einsteigen», sagt Bührer. «Aber um konkurrenzfähig zu sein, sollte man möglichst oft hinterm Lenkrad sitzen.» Ob er dafür die Zeit hat, ist noch offen. Bis Ende Dezember war der Mann im Unruhestand noch mit dem Umzug seiner Firma beschäftigt. Dennoch ist es gut möglich, dass es nicht bei den 6322 Punkten bleiben wird…